„Turtles“ in VR angespielt: Nostalgischer Ritt auf der Lizenzwelle

„Empire City“ ist das erste VR-Spiel rund um die „Teenage Mutant Ninja Turtles“ und erscheint 2026 für Meta Quest 3, SteamVR und Pico-Headsets.

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Ninja Turtle trainiert mit Hantel in stylischem U-Bahn-Versteck voller Graffiti und Retro-Tech.

Die „Turtles“ bekommen 2026 ihren ersten echten VR-Auftritt.

(Bild: Beyond Frames Entertainment)

Lesezeit: 6 Min.
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Bekannte Marken als Zugpferde in die Virtual Reality zu übertragen, ist seit jeher ein bewährtes Mittel, um neue Spieler für das Medium zu begeistern. Meta selbst hat in der Vergangenheit bereits große Namen wie „Resident Evil“, „Assassin’s Creed“ oder „Iron Man“ auf die Quest-Plattform geholt und auch bei den eigenen Großproduktionen „Batman: Arkham Shadow“ und „Marvel’s Deadpool VR“ auf solche gesetzt. Auch andere VR-Publisher sichern sich immer wieder Lizenzen, wobei aktuell besonders Comic-Adaptionen hoch im Kurs stehen. So dürfen sich Fans in naher Zukunft etwa auf VR-Umsetzungen zu „Men in Black“, „The Boys“ und „Teenage Mutant Ninja Turtles“ freuen. Letzteres durften wir bereits anspielen, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen.

Nach der Ankündigung und Präsentation auf der Comic Con in New York hat Entwickler Cortopia nun erstmals umfassendes Gameplay in einem neuen Trailer veröffentlicht. Narrativ knüpft „Teenage Mutant Ninja Turtles: Empire City“ lose an bekannte TMNT-Storylines an, setzt aber auf ein eigenständiges Szenario: Nach dem Ende von Shredder ist ein Machtvakuum entstanden, das der Foot Clan nutzt, um Empire City unter seine Kontrolle zu bringen. Die Turtles kehren in eine veränderte Stadt zurück und müssen herausfinden, wie sie in dieser neuen Realität bestehen können.

Laut den Entwicklern soll das Spiel der DNA der Marke treu bleiben: Neben vielen bekannten Gesichtern und dem typischen urbanen Setting stehen vor allem Humor und Teamwork im Mittelpunkt. „Empire City“ kann allein oder gemeinsam mit bis zu drei weiteren Personen im Online-Koop gespielt werden. Skilltrees oder Stat-Booster soll es nicht geben. Stattdessen erweitern Spieler ihre Fähigkeiten über neue Ausrüstung und Gadgets, die Donatello im Spielverlauf entwickelt.

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Das erste Level führt durch ein Kanalsystem, Dächer und Gassen in ein Lagerhaus voller Mitglieder des Foot Clans. Dabei wird gekämpft, geschlichen und gehackt. Das Stealth-System ist einfach gestrickt: Wer sich geduckt anschleicht, kann die meist starr in der Gegend herumstehenden Gegner mit einem einfachen Angriff lautlos ausschalten. Hinzu kommen ebenso einfach gehaltene Minispiele, etwa beim Hacken von Sicherheitssystemen. Schieberegler müssen in einem Schaltkasten richtig platziert werden, um Laserstrahlen auf die passenden Sensoren zu lenken.

Die Steuerung funktioniert in der Regel zuverlässig, bringt aber auch ungewohnte Eigenheiten mit sich. Während die künstliche Fortbewegung klassisch über den linken Stick erfolgt, werden Ducken und Springen über vertikale Bewegungen des rechten Sticks ausgelöst. Diese untypische Lösung dürfte für die meisten VR-Spieler etwas Eingewöhnung erfordern. Gerade in hektischen Momenten wirkt sie eher wie ein Umweg. Das Klettern entlang von Rohren oder Fensterrahmen und das Springen über Dächer gehören ebenfalls zum Standardrepertoire der Turtles. Diese Abschnitte funktionieren technisch sauber, wirken bisher aber wenig spektakulär. Hier muss sich noch zeigen, ob spätere Levels mehr Abwechslung bieten.

