DLR testet unbemanntes hochfliegendes Solarflugzeug HAP-alpha am Boden
Das autonome Solarflugzeug HAP-alpha kann in großer Höhe operieren und Satelliten ersetzen. Nun wurde es erstmals auf dem Startwagen über ein Rollfeld gezogen.
Die HAP-alpha wird von einem Zugfahrzeug auf einem Startwagen über die Rollbahn des Flugplatzes gezogen.
(Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat als Vorbereitung auf den Erstflug des hochfliegenden Solarflugzeugs HAP-alpha (High Altitude Platforms – HAP) Bodentests durchgeführt. Neben der Absolvierung von Rolltests wurden auch die wesentlichen Flug-Systeme und die Standfestigkeit des unbemannten Flugzeugs überprüft. Bereits im Frühjahr 2025 hatte das DLR Standschwingversuche an HAP-alpha durchgeführt, um die generelle Flugzeugstruktur auf ihre Festigkeit hin zu kontrollieren. Nun ist das Flugzeug im Nationalen Erprobungszentrum für unbemannte Luftfahrtsysteme des DLR in Cochstedt erstmals komplett montiert worden und musste sich weiteren Bodentests stellen.
Realen Flugbedingungen standhalten
Die elastische Struktur der Flugzelle wurde dabei Vibrationen ausgesetzt, wie sie auch beim Start und im Flug auftreten können. Damit soll überprüft werden, ob das Flugzeug auch realen Flugbedingungen standhalten kann. Überwacht werden die Auswirkungen der dabei entstehenden Schwingungen durch hochpräzise Messsysteme. Die Tragflächen und das Leitwerk waren bei diesen Versuchen allerdings noch unbespannt, um die filigrane Struktur des Flugzeugs nicht zu beschädigen.
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Das DLR führte außerdem einen Rolltest durch. Die HAP-alpha wurde dabei auf einen Spezialanhänger, dem Startwagen, geladen und über eine patentierte Mechanik fixiert. Der Startwagen wurde von einer Zugmaschine über das Rollfeld des hauseigenen Flugplatzes gezogen, wie ein Video des DLR auf Facebook zeigt.
Erste Testflüge 2026
Das Gespann wird auch bei den noch folgenden Flugtests eingesetzt. Das auf dem Startwagen fixierte Flugzeug kann über die Befestigungsmechanik gelöst werden, sobald der benötigte Anstellwinkel für das Abheben des Flugzeugs erreicht ist. HAP-alpha hebt dann selbstständig ab. Die Landung erfolgt bei ausgeschalteten Motoren auf Gleitkufen.
Für das erste Quartal 2026 plant das DLR weitere Messungen und Integrationsarbeiten am Flugzeug. Nach der Flugfreigabe sollen dann der Erstflug und weitere Testflüge zunächst in niedrigen Höhen bis 150 m am Standort Cochstedt durchgeführt werden. HAP-alpha ist allerdings für den Flugbetrieb in Höhen bis zu 20 km entwickelt worden. Testflüge in dieser Höhe sollen später in abgelegenen Gegenden erfolgen – etwa über dem Meer.
Nutzlasten bis etwa 5 Kilogramm
Das über zwei Elektromotoren betriebene Solarflugzeug HAP-alpha hat eine Spannweite von 27 m und wiegt rund 138 kg. Es ist für einen langsamen Flug in Höhen von 20 km ausgelegt, um dort energieeffizient über einen längeren Zeitraum in der Luft zu bleiben. Dabei kann es Nutzlasten bis etwa 5 kg transportieren.
Gedacht ist das autonome Flugzeug in der Luftfahrt, um damit Erdbeobachtungen und Kommunikationsaufgaben etwa in Krisengebieten an beliebigen Orten zu übernehmen, sodass auf den Einsatz von nicht-geostationären Satelliten verzichtet werden kann. Die Verwendung eines solchen Flugzeugs soll dabei kostengünstiger sein als die von Satelliten, denn das Flugzeug ist wiederverwendbar und kann für unterschiedliche Aufgaben ausgestattet und genutzt werden. Auch die Kosten für das Flugzeug selbst seien geringer.
An der Entwicklung des hochfliegenden Solarflugzeugs HAP-alpha sind insgesamt 16 DLR-Institute und -Einrichtungen beteiligt. Koordiniert wird die Entwicklungsarbeit vom Institut für Flugsystemtechnik des DLR.
(olb)