E-Bike-Hersteller Cowboy: Crowdfunder sind wohl ihr Geld los
Die Rettung des E-Bike-Herstellers Cowboy ist noch nicht finalisiert. Nun heiĂźt es: Bisherige Investoren sind wohl weitgehend ihr Geld los.
(Bild: Werner Lerooy / Shutterstock.com)
Die geplante Rettung des belgischen E-Bike-Herstellers Cowboy durch die französische Rebirth Group ist offenbar immer noch nicht finalisiert, obwohl es zuletzt hieß, dass der Deal laut Cowboy-CTO Tanguy Goretti bis Oktober abgeschlossen sein sollte. Nun heißt es zudem, die knapp 8000 Crowdfunder, die Cowboy unterstützt haben, sind wohl ihr Geld los.
Restrukturierung
Das berichtet die belgische Zeitung De Tijd (Paywall), die entsprechende Informationen von der britischen Crowdfunding-Plattform Crowdcube erhalten hat. Die Zeitung schreibt, dass die bisherigen Investoren und Kleinanleger durch die Umstrukturierung ihre Anteile fast vollständig verlieren könnten.
Laut dem Bericht sieht der Restrukturierungsplan der Rebirth-Group vor, die bisherigen Anteilseigner von Cowboy weitgehend zu enteignen. Sämtliche bestehenden Anteile sollen in stimmrechtslose Aktien mit einem minimalen Wert umgewandelt werden. Es heißt, die bisherigen Investoren sollen zusammen nur noch 4,99 Prozent der Anteile des Unternehmens halten. Die Crowdfunder, die in fünf Finanzierungsrunden über 10 Millionen Euro in das Unternehmen gesteckt haben, machen davon gar nur einen Bruchteil aus. Zu den bisherigen Anteilseignern gehören auch Großinvestoren wie Index Ventures und Exor, die seit 2017 mehr als 134 Millionen Euro in Cowboy investiert hatten. Trotz einer Höchstbewertung von 172 Millionen Euro im Jahr 2022 wird das Unternehmen im Rahmen des Rettungsplans nun mit Null bewertet.
Hohe Schuldenlast
Cowboy hatte in den vergangenen Jahren mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen – darunter Lieferengpässe, Qualitätsprobleme, einen Rückruf und eine kontinuierlich wachsende millionenschwere Schuldenlast. Der erst im September 2025 veröffentlichte Jahresbericht für 2024 zeichnete ein niederschmetterndes Bild: So sank der Umsatz um 30 Prozent auf 21,7 Millionen Euro, gegenüber mehr als 40 Millionen Euro im Jahr 2022. Die Verluste stiegen von 19,4 auf 21,2 Millionen Euro. Das bedeutet, dass Cowboy nahezu genauso hohe Verluste machte wie Umsatz. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2017 belaufen sich die kumulierten Verluste bereits auf über 123 Millionen Euro. Das Eigenkapital liege bei minus 43 Millionen Euro, während die Schuldenlast von 43 Millionen Euro im Jahr 2023 auf nun 56 Millionen Euro gestiegen sei. Dabei sollte das Jahr 2024 bei Cowboy eine Wende einleiten und dem Unternehmen schwarze Zahlen bescheren.
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Kapitalstruktur „wesentlich stärken“
Es heißt, dass die bevorstehende Vereinbarung mit Rebirth darauf abzielt, die Kapitalstruktur von Cowboy „wesentlich zu stärken“. Die Umstrukturierung Cowboys umfasst unter anderem auch Neuverhandlungen mit dem Hauptkreditgeber und neue Finanzmittel, die größtenteils für die Produktion und Lieferung von Ersatzteilen vorgesehen sind. Dieser Bereich war in den vergangenen Monaten massiv eingeschränkt.
Mit den Investitionen der Rebirth Group, die seit Anfang dieses Jahres schon in Frankreich Fahrräder für Cowboy fertigt, soll es laut einem weiteren Bericht von Zag Daily zur Stabilisierung des belgischen Fahrradherstellers kommen. Das Medium spricht von einer tieferen Integration in die Rebirth Group „die Qualitätskontrolle, die Vorlaufzeiten und die Skalierbarkeit durch die europäischen und asiatischen Lieferantennetzwerke“ ermöglichen soll. Auf Reddit vermelden einige Nutzer bereits jetzt, dass vor Monaten bestellte Ersatzteile und Fahrräder ausgeliefert würden.
Cowboy geht ferner davon aus, dass die Rebirth Group „ab 2026 kürzere und wettbewerbsfähigere Lieferzeiten ermöglichen wird, während gleichzeitig der verbleibende Auftragsrückstand zu Beginn des nächsten Jahres abgearbeitet werden kann“. Diese bezeichne das Unternehmen als „sauberen Neustart des Betriebs”.
Weiter heißt es, dass die Partnerschaft auch die physische Präsenz von Cowboy in Frankreich erweitert werde, indem der Fahrradhersteller das Einzelhandels- und Servicenetzwerk von Rebirth mit über 500 unabhängigen Fahrradhändlern nutzen kann. Zudem plant Rebirth, die Technologie von Cowboy gruppenweit einzusetzen. Die Gruppe hat bereits einige Fahrradmarken wie Solex, Matra, Easybike, Peugeot (nur die Radmarke) oder Gitane unter ihrem Dach.
Laut Zag Daily soll Cowboy weiterhin unabhängig von seinem Hauptsitz in Brüssel mit seinen internen Design-, Engineering- und Softwareteams arbeiten. Die Unternehmensleitung soll künftig eng mit Rebirth zusammenarbeiten, um den Übergang zu begleiten, so der Bericht.
(afl)