Ventana wollte einen 192er-Kerner bringen, jetzt kauft Qualcomm die Firma
Qualcomm sieht „erhebliches Potenzial zur Erweiterung der Grenzen von CPU-Technologie“ mithilfe von RISC-V. Eine Übernahme soll helfen.
(Bild: raigvi / Shutterstock)
Der Mobilprozessor-Riese Qualcomm werkelt weiter an Alternativen zu Rechenkernen mit dem Befehlssatz ARM. Im Fokus steht der freie Befehlssatz RISC-V. In der Mitteilung zu einer Firmenübernahme sagt Durga Malladi, Leiter der Sparten Technologieplanung, Edge-Lösungen und Rechenzentren:
„Wir glauben, dass die RISC-V-Befehlssatzarchitektur erhebliches Potenzial zur Erweiterung der Grenzen von CPU-Technologie und zur Förderung von Innovationen hat. Die Übernahme von Ventana Micro Systems ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg, branchenführende RISC-V-basierte CPU-Technologie über die Produktpalette hinweg anzubieten.“
Die US-Firma Qualcomm ist weltweit der zweitgrößte Anbieter von ARM-Prozessoren für Android-Smartphones. Nur Mediathek aus Taiwan ist in noch mehr Smartphones vertreten, primär aber in günstigen Einstiegsmodellen. Mittlerweile bietet Qualcomm unter dem Markennamen Snapdragon auch Notebook-ARM-Prozessoren an, fristet da aber noch ein Nischendasein.
Kaufpreis geheim
Ventana Micro ist ein sieben Jahre junges Start-up. Über den Kaufpreis schweigen sich die Beteiligten aus, allerdings dürfte er recht niedrig gewesen sein: Über mehrere Finanzierungsrunden hinweg hat Ventana Micro insgesamt rund 100 Millionen US-Dollar eingesammelt. Aufgrund des geringen finanziellen Werts muss Qualcomm auf keine Kartellbehörden warten.
Die Übernahme ist vor allem strategisch bedeutsam. Ventana Micro hat einen der stärksten RISC-V-Prozessoren entworfen. Geplant war ein Multi-Chip-Verbund mit bis zu 192 RISC-V-Kernen, Taktfrequenzen Richtung 4,0 GHz und großen Caches für Server. Qualcomm selbst hat Ambitionen, bei Servern mitzumischen. Ab 2028 sollen erste ARM-Prozessoren mit Oryon-Kernen erscheinen.
Ventana Micro wollte seine Serverprozessoren nach letzter Planung ab 2026 anbieten. Was nach der Übernahme aus diesen Plänen wird, ist unklar.
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RISC-V schon seit Jahren in Qualcomms Programm
Qualcomm hat sich über Jahre hinweg mit dem ARM-Lizenzgeber verkracht. RISC-V dürfte daher eine willkommene Alternative sein, die verglichen mit ARM und auch x86 aber noch in den Kinderschuhen steckt.
Seit 2023 werkelt Qualcomm zusammen mit Google bereits an RISC-V-Prozessoren für Wearables wie Smartwatches. Zudem ist Qualcomm am Projekt Quintauris beteiligt, das RISC-V-Chips für Autos und Industrie hervorbringen soll. Daran wirken auch Bosch und Infineon mit.
Seit dem Snapdragon 865 aus dem Jahr 2019 experimentiert Qualcomm zudem mit RISC-V-Kernen in Smartphone-Prozessoren. Sie sind für das Betriebssystem nicht sichtbar, stattdessen übernehmen sie prozessorintern Aufgaben eines Mikrocontrollers.
(mma)