Kommentar: So schlecht sind die Argumente fĂĽr Microsoft 365

Laut Microsoft ist MS Office unpraktisch und zu teuer – die M365-Cloud ist die Zukunft! Moritz Förster nimmt die abenteuerliche Argumentation auseinander.

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(Bild: IB Photography/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Das Ende naht: Ganz offiziell schiebt Microsoft sein klassisches Office jetzt aufs Abstellgleis. Dass der Konzern ausschließlich in seiner M365-Suite die Zukunft sieht, war schon länger klar – doch ab wann er anfangen würde, seine Legion an Unternehmenskunden aggressiv in die Cloud zu drängen, nicht. Jetzt geht es also mit einer Hofberichtsstudie los, die beweisen soll, wie sehr sich der Umstieg für Firmen lohnen würde. Ob die Anwender jetzt wirklich so viel Zeit sparen, die Administratoren so stark entlastet und die Kosten für Soft- und Hardware so sehr sinken werden, ist wenigstens fraglich.

Ein Kommentar von Moritz Förster

Moritz Förster schreibt seit 2012 für die iX und heise online. Er betreut neben dem iX-Channel den Bereich Arbeitsplatz.

Unverschämt ist, dass Microsoft in der Auswertung der Studie von "Limitierungen" des klassischen Office spricht, die Nutzer verstärkt bemerken würden. Handelt es sich dabei um fehlende Funktionen, die die Entwickler natürlich einfach nachrüsten könnten? Nein – aber die Office-Programme würden auf dem Desktop feststecken, wodurch die Produktivität abseits des festen Büros arg leide. Ist klar, wer erlebt das in der Bahn nicht tagtäglich: Heerscharen sitzen verzweifelt vor ihren Smartphones, weil sie eine für den Betrieb essenzielle Excel-Tabelle nicht bearbeiten können. Erst wenn sie wieder am Schreibtisch-PC angekommen sind, kann es mit der echten Arbeit weitergehen. Wenn doch nur jemand einen mobilen Rechner erfinden würde.

Hinzu kommt laut Microsoft, dass man unterwegs nicht leicht auf seine Dateien zugreifen könne. Ernsthafte Behauptung: Angeblich kann der weiterhin nicht erfundene Laptop nur schlecht aus der Ferne Dateien von einem zentralen Speicher holen, denn das ist ja M365-Cloud-Neuland. Obendrein heißt es, die Remote-Kommunikation mit Mitarbeitern könne ausschließlich mit MS Teams richtig funktionieren – Chats? E-Mail? Telefon? Ach ja, da war ja was …

Doch all das ist nur Vorgeplänkel, denn der springende Punkt sind die angeblich immer weiter steigenden Kosten für die eigene IT. Denn wer unterschiedliche Anbieter für E-Mails, Storage und virtuelle Meetings heranzieht, muss laut Microsoft draufzahlen. Die logischste aller Lösungen: All das einem einzigen Anbieter anvertrauen. Microsoft und seiner M365-Cloud zum Beispiel. Die kommt jetzt auch mit KI und die macht ganz bestimmt alles noch einmal billiger. Und wenn die Kunden ohne realistische Migrationsoption im Cloud-Monopol gefangen sind, wird niemand niemals nicht an der Preis-Daumenschraube drehen.

Zum Ende fällt Microsoft noch ein ganz subtiler Hinweis ein: Die Zeit für alte Office-Versionen läuft aus. Versionen 2016 und 2019 erhalten noch bis Mitte Oktober 2025 Support. Und anschließend wird der Weiterbetrieb gefährlich (übrigens: M365 ist immer sicher, Quelle: Microsoft). Brisant ist, dass Ende 2024 noch ganze 70 Prozent der deutschen KMUs eine dieser beiden Versionen eingesetzt haben. Bleiben noch Office 2021 und 2024 – letzteres galt für manche schon als Überraschung, als doch noch ein klassisches Paket für "Nischenszenarien" auf den Markt kam.

Doch sollten sich Nutzer keine zu großen Hoffnungen auf einen Nachfolger von 2024 machen, denn den stellt Microsoft nur für spezielle LTSC-Ausgabe explizit in Aussicht. Zum regulären Office schweigt sich der Konzern hingegen aus. Stattdessen betont Microsoft: Unternehmen müssen sich jetzt Gedanken um den Umstieg machen. Ein guter Punkt. Da das 2024er erst 2029 ausläuft, können Kunden also mehrere Jahre für den Wechsel einplanen – es gibt schließlich gute Alternativen.

(fo)