OpenAI veröffentlicht vagen Bericht zum Stand von KI in Unternehmen

Erstmalig veröffentlicht OpenAI einen Bericht, der den Einsatz der eigenen Produkte in Unternehmen beschreibt. Bei strategischen Entscheidungen hilft er kaum.

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ChatGPT-App auf einem Smartphone

(Bild: Tada Images / Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

In der Erstauflage eines Jahresberichts zum Stand von KI in Unternehmen will OpenAI einen umfassenden Überblick darüber geben, wie Unternehmen KI einsetzen, welche Vorteile die Mitarbeiter darin sehen und wie Führungskräfte Experimente in messbare Produktivität und neue Fähigkeiten umsetzen. Dafür bezieht sich der KI-Anbieter auf Nutzer des Angebots ChatGPT Business und Enterprise sowie eine Umfrage zur KI-Adaption unter 9000 Angestellten aus knapp 100 Firmen. Größe oder Herkunft der teilnehmenden Unternehmen nennt der Anbieter nicht – und auch nicht, ob nur Nutzer von OpenAIs Produkten befragt wurden. ChatGPT Business und Enterprise sind ausschließlich im Jahresabo erhältlich. Business kostet 29 US-Dollar pro Nutzer und Monat, die Preise von Enterprise erfährt man nur durch Kontakt zum Vertrieb von OpenAI. Der Zugriff auf die besten Modelle von OpenAI ist flexibel gestaltet, mit der Anmerkung „zusätzliche Token können jederzeit erworben werden“.

Der Bericht öffnet mit der Angabe, dass OpenAI mittlerweile sieben Millionen ChatGPT Business Seats vermietet und sich die Nachfrage nach ChatGPT Enterprise versiebenfacht habe. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Nachrichten, die Angestellte im Durchschnitt an den Chatbot schicken, um 30 Prozent gestiegen. Dabei nutzen viele im Arbeitsumfeld GPTs oder Projekte. Projekte sind gruppierte Chats, möglicherweise ergänzt durch Kontext. GPTs lassen sich am ehesten als Chats oder Agenten für bestimmte Aufgaben verstehen. Die am weitesten verbreiteten GPTs schreiben entweder Unternehmenswissen in wiederverwendbare Assistenten oder automatisieren Arbeitsabläufe durch Integrationen mit internen Systemen.

Auch beim Einsatz der API sieht das Unternehmen ein starkes Wachstum bei der Nutzung. Besonders Reasoning-Modelle und der Programmierassistent Codex verzeichnen 320-mal mehr Nachrichten als im letzten Jahr. Als Kenngröße gibt OpenAI an, dass mehr als 9000 Unternehmen über zehn Milliarden Token durch die Systeme der LLMs gejagt haben, während knapp 200 Firmen die 1-Billionen-Marke an verbrauchten Token geknackt haben. Das spricht laut OpenAI für die systematische Integrierung der besseren Modelle in Produkte und Dienste.

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Weiterhin spricht der Bericht von messbaren Werten durch den KI-Einsatz und führt hierzu eine Mitarbeiterumfrage an, bei der 75 Prozent der Befragten berichten, schneller arbeiten zu können oder bessere Ergebnisse zu erzielen. Durchschnittlich würden die KI-Werkzeuge an Tagen, an denen sie eingesetzt werden, 40 bis 60 Minuten Arbeitszeit ersparen. Dabei sollen Data Scientists, Ingenieure und Mitarbeiter in der Unternehmenskommunikation sogar 60 bis 80 Minuten täglich einsparen können. Am effizientesten seien die Chatbots für die Buchhaltung und Finanzwirtschaft.

Am meisten Zeit sparen Arbeitskräfte mit dem Einsatz der ressourcenintesivsten Techniken findet OpenAI und setzt Zeitersparnis in Bezug mit Credits, die allerdings keine nachvollziehbare Größe im Produktportfolio des Anbieters sind.

(Bild: OpenAI)

Wer wirklich Stunden spart, der setzt laut OpenAI achtmal mehr Credits als der durchschnittliche Nutzer der Technik ein. Bis zu 10 Stunden Ersparnis pro Woche berichten die Powernutzer von Deep Research, GPT-5 Pro und Bildgeneratoren – also von den Techniken, die besonders aufwendig sind und die meisten Rechenressourcen benötigen. Das bestärkt das Viel-hilft-viel-Narrativ des KI-Skalierens, das zuletzt in die Kritik geraten ist. OpenAI beobachtet, dass die Poweruser in den Top 5 Prozent der Anwender die zur Verfügung stehenden Tools oft um mehr als Faktor 10 häufiger einsetzen als die Mediannutzer der Angebote. Als Nutzungsbeispiele nennt der Bericht in absteigender Reihenfolge zur Nutzungslücke Schreiben und Kommunikation, Programmieren, Erzeugen von Anleitungen, Informationsgewinnung, Analyse und Berechnungen sowie kreative Mediennutzung.

Während der Bericht vor großen Zahlen und hohen Faktoren nur so strotzt, fehlen in den meisten Fällen jedoch die Ausgangssummen, um echte Werte abzubilden. Ein Faktor 10+ ist wenig informativ, wenn Leser die Ausgangswerte nicht kennen. Ähnlich verhält es sich bei der Stundenersparnis. Hier nennt OpenAI Credits, die aber nur eine wage Annäherung an die Nutzung sind und in dieser Form nicht in den Preistabellen des Anbieters auftauchen. Fortgeschrittene Features wie Codex oder Deep Research verbrauchen dabei deutlich mehr. Über Verhältnisse mag OpenAI dabei aber auch nicht sprechen: „Credits map to usage, with more advanced features like Codex and Deep Research consuming an higher number of credits“. Selbst an der Stelle, an der OpenAI Token angibt, lassen sich die genauen Kosten nicht erfassen, da sich der Tokenverbrauch nach Aufgaben und Modellen stark unterscheidet. So bleibt der Bericht wenig mehr als Werbung mit den eigenen Zahlen, bei strategischen Entscheidungen ist er wenig hilfreich.

Hier finden sich die Pressemitteilung von OpenAI und den eigentlichen Bericht.

(pst)