Tech-Branche wieder voll in der Spur

Intel, AMD, Google – die ersten Technologiefirmen haben Bilanz fürs zweite Quartal gezogen. Und was dabei herausgekommen ist, sieht blendend aus. High-Tech boomt, als ob es keine Krise gegeben hätte. Nur vereinzelt gibt es warnende Stimmen.

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Von
  • Daniel Schnettler
  • dpa

Intel, AMD, Google – die ersten Technologiefirmen haben Bilanz fürs zweite Quartal gezogen. Und was dabei herausgekommen ist, sieht blendend aus. High-Tech boomt, als ob es keine Krise gegeben hätte. Nur vereinzelt gibt es warnende Stimmen.

Hört sich so ein Unternehmenschef an, der seine Firma gerade durch die schwerste Rezession seit einer Generation gesteuert hat? "Intel hat das beste Quartal in der 42-jährigen Geschichte des Unternehmens hinter sich", sagte Paul Otellini. Die Kunden hätten gekauft wie noch nie. Sein AMD-Kollege Dirk Meyer sprach etwas nüchterner von einer "robusten Nachfrage".

Die Computerbranche ist in Feierstimmung. Firmen wie Privatleute hatten in der Wirtschaftskrise die Anschaffung neuer Geräte zurückgestellt. Doch für viele wurde es nun Zeit, die alten Rechner zu ersetzen. Die Fabriken – meist in China gelegen – kamen mit der Produktion kaum hinterher.

Die Marktforscher von Gartner haben zusammengezählt: Im zweiten Quartal gingen weltweit 82,9 Millionen PC über die Theke. Das sind fast 21 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Gartner-Analystin Mikako Kitagawa sprach von einer "anhaltenden Verbesserung". Gleichzeitig sei der Preisverfall nicht mehr so stark gewesen wie in den vergangenen zwei Jahren.

Die Mischung zahlte sich für Intel aus: Der mit Abstand größte Halbleiter-Konzern verdiente unterm Strich 2,9 Milliarden Dollar. Vor einem Jahr hatte die Krise noch zu einem Verlust geführt. Der Umsatz stieg um satte 34 Prozent. Der kleinere Rivale AMD konnte sein Geschäft sogar um 40 Prozent ausbauen. Doch Altlasten führten unterm Strich zu einem neuerlichen Minus von 42 Millionen Dollar.

Dieser kleine Patzer trübt das gute Gesamtbild aber nur wenig. Denn nicht nur bei der Hardware boomt es, auch die Kollegen aus der Software verdienen bestens. So wie Google: Umsatz und Gewinn stiegen um fast ein Viertel. Unterm Strich bekam der Internetkonzern 1,8 Milliarden Dollar heraus. "Google hatte ein starkes zweites Quartal", bilanzierte Konzernchef Eric Schmidt.

Google verdient sein Geld hauptsächlich mit Werbung im Umfeld von Suchergebnissen. Nach den Worten von Schmidt erkennen immer mehr Unternehmen die Vorteile der digitalen Anzeige. Selbst jene, die bislang eher auf Zeitungen, Radio oder Fernsehen gesetzt hätten, schwenkten um.

Doch nicht alle teilen den Optimismus der Technologiebranche. Zu den Skeptikern gehört Gartner-Analyst Ranjit Atwal. Er fürchtet, dass der PC-Markt auch ganz schnell wieder kippen könnte – schließlich haben die Firmen in der Krise schon einmal gezeigt, dass alte Rechner auch ein paar Jahre länger durchhalten, wenn es sein muss. "Intel macht den Lärm, den sie machen müssen", urteilte er. "Sie wollen den Markt in gutem Licht erscheinen lassen."

Und es gibt tatsächlich gute Gründe, an einen neuerlichen Einbruch der Wirtschaft zu glauben. Die Schuldenkrise in Griechenland, der immer noch brachliegende US-Häusermarkt und eine anhaltend hohe Arbeitslosigkeit drücken auf die Stimmung. Kommt es zum "Double Dip", einem zweiten Eintauchen in die Rezession, würde das die High-Tech-Branche unweigerlich treffen. Das haben die Jahre 2008 und 2009 gezeigt.

Die Konzerne schieben derlei Sorgen beiseite. Sie sehen den guten Lauf anhalten. So wie Google-Chef Schmidt: "Wir sind zuversichtlich, was unsere Zukunft angeht." (pmz)