Zwergplanet Ceres: Kohlenwasserstoffe kamen wohl von auĂźen

Die Raumsonde Dawn fand vor rund zehn Jahren organische MolekĂĽle auf dem Zwergplaneten. Ein Max-Planck-Team hat mit KI untersucht, woher diese stammen.

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Zwergplanet Ceres

Zwerplanet Ceres, aufgenommen von der Sonde Dawn

(Bild: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA)

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Das organische Material dem Zwergplaneten Ceres ist wahrscheinlich außercerischen Ursprungs: Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss, dass Asteroiden aus dem äußeren Asteroidengürtel, die in den Zwergplaneten eingeschlagen sind, es mitgebracht haben.

Dafür hat ein Team unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen die Daten, die die Raumsonde Dawn von dem Zwergplaneten gesammelt hat, umfassend ausgewertet. Dabei wurde erstmals Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. Dawn war im März 2015 bei Ceres angekommen und hatte Daten gesammelt, bis ihr im November 2019 der Treibstoff ausging

Ceres ist ein etwa 960 Kilometer großer Zwergplanet im mittleren Asteroidengürtel zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter. Damit ist er deutlich größer als die anderen Asteroiden. Eine weitere Besonderheit ist die große Menge an Wasser und Salz. An manchen Stellen tritt Sole aus Eisvulkanen an die Oberfläche.

Bei Messungen mit dem Spektrometer hatte Dawn in mehreren Kratern des Zwergplaneten Hinweise auf organische Moleküle gefunden, und zwar auf aliphatische Kohlenwasserstoffe. Das sind organische Moleküle, bei denen Kohlenstoffatome lange, nicht geschlossene Ketten bilden. Bislang war die Forschung davon ausgegangen, dass die Kohlenwasserstoffverbindungen im Innern von Ceres entstanden und von den Eisvulkanen an die Oberfläche gebracht wurden.

Das MPS-Team hat mithilfe von KI die gesamte Oberfläche von Ceres nach den aliphatischen Molekülen untersucht. Das Ergebnis war, dass Fundstellen organischer Moleküle selten seien, sagte Ranjan Sarkar, Erstautor des Aufsatzes in der Fachzeitschrift AGU Advances. Vor allem: "Sie zeigen keine typischen Merkmale von Kryovulkanismus."

Das bedeutet, dass die organischen Moleküle, die als Grundbausteine für Leben gelten, von außen auf den Zwergplaneten gekommen sein müssen. Das Team vermutet, dass Asteroiden aus dem äußeren Asteroidengürtel sie dorthin gebracht haben. Auf diesen Himmelskörpern, die als weitgehend unveränderte Überbleibsel aus der Frühzeit des Sonnensystems gelten, sind bereits organische Verbindungen gefunden worden.

Da diese Asteroiden nicht allzu schnell unterwegs sind, entsteht bei einem Einschlag auf Ceres vergleichsweise wenig Hitze. Diese Temperaturen können organische Verbindungen überstehen.

Das Team will aber nicht ausschließen, dass auch in dem unterirdischen Ozean von Ceres Kohlenwasserstoffe entstanden und eventuell sogar an die Oberfläche gelangten. "Die organischen Ablagerungen, die bisher mit Dawn sicher nachgewiesen wurden, stammen jedoch wahrscheinlich nicht von Ceres selber", sagte Andreas Nathues vom MPS. Aber Dawn habe "nicht alle Arten organischer Verbindungen aufspüren" können. Um organisches Material aus dem Inneren nachzuweisen, bedürfe es einer zukünftigen Landemission.

(wpl)