FAQ: IPv6

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Von
  • Johannes Endres
Inhaltsverzeichnis

Muss ich an meinem Rechner etwas ändern, damit ich überhaupt noch ins Internet komme, wenn IPv6 eingeführt wird? Brauche ich einen neuen Router?

Normalerweise nicht, denn auf absehbare Zeit ersetzt IPv6 das bisher übliche IPv4 nicht, sondern arbeitet parallel dazu. Alle aktuellen Betriebssysteme beherrschen diesen „Dual-Stack“-Betrieb. Bei Windows 7 und Vista, Mac OS X und den meisten Linux-Varianten ist er automatisch aktiv, bei Windows XP ab der Installation von IPv6.

Für den Router gilt dasselbe: Wenn Ihr Modell nur IPv4 beherrscht, gehen Sie weiterhin darüber online.

Auch ein neuer Switch ist normalerweise nicht erforderlich. IPv6 ersetzt zwar Broadcasts durch Multicasts. Doch wenn alle Rechner an demselben Switch hängen, muss dieser nicht Multicast-tauglich sein.

Was brauche ich, um per IPv6 ins Internet zu kommen?

Wie bei IPv4 brauchen Sie einen Internetprovider, der Ihnen einen IPv6-Zugang anbietet. Bislang gibt es allerdings nur sehr wenige, die eine Einwahl anbieten, die genauso funktioniert wie bei IPv4. Die Telekom wird erst im Laufe des Jahres 2011 eine direkte Dual-Stack-Einwahl schalten. Wenn das soweit ist, brauchen Sie außerdem einen neuen Router oder ein Firmware-Update für den alten, damit das Gerät die parallele Einwahl mit beiden IP-Versionen beherrscht.

Bis dahin können Sie einen IPv6-Tunnel benutzen, den zum Beispiel sixxs.net und gogo6.com kostenlos anbieten. Dabei werden die IPv6-Daten in IPv4-Päckchen eingepackt, beim Provider wieder ausgepackt und ins IPv6-Netz weitergeleitet. Auf Ihrer Seite brauchen Sie entweder eine passende Tunnel-Software auf dem Rechner oder einen Router, der diese Technik beherrscht.

Das mit den Tunneln ist mir zu kompliziert. Komme ich denn ohne so etwas gar nicht an reine IPv6-Server heran?

Doch. Als „IPV6 der letzten Chance“ gibt es die Technik Teredo, die ebenfalls IPv6 in IPv4 verpackt, aber keine feste Tunnel-Gegenstelle benötigt. Das funktioniert jedoch nicht zuverlässig und nur, wenn Ihr Rechner den Kontakt zu einem IPv6-Host im Internet aufbaut. Für den Verbindungsaufbau von außen zu Ihrem Rechner taugt Teredo nicht.

Teredo ist unter Window per Voreinstellung aktiv. Für Linux und Mac OS X gibt es ein nachzuinstallierendes Paket namens Miredo. Details finden Sie in einem Artikel auf heise Netze (siehe c’t-Link am Ende der Seite).

Wenn es nur um Browser-Seiten geht, können Sie auch einen Proxy benutzen, der gegenüber dem Server IPv6 spricht und Ihnen die Inhalte per IPv4 durchreicht. So einen Proxy betreibt unter anderem sixxs.net.

IPv4-Adressen finde ich überschaubar und leicht zu merken. IPv6-Adressen scheinen dagegen sogar unterschiedlich lang zu sein. Wie kommt das?

Eine IPv6-Adresse umfasst 128 Bit. Man schreibt sie in Gruppen von jeweils 4 hexadezimalen Ziffern, getrennt durch Doppelpunkte. Die Adressen wirken unterschiedlich lang, weil man Nullen am Anfang jeder Vierergruppe weglassen darf. Zusätzlich darf die längste Folge von Nullen innerhalb der Adresse mitsamt der enthaltenen Doppelpunkte fehlen. Aus

2001:0DB8:0000:0000:0000:0000:0010:01FF

wird also aufgrund der ersten Regel

2001:DB8:0:0:0:0:10:1FF

und aufgrund der zweiten

2001:DB8::10:1FF

Bei IPv6 höre ich den Begriff Präfix und lese Dinge wie 2001:DB8::/32. Was ist das?

Ein Präfix ist der vordere Teil einer IP-Adresse, der innerhalb eines Netzwerks immer gleich ist; er beschreibt also den Adressbereich eines Netzes. Dieser Teil kann unterschiedlich lang sein, umfasst allerdings maximal 64 Bit, also die Hälfte der Adresse. Der Präfix aus Ihrer Frage beschreibt also das Netzwerk, in dem bei allen Adressen die ersten 32 Bit gleich sind, nämlich 2001:DB8. Wenn eine IPv6-Adressangabe nicht ausdrücklich per Schrägstrich und Zahl als Präfix gekennzeichnet ist, liegt eine vollständige, 128 Bit lange Adresse vor.

Die Präfix-Schreibweise ist kürzer als die bei IPv4 früher übliche Kombination aus Netzwerkadresse und -maske. Auch dort kann man das Netzwerk 203.0.113.0 mit der Netzwerkmaske 255.255.255.0 kürzer schreiben als 203.0.113.0/24.

IP-Adressen werden an Organisationen in unterschiedlich großen Präfixen zugeteilt. Außerdem werden die Präfixe benutzt, um zu entscheiden, welchen Weg ein Datenpaket nehmen soll.

Wie bekomme ich die IPv6-Adresse meines Rechners heraus?

Ein Rechner mit IPv6 hat eigentlich immer mehrere Adressen – es gibt ja genügend. Alle diese Adressen zeigen die Standard-Tools der aktuellen Betriebssysteme an. Neben den zuständigen Dialogen ist das unter Windows das Kommandozeilenprogramm ipconfig; unter Linux und Mac OS X heißt der Befehl ifconfig.

In der Adress-Anzeige steht etwas von „verbindungslokal“. Was ist das denn?

In IPv6 gibt es zwei wichtige Arten von Adressen: Link-lokale stammen aus dem Präfix FE80::/10 und heißen bei Windows „verbindungslokal“. Ist IPv6 auf einem Rechner aktiv, besitzt er pro Netzwerkkarte eine solche Adresse, die er aus der Hardware-Adresse der Schnittstelle ermittelt. Sie dient dann zur weiteren Konfiguration und anschließend ausschließlich zur direkten Kommunikation mit Hosts an demselben Switch.

Zur Kommunikation mit dem Rest des Internet braucht der Rechner daher zusätzlich eine globale IP-Adresse. Die baut er aus dem globalen Präfix des nächsten Routers und dem hinteren Teil seiner Link-lokalen Adresse zusammen. Da der größte Teil des IPv6-Adressraumes noch vollkommen ungenutzt ist, beginnen globale Adressen derzeit alle mit der 2.

www.ct.de/1025182

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