Roblox-Sperre in Russland: Immer mehr Kritik und erste Proteste auf der Straße

Für öffentliche Kritik an staatlichem Handeln gibt es in Russland so gut wie keinen Raum mehr. Trotzdem wird die Kritik an der Blockade von Roblox immer lauter.

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Roblox-Logo auf einem Smartphone

(Bild: mitagalihs/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Nach der Sperrung der Spieleplattform Roblox in Russland haben Kinder und Jugendliche begonnen, die Entscheidung direkt gegenüber dem Kreml zu kritisieren. Am Wochenende kam es sogar zu ersten Protesten in dem Land. Das geht aus Berichten der Moscow Times und von Reuters hervor. Demnach hat die Staatsführung in Moskau bereits eingestanden, dass vor Wladimir Putins alljährlicher Pressekonferenz zum Jahresende „viele“ Briefe zu dem Thema eingegangen seien. Eine Aktivistin für Internetzensur will demnach sogar über 60.000 Beschwerden bekommen haben. Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen hätten gesagt, dass sie Russland deshalb verlassen wollen. Am Sonntag wurde der Protest dann in der sibirischen Stadt Tomsk sogar auf die Straße getragen – wenn auch nur von ein paar dutzend Personen.

Dass die Kritik in dieser Form öffentlich wird, ist in Russland ungewöhnlich. Spätestens seit Beginn des umfangreichen Angriffskriegs gegen die Ukraine gibt es dort nicht nur umfangreiche Zensur im Internet, auch gegen Demonstrationen wird noch entschiedener vorgegangen, als vorher schon. Den kleinen Protest im verschneiten Tomsk nennt Reuters deshalb „eine seltene Zurschaustellung von Meinungsverschiedenheiten in der Öffentlichkeit, die darauf hindeutet, dass die Unzufriedenheit über die Sperrung an Dynamik gewinnt“. Informationen über den Protest hat die Nachrichtenagentur von den Verantwortlichen selbst bekommen. Auf Schildern hieß es demnach „Hände weg von Roblox“, „Roblox ist das Opfer des digitalen Eisernen Vorhangs“ und „Nur zu Sperren und Verboten seid ihr in der Lage“.

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Die Roblox-Sperre hat Russlands Telekommunikationsaufsicht Roskomnadzor Anfang des Monats angeordnet. Begründet wurde sie mit schädlichen Inhalten, denen die vorwiegend jungen Nutzer und Nutzerinnen dort ausgesetzt seien. Laut der Moscow Times hat die Behörde von „sexueller Belästigung“ gegen Kinder gesprochen. Die würden auf der Plattform außerdem dazu verleitet, intime Fotos von sich anzufertigen und weiterzugeben, auch zu „perversen Handlungen und Gewalt“ seien Kinder dort schon gezwungen worden. Gleichzeitig gehört Roblox unter Kindern und Jugendlichen zu einer der beliebtesten Plattformen, was die anhaltende Kritik an der Sperrung erklärt.

(mho)