Des Großen Bruders private Helfer

Im Zeichen der Terrorismusbekämpfung erhält die Polizei in den USA jetzt auch mobilen Zugriff auf Milliarden Datensätze privater Firmen.

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Von
  • Adolf Ebeling

Dass Polizisten bei einer Personenkontrolle Daten online abgleichen, ist nichts Ungewöhnliches, dass dies auch nichtstaatliche Datenbanken einschließt schon. Mehr und mehr US-Polizeiwachen sollen zukünftig per Handheld-Computer den direkten Zugriff auf riesige kommerzielle Sammlungen personenbezogener Daten bekommen. So kann ein Polizeibeamter auf Streife im Bedarfsfall nicht nur eine so genannte "Verbrecherkartei" abfragen, er erhält zugleich auch Informationen über die Familie des Kontrollierten, dessen Wohnung, Mitbewohner, Nachbarschaft, eventuelle Gerichtsprozesse und anderes mehr.

Die LocatePlus Unternehmensgruppe, die nach eigenen Angaben sechs Milliarden Daten (unter anderem aus Telefonverzeichnissen, von Kreditinstituten, aus öffentlichen Vermögensteuerangaben oder Fahrzeugregistrierungsstellen) von nahezu 98 Prozent der volljährigen US-Bevölkerung besitzt, hat diese Woche angekündigt, die Polizisten des Bostoner Logan International Airport mit Blackberry Funk-PDAs auszustatten. Mit den Geräten erhalten die Beamten jederzeit und von jedem Ort Zugriff auf die LocatePlus-Daten. Die Maßnahme gewinnt zusätzlich an Bedeutung, da nach einem ganz aktuellen Urteil des obersten Gerichtshofs der USA, Personen, die bei einer Polizeikontrolle die Angabe ihres Namens verweigern, sich strafbar machen.

Auch das im US-Staat Georgia ansässige Unternehmen ChoicePoint, Spezialist zur Überprüfung von Stellenbewerbern, und ebenfalls Herr über Milliarden von Datensätzen, will Polizeidienststellen mit mobilen Datenabfragegeräten ausrüsten. ChoicePoint ist US-Bürgerrechtlern nicht unbekannt, war doch eine ihrer Tochtergesellschaften, die DBT Inc., verantwortlich für Verzeichnisse, die in Florida vor der 2000er US-Präsidentschaftswahl kursierten, um "Schwerkriminelle" aus dem Wahlverzeichnis zu eliminieren. Und 2003 wurde bekannt, dass ChoicePoint über Mittelsmänner das komplette mexikanische Wählerregister mit 65 Millionen Namen erworben und dieses an die US-Regierung weiterverkauft hatte. (ae)