Regionale Registries rüsten sich für die Zeit nach IPv4

Auf dem RIPE-Treffen in Rom diskutiert die Branche intensiv, ob und wie der Transfer von IPv4-Adressen zwischen Providern nach der bevorstehenden Erschöpfung des Adressvorrats geregelt werden soll.

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Von
  • Monika Ermert

Schon in zwei oder drei Monaten wird die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) die letzen IPv4-Blöcke an die fünf regionalen IP-Adressverwalter (RIPE, ARIN, APNIC, LACNIC, AFRINIC) verteilt haben, die die letzen IPv4-Adressen in den kommenden Monaten vergeben. Im März kommenden Jahres werde die IANA die letzten Adressen ausgeben, schätzte der eco-Verband am Mittwoch. Beim RIPE rechnet man damit, dass im dritten oder vierten Quartal dann auch bei den Verwaltern Schluss ist.

In der Branche wird erwartet, dass sich danach eine Art Markt für IPv4-Adressen entwickelt. Auf dem Treffen des europäischen Adressverwalters RIPE in Rom wird darüber diskutiert, inwieweit das RIPE diesen Markt regeln soll. Die RIPE-Mitglieder hatten sich bereits im vergangenen Jahr auf ein Verfahren für die Vergabe ungenutzter IPv4-Adressen unter den Mitgliedsunternehmen geeinigt. Bei Transfers gilt, dass das an den Adressen interessierte Unternehmen einen Bedarf nachweisen muss. Außerdem darf es die auf diesem Weg erhaltenen Adressen innerhalb von zwei Jahren nicht weitergeben.

Sind die Adressen bei den Verwaltern nicht mehr zu haben, fürchtet Alex Le Heux vom RIPE NCC, dass die Unternehmen bestehende Regeln zu umgehen versuchen, um an Adressen zu kommen. Zur Not würden Adressen einfach unter der Hand weitergegeben. Für das RIPE NCC ist das vor allem deshalb schmerzhaft, weil dann die offizielle Datenbank nicht mehr aktuell gehalten werden kann. Der RIPE-Vorsitzende Rob Blokzijl betonte, statt über Vergaberegeln nachzudenken sollten sich die Verwalter auf die saubere Registrierung von Veränderungen konzentrieren, schließlich seien sie keine Regulierer. Er kündigte an, innerhalb der nächsten Wochen eine Registrierungspolitik vorzulegen.

Letztlich müssen die RIPE-Mitglieder entscheiden, wie die verbleibenden Ressourcen ab Mitte 2011 verteilt werden sollen. Wollen sie eine liberale Regelung, die Transfers zwischen Mitgliedern lediglich registriert – so wie Blokzijl das befürwortet und es bei der für Asien zuständigen APNIC geplant ist – müssen sie ihre Transferpolitik nochmals ändern. Doch sind sich die regionalen Registrys nicht alle einig: Die nordamerikanische ARIN etwa will an einer gewissen Aufsichtsrolle für die Transfers festhalten, wie deren CEO John Curran in Rom erklärte.

Auf der Suche nach möglicherweise noch unerschlossenen IPv4-Reserven wird beim ARIN laut Curran auch diskutiert, einen Teil der Adressblöcke einzufordern, die vor dem Regime der regionalen IP-Verwalter vor allem in den USA in großem Stil ausgegeben wurden. Wenn deren Inhaber sich nicht ordentlich bei ARIN registrieren, sollte die Registry die Adressen einziehen, so die Idee, gegen die es allerdings erheblichen Widerstand geben dürfte.

Statt sich weiterhin auf den schwindenden IPv4-Adressvorrat zu fixieren, wird beim RIPE intensiv darüber diskutiert, wie schneller für die reibungslose Nutzung von IPv6 gesorgt werden kann. Google-Entwickler Lorenzo Colitti stellte in Rom den Plan für eine "Welttag IPv6" (PDF Datei) vor, an dem große Anbieter wie Google, Yahoo, Facebook, Aol und Akamai für einen Tag parallel IPv4 und IPv6-Versionen anbieten sollen. Google will an diesem Tag das aktuell eingesetzte Whitelisting abschalten.

Davon verspricht sich Colitti Aufmerksamkeit von ISPs und Herstellern für aktuell noch bestehende Problemen mit dem Parallelbetrieb von IPv4/IPv6. Nur 0,05 Prozent der Nutzer, so Colitti, könnten dann laut Googles Berechnungen nicht mehr auf die entsprechenden Seiten zugreifen und Colitti hofft, dass diese dann auch bei ihren Providern nachhaken. Eine IPv6-Variante von heise online, die am Freitag hier in Rom vorgestellt wird, gibt es nicht erst am IPv6-Welttag: Seit Ende September ist sie fester Bestandteil des heise-Angebots. (vbr)