10 Jahre Spiegel Online im Internet

Mit einer großen Party und einer hausgemachten Wayback-Edition feiert Spiegel Online seine zehnjährige Präsenz im Internet.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit einer großen Party und einer hausgemachten Wayback-Edition feiert Spiegel Online seine zehnjährige Präsenz im Internet. Am 25. Oktober 1994 startete das Hamburger Nachrichtenmagazin hastig ins Internet: Die Gerüchteküche verkündete, dass der Stern mit einem WWW-Angebot starten will. Erster vor dem Stern, das wollte man unbedingt sein, auch wenn man intern das Internet mangels Bezahloptionen nicht sonderlich ernst nahm.

Intern wurde beim Spiegel damals Compuserve und der KIT-Standard des BTX-Dienstes der Deutschen Telekom als zukunftsträchtig beurteilt. Die erste Version von Spiegel Online im Internet startete beim Oldenburger Dienstleister Ecce Terram, der später auch die Zeit ins Internet begleiten sollte. Frank "Terra" Simon, der ehemalige Sprecher des Chaos Computer Club, wollte sich mit Ecce Terram auf die Präsenz von Zeitungen im Internet spezialisieren, nachdem er mit der "Chalisti" im damaligen Geonet-System das erste deutsche Online-Magazin herausgegeben hatte.

Als der Spiegel im Internet startete, hatte er Journalisten an Bord, die das Internet und seine Bewohner, die mitunter starrköpfigen Netizens, kannten. Gert Meissner gab für erlebnishungrige Surfer Web-Tipps zum Besten, Harald Schumann hatte als vorheriger Redakteur der taz das Recherchieren mit der Com.box gelernt, der Chefredakteur Uly Foerster mit viel Geduld die brodelnden Diskussionen in den Compuserve-Foren des Verlages geführt.

Etwas übertrieben wird darum der Start des Spiegel im Internet unter dem Schlagwort 10 Jahre Online-Journalismus in Deutschland abgehandelt, dem ebenso übertrieben eine dumpfe Routine unterstellt wird. Bei dieser Form des Nachsinnens und Erinnerns hat der so genannte Online-Journalismus genau das Niveau erreicht, das er beklagt. Prompt werden neue Formen wie das Kommunikationsnetz der Blogger dem Journalismus zugeschlagen, der daraus neuen Honig saugen kann.

Die schlichte, die fröhliche Wahrheit, die auch der Heise-Ticker kennt und die man bei Spiegel Online vor 10 Jahren lernte und nach 10 Jahren feiern kann, ist einfach: Das Netz braucht noch immer keine Online-Journalisten. Wir gratulieren.

(Detlef Borchers) / (jk)