Themenmolekül: Stammzellen-Rap

Glasers gesammelte Linkwolke aus der Welt der Wissenschaft und Technologie. Heute: Ein Tauchgang durch Anatomie und Lebenswissenschaften.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Glaser

Auf meinen Expeditionen durch das Netz finde ich immer wieder bemerkenswerte Informations-Atome, die sich im Lauf der Zeit zu digitalen Themenmolekülen verbinden. Gelegentlich möchte ich der geneigten Leserschaft an dieser Stelle solche Link-Gravitationswolken aus der Welt der fröhlichen Wissenschaft und Technologie vorlegen. Heute: Ein Tauchgang durch Anatomie und Lebenswissenschaften, gestreift von Chemie-wie-noch-nie, einer archimedischen Designerwaage und einer Erklärung des Immunsystems anhand von Keksen.

Die aktuelle Organ-Mode: Herzen aus Jeans, Lungen aus Sofabezugsstoff – die Umschlaggestalter des WAD Magazine ("A magazine about urban fashion & culture") haben tief in die Möglichkeiten des anatomischen Gestaltungsvorrats gegriffen.

Wie kann eine wissenschaftliche Ausbildung den Blick auf die Welt verändern? "Life With Knowledge" von Low Cost Filmes (Antonio Aleixo und Fabio Vicente) wurde für den Open Film-Wettbewerb der Fakultät für Lebenswissenschaften an der Universität Kopenhagen produziert und mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Die Musik ist von Joao Bordeira.

Das "Knowledge Weavers Project" der Health Sciences Library an der University of Utah versammelt eine Reihe von innovativen Multimedia-Ressourcen, Animationen und Tutorials, die Bereiche aus der Medizin und den Lebenswissenschaften anschaulich machen und erklären – vom HyperHerz über einen WebQuizBuilder bis hin zu einem interaktiven Atlas des Gehirns.

"Fuck Yeah Chemistry" von Adam Lloyd ist das mit Abstand lustigste Chemieblog seit langem. Zu erfahren und zu sehen ist dort unter anderem, dass Blei-(II)-Hydroxid aussieht wie Glitter, dass es zehn ziemlich obskure Elemente im Periodischen System der Elemente gibt oder dass Raven Hanna Silberschmuck im Form don DNS-Basenpaaren macht.

Aparte Anatomie für's Dekollete: Eine Lunge im Industrie-Stil als Anhänger für eine Halskette von missyindustry drüben bei Etsy. Vielleicht hört der Freund dann auf zu rauchen.

Süß: Das Immunsystem anhand von Keksen erklärt von Ms. Humble von Not So Humble Pie und dem wissenschaftlichen Kenntnisreichtum von Joanne. So macht die Begegnung mit roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weissen Blutkörperchen (Lymphozyten, basophilen, eosinophilen und neutrophilen Granulozyten) und Blutplättchen richtig Spaß.

“The Tell Tale Heart” ist der Titel des Kunst- und Designmagazins CMYK (Ausgabe 46), auf dem die Illustratorin Melinda Beck eine meisterliche Interpretation des Edgar Allan Poe-Klassikers zeigt – ein Herz, das ein Gesicht ist, eines mit einem ganz besonderen Ausdruck.

Lady Gaga im Labor: immer mehr Coverversionen von Bad Romance überfluten das Netz, hier eine ausgesprochen wissenschaftliche: eine Anzahl von Nerds aus einem Biologie-Labor singt über Petrischalen, Tupfern und Schutzhandschuhen eine der ungewöhnlichsten Versionen des Lieds – gloves, gloves, gloves! (hier zu ggf. Studienzwecken Hunderte weitere Lady Gaga-Coverversionen).

Bei "Here Comes Science" von They Might Be Giants handelt es sich um eine wahrhaft interessante Lektion in den allgemeinen Wissenschaften. Keine Sorge, Sie haben nichts Falsches gegessen – die Videos sind wirklich ein bisschen merkwürdig. Zu den Darbietungen gehören psychedelische Illustrationen, ein Song über unsere Beziehung zu Affen sowie die Funktion der Blutzellen.

Die Künstlerin Michele Banks aus Washington hält die Schönheit des Lebens, wie sie sich unter dem Mikroskop zeigt, auf altmeisterliche Art mit Wasserfarbenmalereien fest. Sie malt bevorzugt Dinge aus Biologie und Medizin, und ihre spezielle Zuneigung gilt der lebenden Zelle.

Diese archimedische Waage der italienischen Firma aquacalda design sieht auf den ersten Blick aus wie eine gewöhnliche Schale, aber es ist eine Waage. Sie funktioniert nach dem archimedischen Prinzip, das auf folgender Beobachtung basiert: Taucht ein Körper in Flüssigkeit ein, nimmt seine Gewichtskraft ab. Es wirkt eine entgegengesetzt gerichtete Kraft, die Auftriebskraft. Je schwerer ein Objekt ist, das in die Schale gelegt wird, desto tiefer sinkt sie ein. Anhand von Maßlinien an der Außenseite lässt sich ablesen, wie schwer das Objekt ist. Es sollte allerdings nicht schwerer als 500 Gramm sein, damit die Technik funktioniert.

Das Glutkissen: Ein wunderbares Sofakissen von Heather Lin, dem ein Erdkrustenquerschnitt mit dem Magmakanal eines Vulkans aufgesteppt ist. Anders als der isländische Eyjafjallajökull läßt einen dieser Vulkan bei höchstens mikroskopischer Staubentwicklung angenehm ruhen.

Nach den Petrischalen-Keksen nun die nächste nützlich-kunstvolle Innovation: Petrischalen-Seife. Die auf der Basis von Kokosnussöl hergestellten Seifenstücke sind liebevoll koloriert, um das Aussehen der entsprechenden Laborgläser mit den unterschiedlichsten Formen von Baktierienabstrichen auf Agar Agar überzeugend nachzuempfinden.

Und zum Schluss rappt Dr. Jonathan Garlick, Professor am Department of Oral and Maxillofacial Pathology n der Tufts University im Massachusetts zur Musik von Kanye and Jay-Z über die Vorteile der Stammzellenforschung. (bsc)