Chainguard startet EmeritOSS-Programm fĂĽr verwaiste Open-Source-Projekte

Die Chainguard-Initiative soll die Wartung von OSS-Projekten sicherstellen, deren Maintainer sich zurückgezogen haben – etwa Kaniko, Kubeapps und ingress-nginx.

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FĂĽĂźe am Scheideweg

(Bild: A.Basler/Shutterstock.com)

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Eine Reihe von Open-Source-Projekten, die weit verbreitet und tief in Produktionssystemen eingebettet sind, befinden sich in einer Grauzone zwischen aktiver Entwicklung und nachlassendem Engagement – bis hin zur vollständigen Aufgabe. Die Anwendungen arbeiten stabil, benötigen aber für den weiterhin zuverlässigen Betrieb in Produktion zumindest eine minimale Wartung für Sicherheitspatches und Dependency-Updates. Ziehen sich jedoch die Maintainer aus diesen Projekten zurück, können sie zu einem Sicherheitsrisiko werden. An dieser Stelle setzt das neue Programm „EmeritOSS“ von Chainguard an.

Das Unternehmen Chainguard, das unter anderem gehärtete Container Images bereitstellt, will laut Ankündigung mit EmeritOSS betroffenen Open-Source-Projekten eine „stabile und verlässliche Heimat“ bieten. Vordringliches Ziel sei nicht die Weiterentwicklung dieser Projekte, sondern die Stärkung der Nachhaltigkeit von Open-Source-Software insgesamt.

Als eine Motivation für das Programm führt Chainguard beispielhaft den Social-Engineering-Angriff auf das Free/Libre-Open-Source-Software-Projekt (FLOSS) xz-utils an. Bei diesem 2024 bekannt gewordenen Vorfall hatte sich der ursprüngliche Maintainer nach langjährigem Engagement aus dem Projekt zurückziehen wollen. Ein neuer Contributor konnte schrittweise dessen Vertrauen gewinnen – und versuchte dann, eine Backdoor einzuschleusen, die unzählige Systeme hätte kompromittieren können.

Unternehmen, die solche ausgereiften Projekte nutzen und von deren Sicherheit und Zuverlässigkeit abhängen, soll EmeritOSS nun ein strukturiertes Übergangsmodell bereitstellen. Der Support-Umfang ist jedoch bewusst begrenzt. Das Programm sieht verschiedene Unterstützungsstufen je nach Community-Erwartungen und Projektlebenszyklus vor – darunter öffentliche Forks zum Erhalten des Codezugangs, Dependency-Updates zum Beheben von Schwachstellen, neue Releases mit den genannten Updates, klare Dokumentation zum Support-Umfang sowie bei Bedarf Container-Images und APK-Pakete.

Auf das Entwickeln neuer Features oder proaktives Engagement mit Community-Issues und Pull-Requests verzichtet das Programm laut Chainguard ausdrücklich. Die geforkten, auf Stabilität fokussierten Quellcode-Versionen sollen frei auf GitHub verfügbar bleiben. Organisationen, die ein sicheres, kontinuierlich gewartetes Container-Image oder APK bevorzugen, sollten auf kommerzielle Distribution ausweichen. Chainguard wolle mit den Forks lediglich die Kontinuität der Projekte sichern, nicht in Wettbewerb zu kommerziellen Anbietern treten.

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Den Start des EmeritOSS-Programms markierte die Aufnahme des Kaniko-Projekts, dessen Archivierung Google im Juni 2025 angekündigt hatte. Kaniko ermöglicht das Erstellen von Docker-Images innerhalb von Kubernetes-Clustern ohne privilegierte Container und ist vor allem in regulierten Branchen wie dem Finanzwesen verbreitet. Chainguard hat nach eigenen Angaben die Wartung eines Forks übernommen und bereits CVE-Fixes, Dependency-Updates und gepflegte Images bereitgestellt.

Neu hinzugekommen sind zuletzt die Projekte Kubeapps und ingress-nginx. Nachdem die Kubernetes Community angekündigt hat, ingress-nginx im März 2026 auslaufen zu lassen und künftig standardmäßig auf die Gateway API für das Networking in Kubernetes zu bauen, stehen Nutzer vor der Herausforderung, auf andere Ingress-Controller auszuweichen oder eine Migration auf die Gateway API einzuleiten. Der Fork im Rahmen des EmeritOSS-Programms verschafft Betroffenen nun mehr Zeit beim Evaluieren.

Wer darüber hinaus Vorschläge für weitere Open-Source-Projekte hat, die in das Programm aufgenommen werden sollten, kann diese dem EmeritOSS-Team bei Chainguard gezielt unterbreiten.

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