Kernel-Log – Was 2.6.36 bringt (2): Dateisysteme, Netzwerk und Storage

Der Kernel 2.6.36 enthält VFS-Optimierungen, bindet Ext3-Dateisysteme wieder standardmäßig mit "data=ordered" ein und kann Daten von Windows- oder Samba-Freigaben zur Performance-Steigerung lokal zwischenspeichern. Zahlreiche neue und überarbeitete Treiber verbessern die Unterstützung für Storage- und Netzwerk-Hardware.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Lesezeit: 28 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis
In der Nacht vom Montag auf Dienstag hat Greg Kroah-Hartman die Stable-Kernel 2.6.27.53, 2.6.32.22 und 2.6.35.5 freigegeben. Sie bringen kleine Verbesserungen und Fehlerkorrekturen – darunter auch einige, die die kürzlich bekannt gewordene Lücke schließen, über die Anwender Root-Rechte erlangen können.
Kurz darauf und mit einem Tag Verspätung veröffentlichte Linus Torvalds die fünfte Vorabversion der für Oktober erwarteten Linux-Version 2.6.36. Das Kernel-Log nimmt das zum Anlass, die Mini-Serie "Was 2.6.36 bringt" mit der Beschreibung der Neuerungen rund um Dateisysteme sowie Infrastruktur und Treiber für Storage- und Netzwerk-Hardware fortzusetzen. Der erste Teil der Serie hatte sich mit den Änderungen rund um Grafik-Hardware beschäftigt; folgen werden in den kommenden Wochen noch Artikel zu Treibern für USB, FireWire, V4L/DVB und Co. sowie den Änderungen rund um Architektur-Code und Infrastruktur.

Bereits bei der Freigabe von Linux 2.6.35 hatte Torvalds erklärt, einige maßgeblich von Nick Piggin entwickelte Patches für 2.6.36 integrieren zu wollen, die den Virtual Filesystem Layer (VFS), der Dateisystemen Basis-Funktionen bereitstellt, an zahlreichen Stellen optimieren. Durch diese "VFS scalability patches" soll das VFS besser skalieren und einige Aufgaben auf den heute allgegenwärtigen Multiprozessor-Systemen deutlich flotter erledigen.

Piggin arbeite bereits seit längerem an diesen nicht gerade kleinen und alles andere als einfachen Änderungen, die bereits im Rahmen der Realtime-Zweigs ("RT-Tree") getestet wurden. Einige der vielversprechendsten Änderungen waren seiner Ansicht nach aber noch nicht reif für die Aufnahme, daher übermittelte er nur einen Teil seiner Patches – die zogen wenig später über den VFS-Maintainer in den Hauptentwicklungszweig, obwohl Torvalds die erste Vorabversion von 2.6.36 bereits einige Tagen zuvor freigegeben und damit das Merge Window eigentlich schon geschlossen hatte (u. a. 1, 2, 3, 4). Die fürs Erste zurück gehaltenen Änderungen sollen weitere Test durchlaufen und dürften vermutlich in Linux 2.6.37 einziehen.

Einige Hintergründe zur Patch-Sammlung von Piggin lieferte LWN.net in dem Artikel "Increasing VFS scalability" aus dem Herbst letzten Jahres; eine detaillierte Beschreibung der nun aufgenommenen Änderungen findet sich im Artikel "VFS scalability patches in 2.6.36" aus dem August dieses Jahres.

In der Standard-Konfiguration bindet der Kernel Ext3-Dateisysteme wieder mit dem Modus "data=ordered" ein. Das bietet mehr Sicherheit für die Daten als die Betriebsart "writeback" – sie hatten die Kernel-Entwickler erst bei 2.6.30 zum Standard erhoben, weil sie dem von Ext4 genutzten Ansatz ähnelt und bessere Performance verspricht. Im Superblock-Code von Ext4 haben die Entwickler nun einige Felder für das extern entwickelte Next3-Dateisystem reserviert – ein bei LWN.net näher beschriebenes Dateisystem auf Basis von Ext3, das Snapshots im Dateisystem realisiert.

Mit Hilfe von FS-Cache kann das Dateisystem CIFS zur Einbindung von Windows- oder Samba-Freigaben nun Daten lokal zwischenspeichern, um weitere Zugriffe zu beschleunigen. Den CIFS-Code zum Auflösen von Domainnamen haben die Kernel-Entwickler separiert, damit auch andere Dateisysteme ihn nutzen können. Der Client-Code für die Version 4 des NFS-Dateisystems gilt nicht mehr als experimentell; der NFS-Client-4.1 behält diese Einstufung zwar noch, verlor jedoch das Warnsiegel "Developer only". Das bei den Live-Medien vieler Distributionen eingesetzte Dateisystem Squashfs unterstützt nun die Kompression mit LZO, das für flottes Dekomprimieren bekannt ist.

Durch einige Änderungen am XFS-Code soll das Dateisystem an einigen Stellen performanter arbeiten, wie Christoph Hellwig im XFS status update for August 2010 schreibt. Das 9p-Dateisystem, eine Linux-Implementierung des remote filesystem von Plan 9, unterstützt nun auch die Linux-spezifische Variante 9P2000.L des 9P2000-Protokolls. Infos zu Änderungen an einigen weiteren Dateisystemen finden sich in den Git-Pull-Request für Ceph, Fuse, NILFS2 und OCFS2. Keine größeren Änderungen gab es in diesem Entwicklungszyklus bei Btrfs.