Von Schwarzem Loch zerstört: Erklärung für mysteriöse blaue Sternenexplosion
Seit Jahren finden Teleskope extrem energiereiche blaue Explosionen von Sternen, die bisher nicht erklärt werden konnten. Jetzt gibt es angeblich eine Antwort.
Aufnahme von AT 2024wpp, dem bislang hellsten LFBOT
(Bild: International Gemini Observatory/CTIO/NOIRLab/DOE/NSF/AURA/NASA/ESA/Hubble/Swift/CXC/ALMA (ESO/NAOJ/NRAO)/Bildbearbeitung: J. Miller & M. Rodriguez (International Gemini Observatory/NSF NOIRLab), T.A. Rector (University of Alaska Anchorage/NSF NOIRLab), D. de Martin & M. Zamani (NSF NOIRLab))
Nachdem Astronomen und Astronominnen in den vergangenen Jahren immer mehr extrem helle, blaue Explosionen entdeckt haben, die sie bislang nicht erklären konnten, meint eine internationale Forschungsgruppe nun, eine Antwort gefunden zu haben. Die sogenannten schnellen blauen optischen Transienten („FBOT“ oder „LFBOT“) entstehen demnach, wenn ein massereiches Schwarzes Loch einen Stern innerhalb von Tagen komplett zerstört. Bisherige Erklärungsversuche für die rätselhaften Phänomene stimmen demnach nicht. Das behauptet die Gruppe auf Basis einer umfassenden Analyse der hellsten dieser Explosionen, die im vorigen Jahr beobachtet wurde.
Als Supernova nicht zu erklären
Entdeckt wurde die erste dieser Explosionen vor 11 Jahren, erklärt das NOIRLab aus den USA, das jetzt zur Finanzierung der Analyse beigetragen hat. Seitdem seien mehr als ein Dutzend weitere gefunden worden, auch ein Namensschema gibt es. Einer der wichtigsten LFBOT wurde 2018 beobachtet, er trägt die Bezeichnung AT 2018cow (wegen der letzten drei Buchstaben auch „The Cow“), weitere heißen ZTF18abvkwla („The Koala“), AT 2022tsd („The Tasmanian Devil“) und AT 2023fhn („The Finch“). Analysiert wurde jetzt AT 2024wpp (in Anlehnung an die Namensgebung womöglich bald „The Wasp“), der hellste dieser Lichtblitze.
(Bild: NOIRLab/NSF/AURA/R. Margutti/P. Marenfeld)
Herausgefunden hat die Forschungsgruppe demnach, dass AT 2024wpp nicht auf eine Supernova zurückzuführen sein könnte. Dabei sei 100 Mal mehr Energie ausgestoßen worden, als bei einer solchen Explosion am Ende eines Sternenlebens möglich ist. So hätten dafür 10 Prozent der Masse des Vorgängersterns innerhalb von Wochen in Energie umgewandelt werden müssen. Kein bekannter Typ einer Sternenexplosion sei dazu in der Lage. Darauf beruhende Erklärungsversuche seien also falsch und alternative Modelle nötig gewesen. Geholfen hätten unter anderem Beobachtungen mit dem Gemini-Observatorium in Chile, bei denen in der Strahlung ein Übermaß an nahinfrarotem Licht gefunden wurde.
Videos by heise
Laut der Rekonstruktion soll das 1,1 Milliarden Lichtjahre entfernte Sternsystem, in dem sich die Explosion ereignet hat, aus einem Schwarzen Loch und einem Stern bestanden haben. Ersteres hat die Masse von etwa 100 Sonnen und dem Stern mit 10 Sonnenmassen lange Zeit Material entzogen. Das habe das Schwarze Loch umgeben, sei aber zu weit von ihm entfernt gewesen, um hineinzufallen. Als der Stern schließlich zu nah kam, sei er zerrissen worden. Das freigesetzte Material wurde in diese Wolke gezerrt. Bei dieser Kollision sei dann die enorme Energiemenge unter anderem als Röntgen- und ultraviolette Strahlung sowie blaues Licht freigesetzt worden. Material sei mit 40 Prozent der Lichtgeschwindigkeit ins All geschleudert worden. Ausgeführt wird das in zwei Fachartikeln[Link auf https://arxiv.org/pdf/2509.00951].
(mho)