Die Jagd nach den Sternen: c't Fotografie 1/26
Die Astrofotografie hat sich zu einer beliebten Disziplin entwickelt. Doch wer beeindruckende Sternenbilder aufnehmen will, braucht mehr als nur AusrĂĽstung.
Gekonnte Aufnahmen von Milchstraße und Sternen beeindrucken und faszinieren viele Fotografinnen und Fotografen – und nicht nur sie. Daher ist die Astrofotografie eine sehr beliebte Disziplin. In der aktuellen Ausgabe der c’t Fotografie 01/2026 nimmt Stefan Liebermann Sie mit auf eine Reise um den Globus und zeigt die schönsten Astrospots zwischen Nord- und Südpol. Dabei wird klar: Wer beeindruckende Aufnahmen des Firmaments anfertigen möchte, benötigt weit mehr als nur die passende Ausrüstung. Vielmehr sind eine sorgfältige Planung und die Berücksichtigung zahlreicher Faktoren entscheidend für den Erfolg. Moderne Kameras erwecken jedoch den Anschein, es sei einfach, den Nachthimmel abzulichten.
Eine adäquate Ausrüstung bildet natürlich die Grundlage für gelungene Bilder. Smartphones sind aufgrund ihrer kleinen Sensoren, die nur unzureichend Licht einfangen, für anspruchsvolle Astrofotografie ungeeignet. Stattdessen erfordert sie rauscharme System- oder idealerweise Vollformatkameras. Ein stabiles Stativ ist unerlässlich, um die für Sternenaufnahmen notwendigen langen Belichtungszeiten von mehreren Sekunden verwacklungsfrei zu realisieren. Die Wahl des Objektivs stellt oft die größte Herausforderung dar. Für die Astro-Landschaftsfotografie, bei der Himmel und irdischer Vordergrund in einem Bild komponiert werden, empfehlen sich lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweiten mit einer Offenblende von f/2.0 oder lichtstärker.
(Bild:Â Stefan Liebermann)
Doch eine minutiöse Planung ist der Schlüssel zum Erfolg. Fünf Faktoren sind dabei von zentraler Bedeutung:
- Zeitpunkt und Ort: Das galaktische Zentrum der Milchstraße ist auf der Nordhalbkugel beispielsweise nur in den Monaten von April bis August optimal zu beobachten. Spezialisierte Apps wie PhotoPills, Planit Pro oder Stellarium sind unverzichtbare Werkzeuge, um die Position von Himmelsobjekten präzise vorherzusagen.
- Lichtverschmutzung: Es gilt, der Lichtverschmutzung urbaner Gebiete zu entfliehen. Online-Lichtverschmutzungskarten weisen die dunkelsten Regionen aus. In Europa bieten sich hierfĂĽr ausgewiesene Sternenparks oder hochalpine Lagen an.
- Mondphase: Die Zeit um den Neumond ist ideal, da bereits geringer Mondschein die lichtschwachen Sterne ĂĽberstrahlt.
- Tageszeit: Die optimale Zeit für Aufnahmen beginnt erst mit Einbruch der astronomischen Dämmerung, also rund zwei Stunden nach Sonnenuntergang, wenn jegliches Restlicht vom Himmel verschwunden ist.
- Wetter: Eine klare, wolkenfreie Nacht ist die Grundvoraussetzung. Daher bieten WĂĽstenregionen oft die besten Bedingungen.
Die Wahl des perfekten Standorts ist stets ein Kompromiss zwischen Erreichbarkeit und der Qualität des Nachthimmels. Während die Polarregionen mit dem Schauspiel der Polarlichter locken, ist das Wetter dort oft unbeständig und das galaktische Zentrum der Milchstraße nicht sichtbar. Die Nordhalbkugel ist zwar leichter zugänglich, leidet jedoch vielerorts unter erheblicher Lichtverschmutzung. Hervorragende Ergebnisse lassen sich hier dennoch in Gebirgsregionen wie den Alpen, den Dolomiten, oder in den trockenen Weiten der Nationalparks im Westen der USA erzielen.
Für viele Astrofotografen stellt die Südhalbkugel das ultimative Ziel dar. Dort steht das Band der Milchstraße nicht nur höher am Firmament, sondern ist auch über einen längeren Zeitraum sichtbar. Zudem ist die Lichtverschmutzung in weiten Teilen minimal. Destinationen wie die Namib-Wüste in Namibia oder der Salar de Uyuni in Bolivien bieten spektakuläre Kulissen für einzigartige Kompositionen. Solche Reisen sind jedoch mit hohen Kosten und einem erheblichen logistischen Aufwand verbunden. Eine Tour in das bolivianische Altiplano beispielsweise gleicht eher einer Expedition als einem Erholungsurlaub. Sicherheit hat hier oberste Priorität: Eine leistungsstarke Kopflampe, wetterfeste Kleidung, genügend Trinkwasser und ein GPS-Gerät zur Navigation und Notfallortung sind unverzichtbare Begleiter.
Trotz verlockender Reiseziele ist es nicht zwingend notwendig, für beeindruckende Ergebnisse um die halbe Welt zu reisen. Nutzen Sie eine Lichtverschmutzungskarte und finden Sie den dunkelsten Ort in Ihrer näheren Umgebung. Rüsten Sie sich mit Ihrer Kamera, einem Stativ und einem lichtstarken Objektiv aus. Experimentieren Sie mit verschiedenen Belichtungszeiten und ISO-Einstellungen. Womöglich entdecken Sie so die Faszination des Sternenhimmels direkt vor Ihrer Haustür.
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Doch wie funktionieren diese „Anti-Wackel"-Systeme eigentlich? Was steckt hinter den beeindruckenden Versprechen von bis zu acht Blendenstufen Stabilisierungsgewinn? Und warum arbeiten Objektiv- und Sensorstabilisierung am besten im Team?
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c't Fotografie 1/26 (12 Bilder)

Portfolio Simone Baumeister
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Dabei geht es nicht um theoretische Ideale, sondern umsetzbare Lösungen für den Alltag. Denn eines ist klar: Ein guter Workflow schafft nicht nur Ordnung, sondern vor allem eines – mehr Zeit und Leichtigkeit für das, was wirklich zählt: bessere Bilder zu machen.
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(tho)