Die spielerischen Unterschiede zwischen den vier Turtles zeigen sich primär im Waffen-Handling: Jede Waffe verlangt einen eigenen Rhythmus und eine eigene Herangehensweise in den Nahkämpfen. Leonardo setzt auf zwei Katanas, die sich präzise führen lassen und für einfache Blocks sorgen. Die deutlich kompakteren Sais von Raphael zwingen Spieler durch die eingeschränkte Reichweite nah an den Gegner, eignen sich aber besser für schnelle Konter. Donatello hält Gegner mit seinem langen Bō-Stab auf Abstand, während Michelangelo mit wilden Nunchaku-Wirbeln eher für chaotische Kämpfe sorgt.

Wer einfach blind zuschlägt, hat zwar Chancen auf den Sieg, beraubt sich aber selbst des Spielspaßes. Gegner fallen meist beim ersten Kontakt, reagieren vorhersehbar und das Treffergefühl bleibt flach. Interessanter wird es erst, wenn Blocken, Parieren und Ausweichen aktiv genutzt werden. Parade-Angriffe, bei denen im richtigen Moment gegen die gegnerische Klinge geschlagen wird, sorgen für kurze, aber effektive Konter. Dazu kommt ein aufladbarer Dash-Kick, der sich gut einsetzen lässt, um Lücken in der Verteidigung zu nutzen und Gegner kurzzeitig bewegungsunfähig zu machen.

Optisch lehnt sich „Empire City“ stark an die Vorlagen an. Der comichafte Stil passt zur Marke, kann technisch aber nicht mit vergleichbaren Titeln wie „Marvel’s Deadpool VR“ mithalten. Die ersten Umgebungen in Kanalisationen und Lagerhallen wirken karg und detailarm. Erst beim Besuch des Turtles-Hauptquartiers zeigt das Spiel, was gestalterisch möglich ist, und liefert Fans der Vorlage reichlich bekannte Details.

Sprecherleistungen und Sounddesign hinterlassen ebenfalls einen soliden Eindruck. Bekannte Nebenfiguren wie Meister Splinter und April O’Neil treten früh in Erscheinung. Was sie spielerisch beitragen, bleibt aber noch offen. Während des Einstiegs dienen sie lediglich als Stichwortgeber.

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„Teenage Mutant Ninja Turtles: Empire City“ startet mit spürbarer Liebe zur Vorlage, funktionaler Steuerung und abwechslungsreichen Waffenstilen. Das Kampfsystem ist einsteigerfreundlich, wirkt allerdings noch nicht ganz rund. Wer sich nicht aktiv mit den Verteidigungs- und Kontersystemen auseinandersetzt, bekommt schnell das Gefühl, gegen Pappfiguren zu kämpfen.

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Trotzdem bringt das Spiel eine solide Basis mit, auf der sich aufbauen lässt. Die Präsentation funktioniert, die Protagonisten unterscheiden sich spürbar, und die Steuerung ist solide und nicht überladen. Ob „Teenage Mutant Ninja Turtles: Empire City“ langfristig mehr bietet als Fanservice und solide Grundmechaniken, muss sich in späteren Missionen zeigen. Zu übertriebener Gewaltdarstellung kommt es übrigens nicht. „Empire City“ kommt ohne Blut und Metzeleien aus.

„Teenage Mutant Ninja Turtles: Empire City“ erscheint 2026 für Meta Quest 3, SteamVR und PicoXR. Ein genaues Veröffentlichungsdatum wurde bisher nicht genannt. Die Altersfreigabe ist ab 16 Jahren eingestuft.

(joe)