Warner-Wettbieten: Netflix-Chef reagiert gelassen auf Paramount-Angebot
Das Übernahmeangebot für Warner von Paramount war für Netflix-Chef Sarandos erwartbar. Derweil wurde bekannt, dass auch Jared Kushner am Angebot beteiligt ist.
(Bild: Grand Warszawski; Shutterstock.com)
Netflix-Chef Ted Sarandos hat auf einer Veranstaltung der Investment-Bank UBS gelassen auf das feindliche Übernahmeangebot von Paramount für Warner Bros. reagiert. „Der heutige Schritt war völlig erwartbar“, sagte Sarandos. „Wir haben eine Einigung erzielt, und wir sind sehr zufrieden damit – für die Aktionäre, für die Verbraucher. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das durchbringen werden.“
Netflix und Warner Bros. haben sich auf eine Übernahme der Film- und Videospielstudios von Warner geeinigt. Nachdem beide Firmen die Übereinkunft öffentlich gemacht hatten, wandte sich Konkurrent Paramount mit einem eigenen Angebot direkt an die Aktionäre. Das Medienunternehmen bietet 108 Milliarden US-Dollar in Cash, um Warner Bros. zu kaufen. Das entspricht 30 US-Dollar pro Warner-Aktie – ein höheres Angebot als das von Netflix. Der Streaming-Riese bietet Warner-Aktionären 27,75 US-Dollar pro Aktie, die allerdings nur zum Teil aus Cash und zu einem anderen Teil aus Netflix-Aktien besteht.
Letztlich haben die Aktionäre das Sagen, welches Angebot angenommen werden sollte. In einer Reaktion auf die Paramount-Offerte empfiehlt Warner seinen Anlegern weiterhin, das Netflix-Angebot zu bevorzugen. Das ist keine Überraschung, zumal Paramount Warner dasselbe Angebot bereits hinter den Kulissen unterbreitet hatte. Warner hat es aber offensichtlich ausgeschlagen. Paramount beklagt, Warner habe sich nie ernsthaft mit dem Angebot beschäftigt. Im Gegensatz zu Netflix will Paramount nicht nur die Filmsparte kaufen, sondern auch das Nachrichtengeschäft inklusive CNN übernehmen.
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Paramount sieht sich im Vorteil
Paramount wirbt nicht nur mit der höheren Gesamtsumme, die an Aktionäre ausgeschüttet werden soll, sondern auch mit vermeintlich höheren Erfolgsaussichten der Übernahme: Dass Netflix und Warner weltweit auf 43 Prozent Marktanteil beim Streaming-Geschäft kämen, könnte laut Paramount für viele Kartellbehörden inakzeptabel sein. Zudem habe Netflix nie eine große Akquisition abgeschlossen. Eine Übernahme von Warner durch Paramount würde dagegen den Wettbewerb stärken, argumentiert das Medienunternehmen.
Dabei dürfte Paramount auch auf gute Beziehungen zur Trump-Regierung setzen: Paramount-CEO David Ellison ist der Sohn von Oracle-Gründer Larry Ellison, der gute Beziehungen zum US-Präsidenten Donald Trump hält. Zudem ist Trump-Schwiegersohn Jared Kushner mit seiner Firma Affinity Partners unter den Geldgebern für das Paramount-Angebot, berichtet unter anderem die Financial Times.
Geld aus dem Nahen Osten
Aus dem Bericht gehen weitere Details über die Struktur des Angebots hervor. Demnach zahlen die Ellisons nur 12 Millionen US-Dollar selbst. 24 Milliarden US-Dollar sollen von Investmentfonds aus dem Nahen Osten gestemmt werden. 54 Milliarden US-Dollar sollen mit Schulden investiert werden. Laut Financial Times fiel das Angebot bei Warner unter anderem wegen der Beteiligung der Investment-Fonds aus dem Nahen Osten durch.
Dem Bericht zufolge kamen die Warner-Verantwortlichen zu einem anderen Schluss als Paramount: Sie glauben demnach, dass das Netflix-Angebot größere Chancen hat, tatsächlich zum Abschluss gebracht zu werden.
(dahe)