Parkhaus mit ausgedienten Rotorblättern in Schweden errichtet

Das Recycling von Rotorblättern von Windturbinen ist aufwendig. Vattenfall hat 57 alte Rotoren verschenkt, um sie in einer Parkhausfassade verwenden zu können.

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Parkhaus mit Fassade aus Rotorblättern

Die V-förmigen Fassadenelemente des Parkhauses wurden aus alten Rotorblättern erstellt.

(Bild: Vattenfall)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der Architekt Jonas Lloyd hat im Auftrag des Parkplatzverwaltungsunternehmens Lunds kommunala parkeringsbolag (LKP) im Stadtteil Brunnshög am Stadtrand der südschwedischen Stadt Lund ein Parkhaus unter Verwendung alter Rotorblätter von Windturbinen konstruiert. Das Parkhaus umfasst 365 Parkplätze auf fünf Etagen, inklusive 40 Ladestationen für Elektroautos sowie einer Speicherbatterie für Solarstrom, wie LKP am Montag mitteilte. Das dänische Energieunternehmen Vattenfall hat insgesamt 57 Rotorblätter für das Bauprojekt zur Verfügung gestellt und muss die nur schwer entsorgbaren Rotorblätter nun nicht mehr selbst recyceln.

Lloyd kam auf die Idee, alte Windrotoren in einem Gebäude zu verwenden, nachdem er in einer Zeitschrift über Probleme der US-amerikanischen Windindustrie gelesen hatte, ausgediente Rotorblätter zu recyceln. Das Problem dabei: Die Rotoren bestehen zumeist aus mehreren Verbundstoffen, wie etwa Glas- und Kohlefaser. Nur so können sie über Jahre hinweg ihre flexible Struktur erhalten und zugleich den harten Witterungs- und Nutzungsbedingungen trotzen. Verbundstoffe sind allerdings nur schwer voneinander zu trennen – besonders bei den riesigen Ausmaßen der Rotoren. Das stellt einen hohen Aufwand dar und kostet viel Geld.

Die Rotorblätter nutzt Lloyd in der Fassade des Parkhauses. Die Rotoren wurden dazu genutzt, um eine Vorhangsfassade mit V-förmigen Elementen herzustellen. Strukturelle Aufgaben haben die Rotorelemente nicht. Der Rest des Gebäudes ist auf konventionelle, nachhaltige Weise gebaut. In die Fassade sind außerdem bienenfreundliche Pflanzen integriert. Auf dem Dach befinden sich Solarkollektoren, die das Parkhaus zusätzlich mit Strom versorgen und Energie in einer Batterie speichern, um nachts abgestellte Elektrofahrzeuge aufladen zu können.

Vattenfall ist seit Langem daran interessiert, Möglichkeiten zum Recycling alter Windkraftanlagen zu nutzen. Das Energieunternehmen hat sich selbst aufgelegt, keine gebrauchten Rotoren zu deponieren. Bis 2030 will das Unternehmen 100 Prozent der Windblätter recyceln. Teilweise werden die Rotoren weiterverkauft. Dabei können sie etwa als Rahmen für Solarkollektoren verwendet oder als Dämmmaterial eingesetzt werden. Auch die Herstellung von Ski ist möglich.

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LKP kann sich vorstellen, alte Rotorblätter auch in zukünftigen Projekten einzusetzen. Dazu hat das Unternehmen einen Wettbewerb gestartet, bei dem Vorschläge zur Verwendung ausgedienter Rotoren gemacht werden können.

(olb)