Deutsche Post steigt in E-Mail-Geschäft ein

Die Deutsche Post bietet ab heute einen Konkurrenten zu dem von der Bundesregierung vorangetriebenen De-Mail-Dienst an. Für nicht angeschlossene Empfänger des rechtssicheren Mail-Service druckt das Unternehmen die Nachrichten aus und stellt sie wie bisher per Boten zu.

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Von
  • Achim Born

Der "Brief im Internet" der Post ging heute offiziell an den Start. Unter epost.de können sich Nutzer für den Dienst registrieren und in der elektronischen Welt "verbindlich, vertraulich und verlässlich" miteinander kommunizieren. Da alle Nutzer sich eindeutig identifizieren müssen, wissen Absender und Empfänger zweifelsfrei, mit wem sie es zu tun haben.

Die Post prescht mit einem Service vor, den die De-Mail-Initiative der Bundesregierung erst im Laufe des nächsten Jahres verspricht. Im Unterschied zu dieser "digitalen Alternative zum heutigen papiergebundenen Briefverkehr" belässt es die Post nicht allein bei der reinen Online-Variante. Nutzer, die nicht an das Internet oder das Portal der Post angeschlossen sind, erreicht der Online-Brief in seiner hybriden Variante: Das Unternehmen druckt und kuvertiert ihn, bevor es wie bisher vom Postboten zugestellt wird. Für Geschäftskunden werden darüber hinaus Scan-Dienste inklusive elektronischer Briefzustellung geboten. Als "Portokosten" für die Dienstleistung fallen ebenso wie für den herkömmlichen Brief 0,55 Euro an, unabhängig von der jeweiligen Zustellung. Zusatzleistungen wie Einschreiben oder Farbausdrucke kosten extra.

Um an dem neuen Brief-Service teilnehmen zu können, müssen sich Nutzer bei der Erstregistrierung per PostIdent – also durch Vorlage des Personalausweises oder Reisepasses im Postamt – identifizieren. Für die Anmeldung zum Portal benötigen sie Benutzernamen und Passwort. Zusätzlich erfolgt eine Authentifizierung per HandyTAN-Verfahren. Jeder Brief im Internet ist mit einer qualifizierten elektronischen Signatur der Deutschen Post versehen, die eine Integritätsprüfung der enthaltenen Daten ermöglicht. Unternehmen und Behörden werden an das System des Briefs im Internet über ein gesichertes Gateway angebunden. Das Geschäftskunden-Gateway verlangt zusätzlich, dass sich Unternehmen und das System der Deutschen Post gegenseitig authentifizieren und autorisieren, um jederzeit die Identität beider Parteien sicherzustellen.

Durch den Online-Brief strebt die Post mit dem hybriden Modell eine längere Lebenszeit für den traditionellen Brief an. Die Post will mit dem E-Postbrief zweifellos die Umsatz- und Gewinneinbrüche im Stammgeschäft "Brief" auffangen. 2009 wies die Bilanz des Ex-Monoplisten in dieser Sparte mit 13,7 Milliarden Euro um 4,9 Prozent geringere Einnahmen als im Vorjahr aus. Die Ursache: Der Briefbereich sah sich neben der globalen Wirtschaftskrise mit der weiter zunehmenden Substitution des physischen Briefs durch elektronische Medien konfrontiert. Neben neuen Einnahmequellen durch die Online-MItteilungen verspricht sich die Post durch das hybride Modell eine längere Lebenszeit des klassischen Briefs.

Die Konkurrenz von der De-Mail-Initiative – zu Beginn mischte die Post hier noch mit – kommt ohne eine explizite Verbindung zur gewohnten Briefzustellung aus. Die Teilnehmer können allerdings gleichwohl ihr De-Mail-Angebot um entsprechende Services "aufpeppen". GMX und Web.de starteten kürzlich eigene Hybridmail-Lösungen, mit denen sich vom E-Mail-Postfach aus Brief-Dokumente an Empfänger ohne Mailanschluss postalisch zustellen lassen. Die Kosten dafür (inklusive Druck, Kuvert, Porto und Zustellung) verpassen mit einem Endpreis ab 54 Cent (inklusive Mehrwertsteuer) knapp das Porto für konventionelle Briefpost.

Ob E-Postbrief oder De-Mail: Entscheidend ist für den Erfolg der neuen Online-Briefdienste die Zahl der Teilnehmer. Ein Unternehmen wird nur dann umsteigen, wenn es seine potenziellen Kunden auch erreicht. Ebenso wollen Privatpersonen überzeugt sein, dass ihre Briefe überhaupt ankommen und die vertrauliche, sichere Übertragung gegenüber Alternativen wie E-Mail oder sozialen Netzwerken tatsächlich das Porto wert ist.

Um angesichts des zu erwartenden Rummels rund um den E-Postbrief nicht ganz aus den Augen und Ohren der Öffentlichkeit zu entschwinden, starteten die Deutsche Telekom sowie die Mail-Anbieter GMX und Web.de bereits die kostenlose Vor-Registrierung der neuen, rechtssicheren E-Mail-Adresse für De-Mail. Innerhalb einer Woche sollen sich allein bei den beiden United-Internet-Töchtern mehr als 100.000 Bundesbürger ihren eigenen Namen als De-Mail-Adresse gesichert haben.

Die Post wiederum nimmt viel Geld in die Hand, um ihr neues Produkt populär zu machen. Gleichzeitig kann der Ex-Monopolist eine Reihe namhafter Firmen (Allianz, ADAC, DekaBank, DFB, Lotto Hessen, Mercedes-Benz Motorsport und SAP) als Unterstützer anführen. Bei der offiziellen Betriebsaufnahme waren in Bonn Vertreter von Allianz und SAP zugegen. Die von ihnen skizzierten Einsatzszenarien ließen erkennen, dass das Hauptaugenmerk auf Prozessverbesserung durch durchgängige Digitalisierung liegt. So will SAP den E-Postbrief in seine Personalverwaltung SAP ERP HCM integrieren, damit Unternehmen etwa Gehaltsbescheinigungen auf diesem Weg verschicken können.

Siehe dazu auch:

(ck)