Airbus sucht eine souveräne EU-Cloud
Airbus sieht bei sich einen großen Cloud-Bedarf: Dabei will der Flugzeughersteller aber unbedingt auf eine europäische Lösung setzen.
(Bild: Airbus)
Airbus plant einen Großauftrag, um besonders sensible oder geschäftskritische Daten in einer souveränen europäischen Cloud zu speichern. Es geht um wichtige lokale Anwendungen in den Bereichen Enterprise Resource Planning (ERP), Fertigungssteuerungssysteme, Customer Relationship Management (CRM) und Produktlebenszyklusmanagement, die jetzt in die Cloud wandern sollen.
Die Rechenzentren des Konzerns sind bereits in dessen eigener Hand. Dass Airbus jetzt den Fokus auf Cloud-Lösungen legt, dürfte vor allem an aktueller Software liegen, die sich immer öfter nur mit Cloud-Diensten nutzen lässt, etwa S/4HANA von SAP.
Daten sollen unter europäischer Kontrolle bleiben
Catherine Jestin, Executive Vice President of Digital bei Airbus, sagte dem britischen IT-Magazin The Register: „Ich brauche eine souveräne Cloud, da ein Teil der Informationen aus nationaler und europäischer Sicht äußerst sensibel ist.“ Das Unternehmen will so sicherstellen, dass solche Informationen unter europäischer Kontrolle bleiben, erklärte sie. Airbus hat neben seinen Verkehrsflugzeugen auch eine starke Rüstungssparte mit Produkten wie dem Transportflugzeug A400M oder dem Kampfhubschrauber Tiger.
Eine entsprechende Ausschreibung fĂĽr ĂĽber 50 Millionen Euro soll demnach Anfang Januar starten. Es soll ein Auftrag ĂĽber bis zu zehn Jahre sein, die Kosten dafĂĽr sollen sich langfristig vorhersagen lassen.
Auch Anbieter wollen Souveränität schaffen
Und auch auf der Anbieterseite gibt es Bestrebungen, digital souveräne Lösungen zu schaffen. Etwa die EuroStack Initiative Foundation, welche die digitale Souveränität Europas durch koordinierte Industrieaktionen vorantreiben soll. Zu den Gründungsmitgliedern gehören unter anderem Frank Karlitschek von Nextcloud, Andy Yen von Proton, Achim Weiss von IONOS sowie Vertreter von Ecosia und weiteren Unternehmen.
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Es ist eine Reaktion auf die wachsende Abhängigkeit Europas von außereuropäischen Technologieanbietern. Was das bedeuten kann, weiß man zum Beispiel am Europäischen Gerichtshof. Microsoft blockierte das E-Mail-Konto des Chefanklägers des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan im Mai. US-Präsident Donald Trump hatte das Den Haager Gericht im Februar sanktioniert, nachdem ein Gremium von IStGH-Richtern im November Haftbefehle gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und seinen früheren Verteidigungsminister Yoav Gallant mit Blick auf mutmaßliche Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen erlassen hatte.
(nen)