Auch mit KI: Projekt gibt Holocaust-Überlebenden "Stimme für die Ewigkeit"

Es soll ein Lernort werden: Mit Hilfe von KI und moderner Technik werden in Essen persönliche Geschichten von Holocaust-Überlebenden für die Nachwelt gesichert.

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Zäune in einem ehemaligen KZ

(Bild: Dmitrijs Mihejevs / Shutterstock.com)

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  • dpa
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Persönliche Geschichten und Erfahrungen von Überlebenden des Holocaust sollen für nachkommende Generationen auf Dauer als "Stimme für die Ewigkeit" gesichert werden. Dazu entsteht in Essen auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein ein neuer Ort der Erinnerung – mit moderner Hologramm-Technik und Künstlicher Intelligenz (KI), wie das nordrhein-westfälische Kulturministerium ankündigt.

Originalaufnahmen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen werden demnach fotorealistisch als dreidimensionales Hologramm dargestellt. Eine "direkte Begegnung" und "lebendige Interaktion" mit ihnen soll ermöglicht werden, schildert das Ministerium.

Voraussetzung für das Projekt von Kulturministerium und Uni Dortmund sind umfangreiche Interviews – zunächst wurde dafür die Holocaust-Überlebende Eva Weyl (90) befragt. Studierende der Uni Dortmund und Historiker haben zudem einen Fragenkatalog für weitere Holocaust-Überlebende erstellt. Des Weiteren werden aufgezeichnete Gespräche genutzt, die das Deutsche Exilarchiv 1933 bis 1945 der Deutschen Nationalbibliothek bereits vor einigen Jahren mit zwei Zeitzeugen geführt hat.

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Mithilfe von KI können Besucherinnen und Besucher laut Ministerium den interviewten Personen Fragen stellen. Die KI ermittele dann "die passende Original-Antwort" aus allen Antworten, die die Zeitzeugen zuvor im Interview gegeben haben, "sodass es zu einer lebendigen Interaktion zwischen Fragesteller und Holocaust-Überlebendem kommt."

Im kommenden Jahr eröffnet Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) den Planungen zufolge am 27. Januar – dem offiziellen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus – den Ort der Erinnerung und Bildungsarbeit. Das Ministerium spricht von einem europaweit einzigartigen Projekt. Es erinnert allerdings an die in diesem Jahr vom WDR veröffentlichte App "Zeitzeugen 1945 - Trümmerjahre in AR".

Die Zeitzeugen leisteten einen "unschätzbaren Dienst gegen das Vergessen", betont Kulturministerin Ina Brandes (CDU). "Wir brauchen ihre authentischen Schilderungen, um eine Ahnung davon zu bekommen, welches Leid sie erfahren mussten und welche Schuld die Mitläufer und Schweiger auf sich geladen haben."

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, spricht von einem Leuchtturm-Projekt, das die Erinnerungen der Shoah-Überlebenden auch für kommende Generationen erhalte und "hautnah erlebbar" mache. In Zeiten, in denen der Antisemitismus in beunruhigendem Ausmaß erstarke, sei das ein leuchtendes Zeichen für Dialog und Zusammenhalt der Gesellschaft, zitiert das Ministerium Abraham Lehrer.

(mho)