Schlafwandelnde PCs sparen Strom

Eine neue Software, die Desktop-Rechner weiterarbeiten lässt, während sie sich eigentlich im Schlafmodus befinden, soll den Energieverbrauch in Büronetzwerken um bis zu 60 Prozent senken.

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Eine neue Software, die Desktop-Rechner weiterarbeiten lässt, während sie sich eigentlich im Schlafmodus befinden, soll den Energieverbrauch in Büronetzwerken um bis zu 60 Prozent senken.

Firmen-PCs laufen mittlerweile immer häufiger 24 Stunden am Tag, damit Angestellte per Fernzugang auch von unterwegs auf ihre Daten zugreifen können, erläutert Yuvraj Agarwal, Informatiker an der University of California in San Diego (UCSD), der die neue Lösung zusammen mit den Professoren Stefan Savage und Rajesh Gupta entwickelt hat. Der Trick: Statt den energiefressenden PC weiterlaufen zu lassen, legt die Software namens "SleepServer" eine vereinfachte virtuelle Kopie der Maschine auf einem deutlich sparsameren Server ab, der im Rechenzentrum einer Firma oder bei einem Dienstleister steht. Der Bürorechner kann dann abgeschaltet oder in den verbrauchsarmen Schlafmodus geschickt werden.

SleepServer erlaubt es Nutzern, diverse Aufgaben zu erledigen, die sonst nur am echten Rechner möglich wären – etwa Dateien herunterladen oder das Halten der Verbindung in Internettelefonie- und Instant Messaging-Netze. Reichen diese Grundfunktionen nicht, lässt sich der echte PC innerhalb von zehn Sekunden wieder hochfahren.

"Wenn ich meinen Computer in den Schlafmodus versetze, zeigt Skype an, dass ich offline bin und auch der Download der großen Datei, die ich seit Stunden herunterlade, wird unterbrochen", sagt Agarwal. SleepServer verhindere das und könne außerdem das leistungsfähige Netzwerk eines Rechenzentrums nutzen. Eine einzelne Server-Maschine soll im Endausbau bis zu 500 virtuelle Büro-PCs enthalten können. Selbst sehr energiesparende Rechner verbrauchen im Leerlauf-Betrieb mindestens 45 Watt – pro Maschine. Der SleepServer-Computer soll hingegen für die 500 virtuellen Klone nur 300 Watt ziehen.

In einem Feldversuch mit 30 virtuellen PCs und einem SleepServer-Prototyp konnten Agarwal und seine Kollegen innerhalb von zwei Wochen bereits eine durchschnittliche Energieverbrauchsreduktion von 60 Prozent erreichen. Hochgerechnet auf die Tatsache, dass mittlerweile bis zu 80 Prozent des Stromverbrauchs in modernen Büros auf Rechentechnik zurückgeht, lassen sich bei den aktuellen US-Energiepreisen laut der Forscher bis zu 60 Dollar pro Computer und Jahr einsparen.

Schlaf-Modi sind für moderne Windows-PCs und Macintosh-Rechner nichts Neues – auch lassen sich Computer mittlerweile problemlos aus der Ferne über das Internet "aufwecken". Neu an SleepServer ist allerdings, dass man sein System weiter nutzen kann, während es eigentlich schläft.

Howard Noble, Forschungsleiter des "Low Carbon Information and Communication Technology Project" an der Universität Oxford hält Agarwals Arbeit für einen "cleveren Ansatz". Es sei allerdings bedenkenswert, Systeme ganz abzuschalten und nicht nur in den Schlafmodus zuschicken. "Moderne Computer verbrauchen auch schlafend noch bis zu fünf Watt."

Agarwal wirft ein, dass das in den seltensten Fällen gehen werde. "Wenn man eine Maschine komplett abdreht, ist es sehr aufwändig und langwierig, sie wieder in Betrieb zu nehmen." Nutzer müssten dann auch wieder sämtliche Anwendungen öffnen und sich in diese einloggen. (bsc)