Panne im Redaktionssystem behindert Erscheinen der Frankfurter Rundschau [Update]

Ein Fehler, der bei der Bedienung des von Unisys gelieferten, computergestützten Redaktionssystems auftrat, führte bei der Frankfurter Rundschau zum Untertitel "abhängige Tageszeitung".

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Von
  • Jürgen Kuri

Ein Unbekannter habe die Frontseite manipuliert, hieß es am heutigen Mittwochmorgen in der Süddeutschen Zeitung zu Lieferproblemen der Frankfurter Rundschau: Auf dem Titel des Frankfurter Blatts, das wegen finanzieller Schwierigkeiten unter das Dach der SPD-Medien-Holding dd_vg gekrochen war, hieß es statt "unabhängige Tageszeitung" leider "abhängige Tageszeitung", fast die gesamte Deutschland-Ausgabe habe eingestampft werden müssen. Und Spiegel Online spekulierte über einen "politisch motivierten Sabotageakt". Immerhin hatte die dd_vg angekündigt, dass bis zu einem Drittel der Mitarbeiter bei der Frankfurter Rundschau entlassen würde und ein weiterer Partner zur Rettung der Zeitung gesucht werde -- das Hannoveraner Verlagshaus Madsack gilt als aussichtsreichster Kandidat für eine Beteiligung.

Kein Sabotageakt, meldet nun die Frankfurter Rundschau in eigener Sache: Nichts dergleichen sei passiert. "Eine Ausgabe der FR enthält 500.000 Buchstaben. Das Problem ist, sie in die richtige Reihenfolge zu bringen", meinte die Zeitung selbstironisch: Woody Allen sei die eigentliche Ursache der Probleme gewesen. Der Fehler sei auf eine technische Panne im Redaktionssystem zurückzuführen: Das von Unisys gelieferte Computersystem arbeite mit so genannten Cartons, in die Text, Bilder und Grafiken platziert würden, führte die Redaktion zur Erklärung an. Diese können auch übereinander platziert werden: In diesem Fall sei der Carton mit einem Bild von Woody Allen dummerweise über dem Carton mit dem Zeitungskopf platziert worden statt umgekehrt. Dadurch verschwand das "un" -- und eine "abhängige Zeitung" will die Frankfurter Rundschau ihren Lesern nach eigener Versicherung auch nach Übernahme durch die SPD-Medienholding nicht zumuten.

[Update]:
Unisys hat mittlerweile selbst auf die Vorfälle bei der Frankfurter Rundschau reagiert. Als Hersteller des Redaktionssystems legt die Firma Wert auf die Feststellung, dass es sich nicht um ein technisches Problem des von ihr gelieferten Computersystems handelte. "Die Unisys-Lösung 'News Content Manager Hermes' gibt Verlagen eine große Flexibilität bei der Gestaltung und Handhabung des Zeitungskopfes", betont Unisys. Zu den Vorfällen, die zu dem Fehler bei der Frankfurter Rundschau führten, heißt es: "Die Unisys Deutschland GmbH strebt mit der Frankfurter Rundschau die Klärung des Sachverhalts an. Mit dem jetzigen Kenntnisstand gehen beide Seiten von einem Handling-Fehler aus, ein technischer Fehler des Redaktionssystems ist auszuschließen." In dem Unisys-System kann man Bereiche auch sperren, sodass sie nicht wie im Fall der Frankfurter Rundschau überschrieben würden. Dies will die Rundschau in Zukunft mit dem Zeitungskopf nach eigenen Angaben auch so halten. (jk)