PDC: Microsoft gibt neue Funktionen für Windows Azure bekannt

Zum Auftakt der Professional Developers Conference richtete Microsoft erneut den Blick in die Wolke: Die Cloud-Dienste sollen durch neue Funktionen und ein neues Preismodell für Entwickler attraktiver werden.

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Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg

Im Rahmen der ersten Keynote der Professional Developers Conference (PDC ) 2010 gab Microsofts Server-Chef Bob Muglia bekannt, die eigenen Cloud-Dienste sowohl durch neue Funktionen als auch ein neues Preismodell für Entwickler attraktiver zu machen. Windows Azure wird zukünftig weitere Dienste bieten, die Entwickler bisher von ihren lokalen Plattformen kennen. Dazu gehören die SQL Server Reporting Services, Datensynchronisierung, die aus Windows Server AppFabric bekannten Cache-Dienste ("Velocity" ), und die Windows Workflow Foundation (WF).

Entwickler und Administratoren sollen in der kommenden Version von Windows Azure zudem einen direkteren Zugang zum Betriebssystem erhalten und können sich mit dem Remote Desktop Protocol direkt mit einer Windows-Azure-Instanz verbinden. In der stehen dann alle Funktionen des Internet Information Server (IIS), einschließlich der IIS-Verwaltungskonsole, zur Verfügung. Auch andere Rollen von Windows Server 2008 R2 kann der Nutzer aktivieren.

Azure erhält zudem eine stark überarbeite Verwaltungsoberfläche, die auch mehrere Administrationskonten erlaubt. Für die Verteilung von Azure-Anwendung gibt es neue Paketierungswerkzeuge. Die Verbindung zwischen lokalen System und der Cloud will Microsoft durch die Unterstützung virtueller Netzwerke (auf der letzten PDC als Projekt "Sydney" erstmals erwähnt) und die Datensynchronisierung zwischen SQL-Server-Instanzen verbessern. Die Konfiguration und Verbindung der Azure-Dienste ist zukünftig durch ein grafisches Kompositionsmodell möglich, das Workflow Foundation integriert.

Als eine der größten Neuerungen nannte Muglia das Cloud-Hosting eigener virtueller Maschine, die Kunden selbst lokal in einem Hyper-V erstellt haben. Neu ist die Ankündigung aber nicht, denn bereits in einer Keynote der letzten PDC wurde das erwähnt. Muglia gab auch bekannt, das Microsoft nächstes Jahr mit dem Hosting des Team Foundation Server (TFS) in der Cloud beginnt. Entwickler können in Visual Studio 2010 mit dem Cloud-TFS arbeiten wie mit dem lokalen Pendant. Unterschiedlich ist zwangsläufig lediglich die Benutzeranmeldung, die nicht nur Active Directory, sondern auch Microsofts Live ID, Facebook, Yahoo und Google unterstützt. Über den Azure Access Control Servcies können Entwickler auf einfache Weise die Authentifizierungsdienste auch in eigene Anwendungen integrieren.

Als Beispiel, wie nahtlos die Migration auf Windows Azure ist, nannte TFS-Chef Brian Harry, dass der Aufwand zur Umstellung des TFS-Datenmodells mit 250 Tabellen nur zwei Mannmonate und die Anpassung der ASP.NET-Weboberflächen nur einen Mannmonat benötigt habe.

Beim Preismodell führt Microsoft eine "Extra Small Instance" ein. Hinter dem Begriff steht ein Angebot zum Entwickeln und Testen von Azure-Anwendungen. Entwickler zahlen zukünftig nur noch 0,05 Dollar pro Rechenstunde. Azure-Anwendungen will Microsoft nun über den Azure Marketplace anpreisen. Zum ihm gehört auch ein Datenmarkt, in dem Entwickler und Verbraucher Daten (zum Beispiel kartographische Daten, Wetterdaten) konsumieren können. Auch den Datenmarkt hatte Microsoft letztes Jahr bereits gezeigt.

Im Übrigen war die erste Keynote der PDC 2010 extrem nachrichtenarm. Die erste Stunde verbrachten Microsoft-Chef Steve Ballmer und Scott Guthrie, einer der führenden Köpfe der Entwicklergruppe, damit, Produkte und Features hervorzuheben, die schon erschienen sind. Der Reigen begann mit dem Verkaufserfolg von Windows 7. Anschließend kam der zumindest als Preview-Version verfügbare Internet Explorer 9 mit seiner HTML 5-Unterstützung und Hardwarebeschleunigung an die Reihe. Die einzigen "echten" Nachrichten beschränkten sich auf die Verfügbarkeit des "Preview 6" auf www.ietestdrive.com und die Unterstützung für CSS3 2D Transforms. Ausführlich zu sehen gab es auch Windows Phone 7 und die zugehörigen Entwicklerwerkzeuge.

Die neue Kindle-App für Windows Phone und die Fertigstellung der OData-Implementierung für Visual Studio Express for Windows Phone konnten nur wenig Applaus hervorrufen. Wirklich Begeisterung war nur zu spüren, als Ballmer bekannt gab, dass jeder zahlende PDC-Teilnehmer ein Windows Phone 7 und ein 99-Dollar-Guthaben im Marketplace erhält.

Die PDC ist die wichtigste Entwicklerveranstaltung von Microsoft. Sie findet in unregelmäßigen Abständen seit 1991 nur in den USA statt, wenn es bei Microsoft größere Neuentwicklungen gibt. Die PDC 2010 ist deutlich kleiner und kürzer als in den letzten Jahren. Es werden nicht nur erstmals alle Vorträge live im Internet übertragen (natürlich via Silverlight Media Streaming), sondern es gibt auch Vorträge, die nur per Download zu sehen sind und gar nicht live gehalten werden. Weltweit gibt es Public Viewings in Veranstaltungen der .NET User Groups, die die Keynote live übertragen haben, allein in Europa an 75 Orten. Auf der Basis nannte Steve Ballmer die PDC 2010 "als größte, die es je gab". (ane)