Hacking at leaves: Dokumentarfilm mit Makerbezug online frei verfĂĽgbar
Die Doku "Hacking at Leaves" erzählt von der Makerbewegung in einer amerikanischen Kleinstadt. Dabei wirft sie Fragen zu Kolonialismus und Rassismus auf.
(Bild: Hacking at Leaves)
In dem Dokumentarfilm "Hacking at Leaves" dreht sich die Geschichte um die Makerbewegung und einen Makerspace in der wohlhabenden Kleinstadt Durango in Colorado, USA. Es ist jedoch weit entfernt von einer platten Heile-Welt-Erzählung.
Mit hohem Tempo und kreativen Bildtechniken erzählt, mischt die Doku Themen wie das Sterben des amerikanischen Traums, atomare Tests und den langen Schatten des Kolonialismus – bis hin zur Ausbeutung der Navajo (auch Diné genannt). Erzählt wird diese Geschichte durch Stimmen von Hackern, Makers und Aktivisten, die in einigen Fällen zugleich Angehörige des Navajo-Stammes sind.
Maker Space trifft Kolonialismus
Eigentlich wollte der österreichische Filmemacher und Regisseur Johannes Grenzfurthner nur die Geschichte erzählen, wie ein Maker Space während der Pandemie medizinische Schutzausrüstung herstellte. Angesichts der ungleichen Auswirkungen der Gesundheitskrise auf die indigene Bevölkerung in den USA sah er jedoch die Notwendigkeit, auch die koloniale Geschichte des Landes in seinem Film zu thematisieren.
Wir treffen zuerst Ryan Finnigan, den Gründer des zur The Powerhouse Science Center gehörigen Maker Space, der uns erzählt, wie die Maker am Anfang von der Pandemie schnell kommerzielle medizinische Schutzausrüstung durch Reverse Engineering analysiert und in nur drei Tagen erste DIY-Prototypen vorgestellt hat. Damit waren sie laut Aussagen im Film in den USA die Ersten, die so etwas gemacht haben. Insgesamt hat der Maker Space 300 ehrenamtliche Mitarbeiter organisiert und große Mengen an medizinischer Schutzausrüstung hergestellt, die verschiedenen Krankenhäusern kostenlos zur Verfügung gestellt wurden.
Was Nerds bewegen können – und was nicht
Diese ehrenamtliche Arbeit wird jedoch nicht von allen Akteuren innerhalb des Gesundheitswesens wertgeschätzt. Zudem wird die Frage aufgeworfen, wie weit das idealistische Ideal der Makerbewegung reicht, wenn es mit der Welt, wie während der Pandemie, bergab geht.
Verschiedene Antworten und Perspektiven bieten Hacker- und Maker-Größen wie Jello Biafra, Cory Doctorow und Mitch Altman, die allesamt im Film zu Wort kommen.
"Ein paar Nerds können die Welt verändern, aber nicht retten. Meistens wird es sie traumatisieren", fasst der Regisseur im Film zusammen. Im gesamten Film trägt er übrigens durchgehend einen gelben Chemikalienschutzanzug. Der Grund dafür dürfte das Thema der Umweltverschmutzung durch Atombombentests auf dem Land der Navajos sein.
(Bild:Â Hacking at Leaves)
Auch John Wayne ist dabei
Wie diese Gruppe auf vielerlei Weise ausgebeutet worden ist, unter anderem durch atomare Testsprengungen, ist der wahre Schmerzpunkt dieses Films. Ohne zu viel zu verraten, lässt sich hier kurz sagen, dass der Film die gruselige und plausible Begründung dafür liefert, warum der Hollywood-Star John Wayne an Krebs erkrankt und gestorben ist.
Der 1975 in Wien geborene Regisseur Johannes Grenzfurthner bewegt sich seit Jahrzehnten im Umfeld der Hacker- und Maker-Szene. Als GrĂĽnder des Kollektivs monochrom arbeitet er an der Schnittstelle von Technologie, Kunst und Gesellschaft. Er ist auch dafĂĽr bekannt, das seit 2007 stattfindende Sex-und-Technologie-Festival Arse Elektronika mitgegrĂĽndet zu haben.
Da fĂĽr Hacking at Leaves keine kommerzielle Distribution zustande kam, entschied sich Grenzfurthner, den Film frei ins Internet zu stellen. Seit Ende August 2025 ist er deswegen im Internet Archive verfĂĽgbar. (mch)