E-Patientenakte: BfDI rät, Sicherheitslücken "schnellstmöglich" zu schließen
Viele Menschen sind nicht gut über die elektronische Patientenakte informiert. Das geht aus einer Umfrage der Bundesdatenschutzbeauftragten hervor.
(Bild: olgsera/Shutterstock.com)
Eine aktuelle Umfrage der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), Prof. Louisa Specht-Riemenschneider, unter rund 1500 gesetzlich Versicherten zeigt eine hohe Bekanntheit der elektronischen Patientenakte (ePA), aber eine geringe aktive Nutzung. Während 95 Prozent der gesetzlich Versicherten die ePA zumindest vom Namen her kennen, wird sie bisher von 12 Prozent aktiv genutzt.
Seit Januar 2025 wurde für alle gesetzlich Versicherten automatisch eine ePA angelegt, es sei denn, sie haben aktiv widersprochen. Laut Dashboard der für die Digitalisierung im Gesundheitswesen zuständigen Gematik verfügen bisher rund 4 Millionen über eine für die Nutzung der ePA notwendige GesundheitsID.
(Bild: BfDI)
Sorgen um Datenschutz
Laut dem Datenbarometer der BfDI haben sieben Prozent der Befragten von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch gemacht, fünf Prozent wollen noch widersprechen, drei Prozent sind unentschlossen.
Daraus schließt die BfDI, dass "85 Prozent der befragten gesetzlich Versicherten ihre ePA behalten" möchten. Als entscheidenden Grund für ihren Widerspruch nannten die befragten Versicherten Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit (55 Prozent). 42 Prozent der Befragten, die nicht widersprochen haben, planen die ePA in den nächsten sechs Monaten aktiv zu nutzen.
"Das Interesse an der ePA ist groß. Damit kann sie ihren Zweck, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, tatsächlich erreichen. Der Hauptgrund für einen Widerspruch gegen die Einrichtung der ePA sind Sicherheitsbedenken. Will man die Menschen mitnehmen, ist es also essenziell, Sicherheitslücken schnellstmöglich und bestmöglich zu schließen. Nur dann kann tiefes Vertrauen in die ePA entstehen," sagt dazu Specht-Riemenschneider.
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Erhebliche Wissenslücken bei Versicherten
Die Umfrage deckt auch erhebliche Wissenslücken auf. 43 Prozent der Befragten glauben fälschlicherweise, die ePA werde erst nach einer Registrierung und App-Installation eingerichtet. Nur 36 Prozent wissen, dass sie selbst Dokumente aus ihrer Akte löschen können. Bei den meisten ist jedoch bekannt, dass der Arbeitgeber die ePA nicht einsehen darf (88 Prozent) und 60 Prozent wissen, dass die Nutzung der ePA nicht verpflichtend ist. Schon vor dem Rollout der „ePA für alle“ wurde die Informationspolitik bemängelt. Aus der Umfrage geht hervor, dass mindestens 11 Prozent das Informationsschreiben der Krankenkassen nicht erhalten haben, drei Prozent wissen es nicht. Die Anfang Dezember gestartete Informationskampagne des Bundesgesundheitsministeriums „ePA? Na sicher!“ wurde kürzlich als Reklamekampagne bezeichnet.
Wunsch nach Selbstbestimmung
Neben einer leicht verständlichen Darstellung der Dokumente (93 Prozent) wünschen sich Versicherte beispielsweise auch eine digitale Version von Dokumenten wie dem Impfpass (88 Prozent). Groß ist auch der Wunsch nach einem selbstbestimmten Umgang mit den eigenen Gesundheitsdaten. 83 Prozent der Befragten möchten umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten zur Weitergabe ihrer Daten haben. Gleichzeitig zeigen sie eine hohe Bereitschaft, Daten zu teilen. Rund 70 Prozent würden wichtige medizinische Unterlagen mit allen Behandelnden teilen und 70 Prozent wären zudem bereit, pseudonymisierte Daten für die Forschung zur Verfügung zu stellen.
"Die Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten bei der ePA müssen für alle verständlich und nachvollziehbar sein", so Specht-Riemenschneider. Befürchtungen, dass zu viele Optionen die Nutzer überfordern und die Funktionalität einschränken könnten, seien laut den Ergebnissen des Datenbarometers unbegründet.
Für die vom Meinungsforschungsinstitut INFO durchgeführte Umfrage wurden 1666 volljährige Menschen telefonisch befragt, von denen 1500 gesetzlich versichert sind.
(mack)