Künstliche Diamanten für glatte Haut

Eine deutsche Firma hat ein neuartiges Nanomaterial entwickelt, das seinen Weg in besonders scharfe Rasierer finden soll.

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Von
  • Cyrus Farivar

Eine deutsche Firma hat ein neuartiges Nanomaterial entwickelt, das seinen Weg in besonders scharfe Rasierer finden soll.

Seit einigen Monaten schneidet sich Andre Flöter mit einer diamantbesetzen Rasierklinge seinen Bart. Der Mann gehört nicht zum Kreis der Neureichen, die alles lieben, was glänzt – stattdessen ist Flöter der Gründer der deutschen Firma GFD, die seit rund sieben Jahren Spezialmesser verkauft. Dazu gehören medizinische Skalpelle genauso wie Industriewerkzeuge zum Kunststoffschnitt. Allesamt besitzen sie eine Beschichtung aus einem künstlichen Diamantfilm. Flöter hofft, dass er mit den extrem harten Klingen nun auch den Milliardenmarkt für Rasierer knacken kann.

Die Erfindung sieht auf den ersten Blick recht unspektakulär aus: Die Diamantklinge in der Prototypversion, die der GFD-Gründer präsentiert, sitzt in einem gewöhnlichen Kunststoffgriff. Sie fühlt sich beim Rasieren genauso an wie ein gewöhnlicher Rasierer. Der Hauptunterschied: Statt nur ein paar Wochen durchzuhalten, lässt sich die Diamantklinge Jahre einsetzen, ohne dass sie stumpf wird.

Der Körper der Klinge besteht aus Wolframcarbid, einem metallartigen und äußerst festen Keramikmaterial. Die Klinge ist etwas schwerer als eine herkömmliche Rasierklinge und hat eine dunklere Metallfarbe. Die Beschichtung besteht aus einem künstlichen Diamantmaterial, einem auf Nanoebene veränderten Kohlenstoff. Das sieht man aber nicht: Die Spitze glänzt nicht.

Flöter will nicht verraten, wie GFD seinen Diamantfilm genau produziert. Zum Schärfungsverfahren gibt er dagegen bereitwillig Auskunft: Nach der Herstellung werden Dutzende der Klingen aufrecht in eine Vakuumkammer gestellt. Dann werden sie mit Sauerstoffionen und Chlorgas behandelt, die von einem elektrischen Feld in ein Plasmastadium versetzt wurden. Der Prozess erinnert an eine Behandlung mit einem extrem feinen Schleifpapier.

Das Ergebnis ist eine Klinge, die einen Bogenradius von rund 50 Nanometern hat – eine mikroskopisch abgerundete Kante. Das Ergebnis ist rund zehnmal schärfer als die Klingen, die GFD sonst für Kunststoffschneideanwendungen verkauft. Das spürt man auf der Haut schnell: Dort verhält sich die Diamantklinge nicht nur wie ein regulärer Rasierer, sondern schneidet die Haare ohne jede Anstrengung.

Natürlich wäre ein solcher Rasierer deutlich teurer als jene Wegwerfklingen, die die Menschheit seit so vielen Jahrzehnten verwendet. Doch es rechnet sich auf Dauer: Nach gut einem Jahr habe man den Preisunterschied wieder heraus, glaubt man bei GFD.

Zunächst muss die kleine Firma – sieben Angestellte hat Flöter insgesamt – aber einen Partner finden, der die Klingen in Serie fertigt. Klappt das, würde der Markteintritt noch rund zwei bis drei Jahre dauern, sagt der Firmengründer.

Es wäre allerdings nicht die erste Diamantrasierklinge, die jemals auf den Markt kam. Der US-Hersteller Schick hatte beispielsweise die "FX Diamond" im Angebot. Diese kostete kaum mehr als Standardklingen. Flöter zufolge war dieser Rasierertyp allerdings weder besonders hart noch sehr langlebig, weil es sich dabei nicht um eine vollständige Diamantbeschichtung handelte. Schick wollte GFDs Technologievorsprung indes nicht kommentieren. (bsc)