Sun und Microsofts Patent-Einigung sorgt für Aufregung

Sun wehrt sich gegen Vorwürfe, durch seine Patent-Einigung mit Microsoft den Ausverkauf des Open-Source-Office-Pakets OpenOffice an den Redmonder Konzern zu betreiben.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Befürchtung, Microsoft könnte sein Patent-Portfolio zum Kampf gegen Open-Source-Software in Stellung bringen, erhält durch die Einigung zwischen Sun und Microsoft über die Beilegung ihrer Java-Rechtstreitigkeiten und gegenseitige Patentlizenzierung neue Nahrung. Eifrige US-Beobachter entdeckten in den Unterlagen, die Sun über den Vorgang bei der US-Handels- und Börsenaufsicht SEC einreichte, nicht nur eine Verringerung des ausgewiesenen Netto-Gewinns um 12 Millionen US-Dollar. Auch ein Passus, in dem Microsoft und Sun sich über Suns Office-Paket StarOffice einigen und Microsoft explizit erklärt, keine Klagen über Patentverletzung durch StarOffice einzureichen, sorgt für Aufregung.

So hebt beispielsweise Groklaw, die bereits die unendliche Geschichte der Klage von SCO wegen angeblich in Linux unrechtmäßig übernommenen Unix-Codes im Detail verfolgen, heraus, dass von dieser Vereinbarung das Open-Source-Paket OpenOffice, das die Codebasis für neue Versionen von StarOffice bildet beziehungsweise die gleiche Codebasis nutzt, von der Vereinbarung explizit ausgenommen ist. In der Open-Source-Community tauchte auf Grund dieser Tatsache bereits der Verdacht auf, Sun werde Microsoft dabei helfen, OpenOffice zu verklagen und vom Markt zu drängen.

Tatsächlich heißt es in der Vereinbarung zwischen Sun und Microsoft explizit über OpenOffice, dass das Open-Office-Paket von den Vereinbarungen ausgenommen ist. Auch will Microsoft Schadensersatz an Sun zahlen, wenn der Unix- und Server-Spezialist mit irgendwelchen Forderungen auf Grund von Klagen Microsofts gegen OpenOffice-Nutzer konfrontiert wird.

Sun selbst allerdings wehrt sich gegen Vorwürfe. Man stehe definitiv hinter OpenOffice, erklärten Sun-Vertreter gegenüber Newsforge. Die Vorwürfe seien schlicht lächerlich, auch die Schadensersatzvereinbarung sei eine Standardprozedur zwischen Softwareunternehmen. "OpenOffice ist durch diese Vereinbarung nicht benachteiligt", erklärte May Petry von Sun. Es habe auch keine Änderung in der Politik und im Verhalten gegenüber OpenOffice gegeben.

Microsoft selbst allerdings wollte keine explizite Stellungnahme zum OpenOffice-Teil der Vereinbarung abgeben. So bleibt, auch wenn Sun aus der Schusslinie sein sollte, der Passus: "Die Vereinbarungen [...] sollen vollständig für Sun gelten, aber sie sollen nicht gelten für authorisierte Lizenznehmer von OpenOffice oder irgendeine andere dritte Partei. Entsprechend soll Microsoft durch diese Vereinbarung nicht daran gehindert sein, Schadensersatz von authorisierten Lizenznehmern von OpenOffice zu verlangen [...]". Ein Passus also, der die Befürchtungen der Open-Source-Szene wegen Microsofts Patentportfolio keineswegs ausräumen wird. (jk)