Proxmox zentral steuern mit dem neuen Datacenter Manager

Proxmox-Systeme erhalten mit dem neuen Datacenter Manager 1.0 eine komfortable zentrale Verwaltung. AuĂźerdem gibt's ein Update fĂĽr den Backup Server.

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Dashboard des Proxmox Datacenter Manager

(Bild: Screenshot / Michael Plura)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Michael Plura
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Die erste Version des neuen Proxmox Datacenter Manager ist freigegeben. Sie stammt ebenfalls von der Wiener Proxmox Server Solutions GmbH, bekannt durch ihr Proxmox Virtual Environment (VE), die aktuell in Version 9.1 vorliegt. Der Datacenter Manager bietet eine zentrale, einheitliche Web-Konsole, über die man alle eigenen Instanzen der Proxmox VE und des Proxmox Backup Servers sowie Cluster und Nodes organisationsübergreifend verwalten, überwachen und skalieren kann. Er soll im Endeffekt eine konsolidierte Sicht auf die gesamte Proxmox-Infrastruktur bereitstellen, Routineaufgaben auf ganze Gruppen von Clustern vereinfachen und zusätzliche Funktionen bieten. Passend dazu wurde vor kurzem auch der Proxmox Backup Server 4.1 freigegeben.

Das zentrale Dashboard fasst die Status- und Leistungsdaten mehrerer angebundener Proxmox-Remotes zusammen, sodass der globale Zustand aller Proxmox-Instanzen – also VE Nodes/Cluster und Proxmox Backup Server – inklusive wichtiger Telemetriedaten (Key Performance Indicators, KPIs) wie CPU-, RAM- und Storage-I/O-Nutzung sofort ersichtlich ist. Durch einen lokalen Cache bleibt der zuletzt bekannte Zustand auch offline verfügbar, wodurch sich Engpässe und potenzielle Probleme besser erkennen lassen.

Über anpassbare, rollenbasierte „Custom Views“ lassen sich gezielt gefilterte Dashboards erstellen, die ausschließlich ausgewählte Systeme, Ressourcentypen oder operative Tags anzeigen. Dank der integrierten Zugriffskontrolle (RBAC) erhält jedes Team die jeweils benötigte Transparenz, ohne direkten Zugriff auf zugrundeliegende Maschinen oder Hosts haben zu müssen. So lässt sich in Multi-Tenant-Umgebungen sowohl ausreichend Sicherheit als auch gute Übersichtlichkeit gewährleisten.

Das Multicluster-Management ermöglicht die nahtlose Anbindung und Verwaltung unabhängiger Proxmox-Cluster und einzelner Nodes über eine zentrale Oberfläche. Ein Highlight ist die Cross-Cluster-Live-Migration, mit der Administratoren VMs ohne Ausfallzeiten zwischen Clustern verschieben können. Das ist einerseits für die flexible Lastverteilung, als auch für unterbrechungsfreie Wartungsarbeiten gedacht.

Die Plattform bietet zentralisierte SDN-Funktionen mit EVPN-Support, sodass sich EVPN-Zonen und VNets über mehrere Remotes hinweg in einer einzigen Oberfläche konfigurieren lassen. Hierdurch lässt sich die Komplexität der Netzwerk-Overlays von den Hosts entkoppeln und die Administration in großen Umgebungen deutlich vereinfachen.

Das zentralisierte Update-Management bietet einen sofortigen Überblick über alle verfügbaren Updates der gesamten Proxmox-Infrastruktur. Hierzu gehört ebenfalls ein direktes Verteilen von Proxmox-VE- und Proxmox-Backup-Server-Patches sowie ein einheitlicher, sicherer Shell-Zugriff auf alle angebundenen Remote-Systeme über eine einzige Konsole.

