Weltraumteleskop James Webb findet Exoplanet mit rätselhafter Atmosphäre

PSR J2322-2650b umkreist einen Pulsar und kann deshalb besonders genau erforscht werden. Seine Zusammensetzung lässt sich gegenwärtig nicht erklären.

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Ein pinkter, langezogener Planet und ein hell leuchtender Stern mit zwei weißen Streifen

Künstlerische Darstellung des lang gezogenen Exoplaneten und seines Sterns

(Bild: NASA, ESA, CSA, Ralf Crawford (STScI))

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Das Weltraumteleskop James Webb hat einen Exoplaneten mit einer „exotischen“ Atmosphäre entdeckt. Die Hülle des Himmelskörpers mit der Bezeichnung PSR J2322-2650b wird demnach von Helium und Kohlenstoff dominiert, tief in der Atmosphäre könnten Wolken aus Ruß zu Diamanten kondensieren. Das berichtet die US-Weltraumagentur NASA und ergänzt, dass der dort erfolgte Nachweis von molekularem Kohlenstoff „sehr ungewöhnlich“ sei. Der Fund lege nahe, dass es dort fast keinen Sauerstoff oder Stickstoff gibt. Gleichzeitig ist der Planet seinem massereichen Stern so nah, dass er von dessen Gravitation in „eine seltsame Zitronenform“ langgezogen wird.

Wie die Forscher und Forscherinnen weiter ausführen, ist nicht nur der Exoplanet ungewöhnlich. Auch der Stern, den er umkreist, ser „komplett bizarr“, wie es Michael Zhang von der Universität Chicago formuliert. Es handelt sich um einen Millisekundenpulsar, also einen extrem schnell rotierenden Neutronenstern mit der Masse der Sonne, der aber nur so groß ist wie eine Stadt. Weil der vor allem Gammastrahlen und hochenergetische Strahlung aussendet, die das Weltraumteleskop James Webb nicht nachweisen kann, könne der Exoplanet besonders gut untersucht werden. Ausgewertet habe man deshalb ein „makelloses Spektrum“, das eine viel detailliertere Untersuchung ermöglicht hat, als dies bei anderen Exoplaneten der Fall ist.

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Wie der Exoplanet seine ungewöhnliche Zusammensetzung erhalten hat, sei völlig unklar. Molekularer Kohlenstoff werde normalerweise von allen möglichen Atomen gebunden, die in einer Atmosphäre vorhanden sind. Auf normalem Weg könne der Exoplanet deshalb nicht entstanden sein, meint Michael Zhang von der University of Chicago, der die Analyse geleitet hat. Schwer vorstellbar sei ebenfalls, dass wir hier den Überrest eines Exoplaneten sehen, dessen äußere Atmosphäre von dem Stern abgezogen wurde, denn auch so ließe sich der Kohlenstoff nicht erklären. Co-Autor Roger Romani von der Universität Stanford freut sich deshalb, „mehr über die Seltsamkeiten dieser Atmosphäre zu erfahren“. Seined bisherigen Erkenntnisse stellt das Team in den Astrophysical Journal Letters vor.

(mho)