Sparbücher
Notebooks mit 15,6-Zoll-Bildschirm bekommt man bereits für unter 400 Euro, die mit größerem 17,3-Zoll-Display für weniger als 600 Euro. Wofür reichen sie aus und für welche Einsatzzwecke muss man mehr Geld in die Hand nehmen?
- Florian Müssig
Bei günstigen Notebooks denken viele zuerst an die leistungsschwachen Netbooks, die sich in den letzten zwei Jahren ein neues Marktsegment zu Preisen um 400 Euro geschaffen haben. Für genauso viel Geld bekommt man aber bereits normal große Geräte, die sich mit 15,6-Zoll-Bildschirmen und leistungsstarken Doppelkern-Prozessoren als vollwertiger PC-Ersatz eignen.
Bei diesen Einstiegsmodellen gibt es einige Stolperfallen, die teurere Notebooks nicht haben. So befanden sich im Testzeitraum Mitte Oktober etliche Notebooks zwischen 300 und 400 Euro im Handel, die ihre niedrigen Preise aber nur dadurch erreichten, dass ein vollwertiges Betriebssystem fehlte. Stattdessen waren unspezifizierte Linux-Varianten oder FreeDOS vorinstalliert, die kaum mehr als einen blinkenden Cursor auf einem schwarzen Bildschirm anzeigen. Um sie nachträglich mit Windows 7 Home Premium auszustatten, sind mindestens 90 Euro Lizenzkosten und viel Zeit zur Installation und Treibersuche zusätzlich fällig.
Für diesen Vergleichstest haben wir ausschließlich Notebooks mit ab Werk installiertem Windows ausgewählt; ihre Preise beginnen bei 450 Euro. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn manche Hersteller geben selbst 15,6-Zoll-Modellen in Konfigurationen für über 600 Euro noch kein Windows mit. Im Testfeld sind Acers Extensa 5635Z (460 Euro), Dells Vostro 1015 (500 Euro), HPs 620 (480 Euro) und Lenovos G560 (500 Euro) vertreten.
Allen günstigen 15,6-Zöllern ist eine Bildschirmauflösung von 1366 x 768 gemein. Wer mehr Bildfläche wünscht, muss im Niedrigpreis-Segment zu 17,3-Zoll-Notebooks greifen; mit der Diagonalen wächst auch die Auflösung: auf 1600 x 900 Pixel. Die Preise starten bei unter 600 Euro – 15,6-Zöller mit höherer Auflösung kosten mehr. Wir haben Asus’ X72DR (580 Euro), Packard Bells LM98 (700 Euro) und Samsungs E372 (650 Euro) getestet.
Rechenleistung
In allen Testgeräten arbeiten Doppelkern-Prozessoren. Im Asus-Notebook kommt ein AMD Athlon II zum Einsatz, in den anderen Geräten CPUs von Intel. Bei Lenovo, Packard Bell und Samsung stammen sie aus der aktuellen Core-i-Serie; die Doppelkern-Pentiums bei Acer, Dell und HP basieren dagegen auf der älteren Core-2-Technik – für alltägliche Aufgaben wie Websurfen oder Büroarbeiten macht das keinen Unterschied.
In den vier 15,6-Zöllern kümmern sich die im Chipsatz oder Prozessor integrierten Grafikeinheiten um die Grafikausgabe. Sie genügen zum Abspielen von (HD-)Videos und Flash-Webseiten, für 3D-Spiele sind sie jedoch zu lahm. Gleiches gilt für die Einsteiger-Grafikchips in den 17,3-Zoll-Notebooks von Asus und Samsung. Einzig der Mittelklasse-Chip Mobility Radeon HD 5650 im LM98 taugt für aktuelle 3D-Spiele.
Ein Zweckentfremden der 3D-Chips für andere Berechnungen (GPGPU), etwa das Umwandeln von Videos, war ab Werk bei keinem Notebook möglich; selbst nach Treiber-Updates von AMDs und Nvidias Webseiten klappte es nur bei Samsung. Bei HP und Lenovo ließen sich Intels Referenztreiber nicht installieren; bei Problemen ist man also auf den Support des Notebook-Herstellers angewiesen.
Speicher
Während 250 oder 320 GByte Festplattenplatz für viele(s) ausreicht, knausern die Hersteller beim Arbeitsspeicher: Nur 2 oder 3 GByte sind nicht mehr zeitgemäß. Manch spezialisierter Online-Shop wie NotebooksBilliger.de rüstet die Notebooks auf Kundenwunsch noch vor dem Versand mit mehr RAM aus, sodass man nicht selbst schrauben muss. Bei Dell und HP bringt die RAM-Erweiterung allerdings nicht viel, weil Windows dort nur in der 32-Bit-Version vorinstalliert ist. Mehr als 3 GByte kann man dort also gar nicht nutzen.