Genau wie bei der Proxmox VE setzen die Entwickler auch für den neuen Datacenter Manager 1.0 und den Backup Server 4.1 auf Debian GNU/Linux „Trixie“ 13.2 inklusive aktualisierter Pakete und Bugfixes als Basis. Zum Einsatz kommt dabei nicht der konservative Linux-Kernel von Debian, sondern ein angepasster Linux-Kernel 6.17.2. OpenZFS 2.3.4 ist für den Zugriff auf Massenspeicher zuständig. Alle Systeme lassen sich bequem über das WebGUI oder per apt(8) im Terminal aktuell halten.

Ein Problem, das auch im Proxmox-Forum angesprochen wurde: Der Proxmox Datacenter Manager bietet als allmächtiger Einstiegspunkt zur gesamten Proxmox-Infrastruktur ein lukratives Angriffsziel. Immerhin sind im Falle einer Kompromittierung nicht nur Nodes und Cluster betroffen, sondern perfiderweise auch gleich die Backups. Administratoren sollten jeglichen unnötigen eingehenden Verkehr zum Datacenter Manager blockieren, Backups auch clientseitig verschlüsseln und für Zugriffe über unsichere Netzwerke ein sicheres VPN einsetzen. Das dürfte nicht allzu schwierig sein, da der Datacenter Manager grundsätzlich die Proxmox-VE- und Backup-Server-Instanzen kontaktiert – und nicht umgekehrt. Bei der Proxmox Solutions GmbH ist man sich des Problems bewusst und will mittelfristig weitere Sicherheitsmaßnahmen verfügbar machen.

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AuĂźerdem wurde der Proxmox Backup Server auf Version 4.1 aktualisiert. Er ist eine quelloffene, dedizierte Sicherungs- und Wiederherstellungsplattform, die fĂĽr das gesamte Proxmox-Universum inkrementelle und verschlĂĽsselte Backups erstellt.

Das neue Release erweitert die bestehende Traffic-Kontrolle um die Möglichkeit, Bandbreitenlimits jetzt auch benutzerbasiert festzulegen. Dadurch lassen sich Backup- und Restore-Workloads feiner priorisieren, etwa indem geschäftskritische Dienste mehr Bandbreite erhalten oder Produktions- und Testumgebungen klar getrennt werden.

Die neue Version erlaubt es, die Anzahl der Threads für das Lesen der Backup-Daten von der Festplatte und für die Prüfsummenberechnung in Verifizierungs-Jobs frei zu konfigurieren. Durch diese an die Hardware und den Workload anpassbare Parallelität lassen sich Verifizierungszeiten deutlich verkürzen und der Gesamtdurchsatz steigern.

Außerdem ergänzt der Proxmox Backup Server 4.1 die in Version 4.0 eingeführte S3-Unterstützung um die Option, die Bandbreite für Sicherungs- und Wiederherstellungsvorgänge zu S3-Endpunkten zu begrenzen. Dadurch lassen sich Netzwerkengpässe vermeiden, insbesondere in gemeinsam genutzten oder bandbreitenbeschränkten Umgebungen.

Der Proxmox Datacenter Manager 1.0 steht wie auch das Proxmox VE und der Proxmox Backup Server unter der GNU Affero General Public License v3 (GNU AGPLv3). Alle Produkte sind kostenlos einsetzbar und stehen frei zum Download bereit. Wie bei den anderen Produkten gibt es einen geringen Einstiegspreis für den Zugriff auf das Enterprise-Repository sowie gestaffelte Preise je nach Support-Level. Zugriff auf das Enterprise-Repository für den Backup Server kostet 540 Euro (netto) pro Jahr, zusätzlicher Support ist für 1080 bis 4320 Euro pro Jahr erhältlich.

Noch ein wichtiger Hinweis aus der FAQ zum Proxmox Datacenter Manager: Der Proxmox Datacenter Manager kann das Enterprise-Repository nur nutzen und erhältlich ausschließlich dann Support, wenn mindestens 80 Prozent der konfigurierten Remote-Systeme über ein gültiges Basic- oder höheres Abonnement verfügen.

(fo)