Pentagon: Wikileaks hat wohl noch mehr Akten
Das US-Verteidigungsministerium schätzt, dass die Betreiber der Whistleblower-Plattform noch ein paar Asse im Ärmel haben und mit weiteren Veröffentlichungen zu rechnen ist. Unterdessen forderte die UN-Menschenrechtskommissarin eine Untersuchung.
Die Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks hat nach Einschätzung des Pentagon möglicherweise mehr US-Militärakten als bislang bekannt. Wikileaks habe den Besitz von 15.000 Akten und einem Video zum Afghanistan-Krieg zugegeben, erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberst David Lapan. "Und wir haben Grund zu glauben, dass sie noch andere Dokumente haben", sagte er am Dienstag nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN.
Am Wochenende hatte Wikileaks fast 400.000 US-Dokumente über den Irak-Krieg ins Internet gestellt.Die Irak-Akten weisen auf Kriegsverbrechen hin, die irakische Sicherheitskräfte an Zivilisten begangen haben: Hinrichtungen, Folterungen und andere Misshandlungen. Sie deuten aber auch an, dass US-Truppen von den Gräueltaten wussten.
UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay fordert die USA und den Irak auf, die Hinweise zu untersuchen. Sie erklärte am Dienstag, den veröffentlichten Dokumenten zufolge seien die USA über Folter von Häftlingen durch das irakische Militär im Bilde gewesen. Dennoch hätten sie noch 2009 und 2010 Tausende Gefangene an die Iraker überstellt. Die Papiere deuten nach Ansicht Pillays auf einen ernsthaften Bruch des internationalen Menschenrechts hin und darauf, dass eine große Zahl von Zivilisten kurzerhand hingerichtet worden sei.
Nach der Veröffentlichung von Berichten über Gräueltaten an irakischen Zivilisten bezeichnete die US-Regierung die Vorfälle als innerirakische Angelegenheit. Wenn Ermittlungen infolge der Wikileaks-Enthüllungen nötig seien, dann müsse zuallererst die irakische Führung untersuchen, "wie sie ihre eigenen Zivilisten behandelt hat", sagte US-Außenamtssprecher Philip Crowley am Montag. Darüber sei mit der Regierung in Bagdad gesprochen worden. (vbr)