Zentraler Speicher

25 GByte, 50 GByte, unbeschränkter Speicherplatz, alles umsonst und draußen im Netz – Online-Speicherdienste werben wie üblich mit großen Zahlen. Dabei sind andere Funktionen viel wichtiger und unter Umständen Geld wert.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Johannes Endres
  • Urs Mansmann

Moderne Online-Speicher lassen sich benutzen wie ein USB-Stick, den man nicht zu Hause vergessen kann: Stehen die Daten im Netz, hat man sie überall dabei; statt dem Kumpel den Stick rüberzureichen, schickt man ihm einen Link, und ein Backup im Internet bleibt auch dann erhalten, wenn die Wohnung inklusive Fileserver und Backup-Platte abbrennt.

Für jeden Anwendungszweck – Filesharing, Backup oder USB-Stick-Ersatz – gibt es spezielle Dienste. Und darin liegt auch ihr großer Nachteil, denn für jeden muss man sich nicht nur Zugangsdaten merken, sondern sich auch mit einer anderen Bedienung herumschlagen. Üblich sind mehr oder weniger mit Flash, Java(Script) und ActiveX aufgepeppte Seiten für den Datei-Upload. Wenn dann mal der Browser Schluckauf bekommt oder der Server kurz einnickt, ist gleich die ganze Übertragung dahin. Und auch beim Zugriff auf die mühsam hochgeladenen Daten muss man sich immer merken, wo denn jetzt was liegt und wie man diesen Dienst denn nun wieder bedient. Besonders wenn man Daten mit weniger Computer-affinen Familienmitgliedern teilt, ist allein schon die Vielfalt der Interfaces ein Problem.

Der bessere Online-Speicher sind daher Systeme, die sich in Desktop-Betriebssysteme wie ein Verzeichnis oder ein Laufwerk integrieren. Sie scheren sich nicht um die Art der Daten und verdienen damit den Namen Online-Festplatten. Dem Nutzer bleibt so die freie Entscheidung, welche Programme er benutzt. Er öffnet Texte per Doppelklick direkt im Lieblings-Editor und lässt ein Backup vom Programm seiner Wahl erledigen. Portable Versionen der Software starten sogar direkt von der Online-Festplatte. Trotzdem bieten diese Dienste ein Web-Interface, über das man überall an seine Daten kommt und sie auch leicht an andere weitergibt.

Für die nahtlose Einbindung gibt es zwei Methoden: Synchronisationsdienste beobachten einen lokalen Ordner und gleichen ihn ständig mit dem Online-Speicher ab. Die anderen Online-Festplatten werden über Standardprotokolle angesprochen, die alle Desktop-Betriebssysteme beherrschen. Ohne Client kommt zum Beispiel WebDAV aus, eine Erweiterung von HTTP, die jedoch in ihren aktuellen Implementierungen nur eingeschränkt funktioniert (siehe S. 116 in c't 15/2010).

Besser klappt die direkte Integration mit dem Protokoll der Windows-Freigaben, das Microsoft im Moment gerne CIFS (Common Internet File System) nennt, das aber unter seinem alten Namen SMB (Server Message Blocks) bekannter ist. Leider war es ursprünglich nicht für das Internet gedacht, sondern nur fürs lokale Netz, was sich zum Beispiel in der fehlenden Verschlüsselung der Nutzdaten zeigt. Derzeit ist HiDrive von Strato das einzige Angebot, das sich mit SMB nutzen lässt. Dieser Dienst zeichnet sich auch sonst durch die große Zahl an Protokollen aus. Dazu gehören die jeweils verschlüsselten Varianten wie HTTPS und rsync über SSH. Da SMB die Nutzdaten normalerweise nicht verschlüsselt, stellt Strato einen Client zur Verfügung, der automatisch eine OpenVPN-Verbindung herstellt und darüber SMB spricht.

Im Prinzip kann man seine Daten auch auf einem Netzwerkspeicher (NAS) im eigenen Netz ablegen und diesen über das Internet freigeben. Doch das Gehampel mit DynDNS und Port Forwardings ist nicht jedermanns Sache und die Kombination funktioniert weniger stabil als ein professionell betriebener Online-Speicher. Außerdem braucht so ein ständig laufendes NAS teuren Strom, die Daten liegen nicht redundant gesichert vor und mit den Zugriffsrechten kann man beliebig große Sicherheitslöcher ins System reißen. Und bei jedem Zugriff über das Internet müssen alle Daten durch den meist langsamen Upstream des heimischen Anschlusses. Ein zentraler, gut angebundener, womöglich verteilter Online-Speicher spart beim Download erheblich Zeit. Zum Befüllen dieses Speichers muss man die Daten nur einmal über den langsamen Upstream quälen.

Um Daten auf mehreren Rechnern zu nutzen, greift man gerne zum USB-Stick – das aber ist riskant, denn die kleinen Sticks fallen mitunter aus, werden versehentlich mitgewaschen oder gehen verloren. Und wenn es wichtige Daten zu sichern gilt, hat man den kleinen Speicher garantiert wieder zu Hause liegen lassen.

Eine Online-Festplatte als Ersatz muss zwei Hauptbedingungen erfüllen: Die Daten müssen dort ebenso gut vor fremden Augen geschützt sein wie auf dem Stick in der Hosentasche. Dafür sorgt die Verschlüsselung. Trotzdem muss man überall und jederzeit an seine Daten herankommen. Für Smartphones oder das iPad leistet mancher Online-Dienst mehr als der Stick, denn diesen Geräten fehlt der USB-Anschluss. Die Web-Interfaces lassen sich dagegen in der Regel auch mit mobilen Browsern bedienen.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 15/2010

Mehr Infos

Speichern im Internet

Artikel zum Thema "Speichern im Internet" finden Sie in c't 15/2010:

  • Daten sichern, teilen und überall nutzen mit Online-Festplatten - Seite 104
  • Persönliche Dateien sicher im Internet speichern - Seite 110
  • Protokolle für die Internet-Festplatte: WebDAV & Co. - Seite 116

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