Die Buchpiraten

Lange Zeit galten die Verlage in Sachen Internet-Raubkopien als immun - zu problematisch war das Scannen und Verteilen von digitalisierten Druckwerken im Netz. Doch das ändert sich nun, glauben nicht nur Experten.

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Die unaufhaltsame Revolution der Medienindustrie vollzieht sich bekanntermaßen in Stufen. Zunächst war die Musikbranche dran, als es Dank vernünftiger Kompressionsverfahren erstmals möglich wurde, Singles und später ganze Alben innerhalb von Minuten per Internet zu verschicken. Mit Jahren Verspätung entwickelte sich nach dem illegalen Markt auch ein legaler: Mittlerweile sind iTunes & Co. für manchen Player zu durchaus einträglichen Geldquellen geworden, mit denen sich die Verluste aus dem CD-Geschäft zumindest teilweise ausgleichen lassen.

Dann kam die Filmbranche an die Reihe: HD-Videos per Internet sind dank schneller Leitungen heute kein Problem mehr und das Angebot wächst und wächst. Mit dem Aufbau legaler Alternativen waren die Medienkonzerne dabei diesmal etwas schneller als im Musiksegment.

Und nun sollen also die Verlage diejenigen sein, die ihr Geschäftsmodell gewaltig umgekrempelt bekommen. Auch hier kann man keinesfalls sagen, dass das unangekündigt erfolgen würde: Schon zu Zeiten der ersten "Harry Potter"-Romane tauchten abgetippte englische Versionen oder nutzergenerierte Übersetzungen der Bestseller-Saga im Netz auf. Inzwischen trifft es nicht mehr nur solche Tophits, sondern alles vom obskuren Wissenschaftstitel bis zum "Spiegel"-Bestseller. Da immer mehr Bücher sowieso schon digital vorliegen, erleichtert dass das Spiel.

Und was tun die Medienkonzerne hier schon wieder? Sie verwirren die Kunden, die an legalen Inhalten interessiert sind. Statt auf möglichst allen Vertriebsplattformen verfügbar zu sein, damit der Nutzer nicht lange suchen muss, gibt es die verschiedensten Formate und Online-Läden. Während in den USA der E-Commerce-Riese Amazon mit seinem Kindle Store zeigt, wie man es (auch softwaretechnisch) macht, wird dieser in Europa geschnitten. Plattformen wuchern, von denen sich der Kunde das beste zusammensuchen muss.

Die Zeichen stehen indes auf Sturm. Die Verbreitung gut funktionierender Lesegeräte plus entsprechender Software plus Raubkopien könnte im Verlagswesen das gleiche anrichten, wie man es schon von Musik und Filmen kennt. Da hilft nur, es dem ehrlichen Kunden so leicht wie möglich zu machen. (bsc)