Das Erweitern des Festspeichers ist nur mit viel Aufwand möglich: Eine zweite Festplatte hat im Notebook keinen Platz, sodass die bisherige ersetzt werden muss. Wenn auch die zur Wiederherstellung benötigte versteckte Recovery-Partition (sie ist bei allen Kandidaten rund 15 GByte groß) übertragen werden soll, muss die bisherige Platte auf die neue, größere geklont werden – das geht nicht ohne Zusatz-Software und ein externes Festplattengehäuse. Immerhin legen die Hersteller keine zusätzlichen Stolpersteine in den Weg: Bei allen Testkandidaten sind Festplattenschacht und RAM-Slots komfortabel über Abdeckungen an der Geräteunterseite zu erreichen, ohne dass man dafür Garantiesiegel brechen muss.
Schnittstellen
USB 3.0 und eSATA darf man in der getesteten Preiskategorie nicht erwarten. Üblich sind drei bis vier USB-2.0-Ports; FireWire gibt es nur bei Dell. Bei Dell, HP und Lenovo kann man fehlende Schnittstellen immerhin per ExpressCard/34 nachrüsten; den anderen vier fehlen Erweiterungsschächte. Speicherkartenleser gehören zur Grundausstattung, doch einzig SD-Karten werden von allen Probanden gelesen – wer eine Digitalkamera mit xD-Kärtchen oder MemorySticks hat, muss aufpassen.
HDMI-Ausgänge zum verlustfreien, weil digitalen Weiterreichen von Bild und Ton an Flachbildfernseher oder Beamer haben nur die Notebooks von Asus, HP, Packard Bell und Samsung. Bei Acer, Dell und Lenovo gibt es lediglich einen betagten VGA-Ausgang; keines der Notebooks hat SPDIF.
Obwohl ein WLAN-Adapter, der IEEE 802.11n beherrscht, inzwischen zum guten Ton gehört, ist dies noch kein Garant für schnelle Datentransfers ohne Kabel: Es kommt darauf an, in wie vielen Streams auf wie breiten Kanälen in welchem Frequenzband der Chip Daten senden und empfangen kann. Ausführliche Datenblätter sind üblicherweise aber weder beim Notebook-Hersteller noch bei dem des WLAN-Moduls aufzutreiben. Richtig flotte Funker waren im Test nur die Notebooks von Acer, Lenovo und Packard Bell. Im Dell steckt dagegen nur ein 11b/g-Chip; die 11n-Chips von Asus, HP und Samsung waren kaum schneller als dieser.
Mobilität
Besonders mobil ist keiner der Testkandidaten: Die 15,6-Zöller passen zwar noch problemlos in viele Rucksäcke und Taschen, doch sie zerren mit rund fünf Pfund an den Schultern. Die 17,3-Zoll-Geräte wiegen noch eines mehr. Da die Akkus bestenfalls fünf Stunden (HP 620), üblicherweise aber nur drei bis vier Stunden durchhalten, muss auch das Netzteil immer dabei sein – weitere 400 Gramm.
Geringes Gewicht und lange Laufzeit gibt es für wenig Geld nur bei Netbooks (siehe Kasten), doch dann muss man mit einer viel geringeren Rechenleistung, schmalen Tasten und arg kleinen Bildschirmen klarkommen. Alltagstaugliche Subnotebooks mit ordentlich Power unter der Haube gibt es zwar auch, doch die kosten mindestens 700 Euro [1] .
Displays
Acer, Dell und HP statten ihre Notebooks mit matten Bildschirmen aus. Beim Betrieb im Freien stören die Spiegeldisplays der anderen Kandidaten besonders. In Innenräumen halten sie die Reflexionen dank heller Hintergrundbeleuchtungen auf erträglichem Niveau – nervig sind sie trotzdem. Besonders farbstarke und blickwinkelunabhängige Panels gibt es nur bei viel teureren Geräten [2] : Die im Testfeld sehen beim Blick von der Seite deutlich dunkler aus als bei senkrechter Draufsicht; Farben erscheinen verfälscht, dunkle Bildbereiche invertieren.
An der Verarbeitung und Robustheit der Gehäuse gibt es nichts auszusetzen. Hochwertige Materialien darf man ob des geringen Preises aber nicht erwarten, und auch beim Design gibt es wenig Aufregendes: Samsungs blau-schwarz-schillernde Zierleiste über der Tastatur läuft bereits unter Extravaganz. Allen Tastaturen liegt das übliche Tastenraster von 19 Millimeter zu Grunde; nur Dell und HP haben keinen Ziffernblock.
