Polizei Niedersachsen: Serverfehler sorgt für NIVADIS-Ausfall

Ein zentrales Computer-Problem hat die Arbeit der Polizei in ganz Niedersachsen zwei Tage lang erheblich beeinträchtigt. Das Polizeikommissariat in Lüchow (Wendland) will unterdessen Atomkraftgegner prophylaktisch erkennungsdienstlich behandeln.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Ein zentrales Computer-Problem hat die Arbeit der Polizei in ganz Niedersachsen zwei Tage lang erheblich beeinträchtigt. Die Beamten konnten nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa seit Sonntag landesweit keine Daten und Texte mehr in das System "NIVADIS" (Niedersächsisches Vorgangsbearbeitungs-, Analyse-, Dokumentations- und Informations-System) eingeben, das hauptsächlich zur Erfassung und Bearbeitung von Straftaten, aber auch für die polizeiliche Verwaltungsarbeit dient.

Der Grund sei der Ausfall eines Speichersystems beim Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie (LSKN), sagte der Sprecher des Innenministeriums, Klaus Engemann, am Dienstag auf Anfrage. Davon betroffen seien neben der Polizei auch andere Landeseinrichtungen. Der Fehler sei am Dienstagvormittag entdeckt und behoben worden. Die Systeme sollten nach und nach wieder hochgefahren werden.

Durch die Computer-Panne war die Arbeit der Polizei nach internen Angaben seit Sonntag teilweise wie gelähmt. Der Streifendienst oder die Aufnahme von Unfällen und Straftaten sei zwar wie gewohnt weitergelaufen. Anders als üblich konnten die Beamten anschließend aber die Fälle nicht mehr in das Computer-System eingeben. Eine normale Arbeit sei deshalb überhaupt nicht mehr möglich gewesen.

Nicht bekannt ist derzeit, inwieweit auch die Kriminaltechnik des Polizeikommissariats in Lüchow (Wendland) von der Störung betroffen ist. Dort werden laut einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vom Dienstag derzeit Atomkraftgegner vorgeladen, um sie erkennungsdienstlich zu behandeln. Obwohl den fraglichen Personen laut HAZ "keine begangenen Straftaten" nachgewiesen wurden, sollen sie "von Kopf bis Fuß erfasst" werden.

"An ihren Fingerabdrücken ist die Polizei interessiert, ebenso an Abdrücken von Handflächen und Handkanten. Mehrere Fotos sollen aufgenommen werden", schreibt die HAZ. Außerdem stehe die "Feststellung äußerer körperlicher Merkmale" wie Narben oder Tätowierungen auf dem Programm. Begründet wird die Maßnahme in einem Vorladungsschreiben mit dem Hinweis, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich die betroffenen Personen "in nächster Zeit erneut strafrechtlich relevant verhalten".

Für November ist der nächste Castor-Transport geplant, der Atommüll in das Zwischenlager Gorleben bringen soll. Zu den Vorgeladenen gehört laut HAZ auch der Kassenwart der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg – ein Mann, der "noch nie wegen einer Straftat verurteilt worden" sei. Sollte der Kassenwart am kommenden Freitag nicht im Polizeikommissariat Lüchow erscheinen, könne er "auch mit Gewalt auf die Wache geholt" werden, heißt es. (pmz)