Amazon legt zu – und verfehlt die Prognosen

Um die Menschen zum Kaufen zu bewegen, hat der weltgrößte Onlinehändler mit günstigen Preisen und vielfach einem kostenlosen Versand gelockt. Das drückte den Gewinn im zweiten Quartal deutlich unter die Zahlen, die die Anleger erwartet hatten.

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  • dpa

Der eigene Erfolg ist Amazon zum Verhängnis geworden: Um die Menschen zum Kaufen zu bewegen, hat der weltgrößte Onlinehändler sie mit günstigen Preisen und vielfach einem kostenlosen Versand gelockt. Das drückte den Gewinn im zweiten Quartal deutlich unter die Zahlen, die die Anleger erwartet hatten. Die Aktie brach am Donnerstag nachbörslich um 15 Prozent ein.

Beobachter sprachen von einem "Schlachtfest". Die Aktionäre waren es nicht gewohnt, dass Amazon sie so sehr enttäuscht. Dabei sahen die Zahlen auf den ersten Blick sehr gut aus: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 41 Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn legte um 46 Prozent auf unterm Strich 207 Millionen Dollar zu. Nachdem in der Wirtschaftskrise das Schlimmste überstanden zu sein scheint, sitzt das Geld wieder lockerer. Bei einigen Produkten wie ausgerechnet dem Verkaufsschlager Kindle musste Amazon aber mit Rabatten nachhelfen, um sie loszuwerden. Das Lesegerät für elektronische Bücher gibt es je nach Ausführung rund ein Viertel billiger als früher.

Grund für die Reduzierung war die starke Konkurrenz durch Apples Tablet-Computer iPad und das Lesegerät nook der US-Buchhandelskette Barnes & Noble. Das wird auch im laufenden dritten Quartal auf den Gewinn drücken. Auch hier liegt Amazons Prognose deutlich unter den Erwartungen der Analysten.

Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos versuchte, die Börsianer davon zu überzeugen, dass seine Strategie die richtige ist: "Wir sehen ein rasantes Wachstum beim Kindle." Im abgelaufenen Quartal seien dreimal mehr Lesegeräte verkauft worden als vor einem Jahr. Auch die Bestellungen über die boomenden Smartphones hätten kräftig zugelegt, unterstrich Bezos. Amazon hatte vor einigen Wochen den Preis für das Standardmodell seines Kindle von 259 auf 189 Dollar heruntergesetzt; den modernisierten größeren Bruder Kindle DX gibt es für 379 statt 489 Dollar plus Steuern. Die Kunden griffen zu: In den USA liefert Amazon mittlerweile fast doppelt so viele E-Books aus wie Hardcover-Bücher – e-Boook-Gratisangebote nicht mal mit eingerechnet.

Abseits des Kindle brummte vor allem das Geschäft mit Elektronikartikeln. Mittlerweile setzt Amazon mit Digitalkameras oder Staubsaugern mehr um als mit Büchern, CDs und DVDs. Der wichtigste Markt ist immer noch Nordamerika, doch der Rest der Welt holt auf. Seit Kurzem vertreibt Amazon in Deutschland auch Lebensmittel. Am Vortag hatte bereits das rivalisierende Online-Auktionshaus Ebay gute Geschäfte und steigende Nutzerzahlen gemeldet. Zwischen beiden tobt ein Kampf um die Kunden. Amazon wuchs zuletzt deutlich schneller.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Amazon
in US-Dollar
Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
1/00 574 Mio. -308,4 Mio.
2/00 577,9 Mio. -317,18 Mio.
3/00 638 Mio. -240,5 Mio.
4/00 972,4 Mio. -545,1 Mio.
1/01 700 Mio. -234 Mio.
2/01 668 Mio. -168,4 Mio.
3/01 639 Mio. -170 Mio.
4/01 1.120 Mio. 5,09 Mio.
1/02 874,4 Mio. -23,2 Mio.
2/02 806 Mio. -93,6 Mio.
3/02 851 Mio. -35,1 Mio.
4/02 1.400 Mio. 2,6 Mio.
1/03 1.080 Mio. -10,0 Mio.
2/03 1.100 Mio. -43,0 Mio.
3/03 1.130 Mio. 15,6 Mio.
4/03 1.945 Mio. 73,6 Mio.
1/04 1.530 Mio. 111,0 Mio.
2/04 1.390 Mio. 76,0 Mio.
3/04 1.460 Mio. 54,1 Mio.
4/04 2.541 Mio. 346,7 Mio.
1/05 1.900 Mio. 78,0 Mio.
2/05 1.750 Mio. 52 Mio.
3/05 1.860 Mio. 30 Mio.
4/05 2.977 Mio. 199 Mio.
1/06 2.280 Mio. 51 Mio.
2/06 2.139 Mio. 22 Mio.
3/06 2.307 Mio. 19 Mio.
4/06 3.986 Mio. 98 Mio.
1/07 3.015 Mio. 111 Mio.
2/07 2.886 Mio. 78 Mio.
3/07 3.262 Mio. 80 Mio.
4/07 5.673 Mio. 207 Mio.
1/08 4.135 Mio. 143 Mio.
2/08 4.063 Mio. 158 Mio.
3/08 4.264 Mio. 118 Mio.
4/08 6.704 Mio. 225 Mio.
1/09 4.900 Mio. 177 Mio.
2/09 4.651 Mio. 142 Mio.
3/09 5.449 Mio. 199 Mio.
4/09 9.519 Mio 384 Mio.
1/10 7.131 Mio. 299 Mio.
2/10 6.566 Mio. 207 Mio.

(jk)