Warum die Billig-Notebooks so billig sind
Die Notebooks in diesem Test sind eigentlich viel zu billig. Im Vergleich mit Netbooks – die immerhin gezielt auf niedrige Herstellungskosten konzipiert wurden – leisten sie für einen Aufpreis von 150 Euro (also 50 Prozent Zuschlag) deutlich mehr: Displayfläche, Rechenleistung, Hauptspeicher und Festplatte sind mindestens um den Faktor zwei höher, Tastatur und Touchpad sind benutzbar, ein DVD-Brenner ist eingebaut. Im Vergleich mit teureren Geräten findet so ein krasser Leistungssprung nicht mehr statt – für weitere 150 Euro bekommt man kaum mehr als zusätzlichen Plattenplatz, Hauptspeicher oder Rechendurchsatz, doch für eine deutlich bessere Ausstattung muss man locker das Doppelte hinlegen.
Ein paar größere Einsparmöglichkeiten gibt es zwar, aber die stehen allen Herstellern gleichermaßen zur Wahl, sodass bei gleicher Ausstattung der Preisunterschied dann doch wieder ähnlich ausfällt. So fehlt den ganz billigen Konfigurationen oft Windows, die Garantie beträgt nur ein Jahr und umfasst keine Abholung, es liegen keine Wiederherstellungs-DVDs und Handbücher bei. Der Kostenvorteil einer AMD-Lösung wird allerdings durch die höheren Stückzahlen der Intel-Plattformen und den anfangs größeren Entwicklungsaufwand der AMD-Plattform zum Teil wieder aufgefressen.
Tatsächlich spielen Materialwert und Komponentenpreise keine so große Rolle, sondern der stärkste Preistreiber sind die Stückzahlen. Die Billigklasse verkauft sich einfach am besten, wodurch die Einsparungen bei Einkauf, Fertigung, Transport und Vertrieb die Unterschiede der Komponentenpreise übertreffen. Zusätzlich nutzen die meisten Hersteller viele Bauelemente bis zur Mittelklasse hinauf, was die Stückzahlen weiter erhöht und die Kosten senkt.
Das ist auch der Grund dafür, dass der Einsteigermarkt von den ganz großen Herstellern beherrscht wird: HP, Acer und Dell sind Stückzahl-Weltmeister – schon die darauf folgenden Asus, Lenovo, Toshiba und Samsung haben Schwierigkeiten, im Preiskampf zu bestehen, wie auch das Testfeld zeigt. Kleinere Hersteller wie Sony oder Medion können derart niedrige Preise meist nur mit Auslaufmodellen oder Abverkäufen realisieren oder versuchen es wie Apple oder Panasonic gar nicht erst. Die ganz kleinen, hauptsächlich auf Deutschland beschränkten Anbieter haben praktisch gar keine Chance mehr, wie auch Frank Brunen, Chef der Brunen IT, bestätigte, die hinter der vormals preislich durchaus aggressiven Marke One.de steht – und die inzwischen von ihrem Hauptlieferanten übernommen worden ist. Ähnlich geht es den anderen Kleinen: Sie fusionieren, gehen pleite oder finden eine Nische in einem höherpreisigen Segment beispielsweise der Gaming-Notebooks.
Einen weiteren Aspekt gibt es zu berücksichtigen: den Dollar-Kurs. Die gesamte Produktion von PCs und Notebooks wird per US-Dollar abgerechnet, die Kalkulation der Endkunden-Preise in der Landeswährung findet erst ziemlich zum Schluss statt. Dieser Effekt trifft die billigen Notebooks und Netbooks stärker als hochpreisige Modelle, weil die Margen geringer sind und die Hersteller daher schneller auf Kursschwankungen reagieren müssen. Tatsächlich hat der schlechtere Dollar-Kurs im Vergleich zum vorigen Jahr dazu geführt, dass die Net- und Notebooks etwas teurer geworden sind: Damals gab es mehr Netbooks ab 250 Euro (wenn auch viele Auslaufmodelle) und mehr 15,4er unter 450 Euro – dieses Jahr sind rund 50 Euro mehr fällig.
Ein weiterer Grund für den leichten Preisanstieg sind gestiegene Speicherpreise. Die geringen Margen, schwankenden Preise einiger Komponenten und unstabilen Währungskurse sind übrigens auch die Ursache dafür, dass die Preise im Billigsegment stark schwanken – auf ständig fallende Preise kann man jedenfalls nicht mehr spekulieren. (jow )
Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 24/2010. (mue)