Bericht: Meta konnte betrügerische Werbung zurückdrängen, hat aber aufgehört

Menschen in China dürfen nicht auf Facebook & Co., Firmen von dort dürfen da aber werben. Das wird auch für Betrug genutzt, Maßnahmen dagegen hat Meta gestoppt.

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Die App von Facebook für iOS auf dem iPhone

(Bild: Savvapanf Photo / Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Dem US-Internetkonzern Meta ist es vorübergehend gelungen, milliardenschweren Betrug mit Werbeanzeigen aus China auf Facebook und Instagram merklich zurückzudrängen. Danach wurden die dafür nötigen Maßnahmen aber offenbar auf Wunsch von ganz oben beendet. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf interne Dokumente. Demnach stammte 2024 mehr als ein Zehntel aller Einnahmen von Meta aus Werbeanzeigen aus China, wo die eigenen Internetdienste überhaupt nicht verfügbar sind. Gleichzeitig stammte wohl ein Viertel aller betrügerischen Werbeanzeigen aus der Volksrepublik. In der zweiten Jahreshälfte habe Meta die damit erzielten Werbeeinnahmen aber halbieren können, bevor das dafür nötige Vorgehen pausiert wurde.

Dem weitverbreiteten Betrug liegt laut Reuters die besondere Beziehung von Meta zu China zugrunde. Facebook, Instagram und WhatsApp sind dort gesperrt, die Menschen können also nicht darauf zugreifen. Gleichzeitig erlaubt es die Volksrepublik aber, dass Unternehmen im Land auf den Plattformen Werbung ausspielen, die Menschen im Rest der Welt zu sehen bekommen. Auch deshalb habe Peking aber wohl kein großes Interesse, entschieden gegen Betrug vorzugehen, der mit Anzeigen betrieben wird. Laut Reuters hat man bei Meta ermittelt, dass vor den Maßnahmen dagegen 19 Prozent der Werbeeinnahmen aus China für betrügerische Anzeigen gezahlt wurden.

Das Anzeigengeschäft aus China läuft demnach über mehrere große und zahlreiche kleine Agenturen. Das komplexe System lade regelrecht zu Betrug ein, bei den Anzeigen gehe es etwa um solche für illegales Glücksspiel und verbotene Waren. Das Ausmaß ist demnach so groß, dass man bei Facebook & Co. die Auswirkungen chinesischer Feiertage bemerkt, um die die Zahl betrügerischer Anzeigen weltweit abnehme. Um dagegen vorzugehen, hat Meta demnach Mitte 2024 ein spezielles Team ins Leben gerufen, dem es tatsächlich gelungen sei, das Problem merklich zurückzudrängen. Nachdem die Arbeit auf Anweisung von oben aber habe eingestellt werden müssen, seien die mit betrügerischen Anzeigen erzielten Einnahmen aus China wieder auf 16 Prozent und damit erneut fast auf die vorherige Menge gestiegen.

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Ein ehemaliger Facebook-Manager hat das von Meta tolerierte Ausmaß des Problems als „nicht zu verteidigen“ bezeichnet: „Ich verstehe nicht, wie irgendjemand denken könnte, dass das OK ist“. Der Konzernsprecher hat dagegen erklärt, dass die Arbeit des Betrugsbekämpfungsteams immer nur temporär sein sollte. Meta-Chef Mark Zuckerberg habe nicht angeordnet, die Maßnahmen einzustellen. Stattdessen sei es darum gegangen, Aktionen gegen Betrug aus aller Welt voranzutreiben. Zudem würden jeden Monat Millionen betrügerischer Anzeigen gestoppt, „üblicherweise, bevor jemand sie zu sehen bekommt“. Auf viele Fragen von Reuters sei er aber nicht eingegangen.

(mho)