Breitbandversorgung: "Europa muss mehr tun"

Zwar macht der Ausbau der Breitbandversorgung im Rahmen der Digitalen Agenda einer neuen EU-Erhebung zufolge Fortschritte, doch müssten die Anstrengungen fortgesetzt werden, fordert die zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes.

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Der Ausbau der Breitbandversorgung in der Europäischen Union macht Fortschritte. Zu diesem Schluss kommt eine Momentaufnahme der Breitbandentwicklung in Europa (PDF-Datei) zur Jahresmitte, die die Europäische Kommission am Donnerstag in Brüssel vorgestellt hat. Danach erreichte ein knappes Drittel (29 Prozent) der rund 128 Millionen Breitbandanschlüsse in der EU Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens10 MBit/s. Im Juli 2009 galt dies nur für 15 Prozent der Anschlüsse. Insgesamt hat inzwischen jeder vierte EU-Einwohner Zugriff auf einen schnellen Internetanschluss.

Für bemerkenswert hält die Kommission den starken Zuwachs bei Breitbanddiensten über Mobilfunk. Zwar haben immer noch nur 6 von 100 EU-Einwohnern einen schnellen mobilen Internetzugang, doch verzeichnet die Studie ein Wachstum von 45 Prozent. Dennoch mahnt die Kommission, es sei noch ein weiter Weg, bis die ehrgeizigen Ziele der Digitalen Agenda erreicht würden. Die EU will bis 2013 eine Breitbandgrundversorgung für alle Einwohner schaffen. Bis 2020 sollen alle EU-Bürger dann auf Breitbanddienste mit mindestens 30 MBit/s zugreifen können. Die Vorgaben sind hierzulande nicht unumstritten und werden von den Bundesländern unter anderem als zu weitgehend kritisiert.

Neelie Kroes fordert, die Europäer müssten sich für die ehrgeizigen Ziele der Digitalen Agenda stärker ins Zeug legen.

(Bild: EC/Berlaymont)

Derzeit haben nur etwa 5 Prozent der Bürger einen Zugang mit 30 MBit/s oder mehr. "Die Verbreitung wie auch die Geschwindigkeiten nehmen zu, aber wir müssen mehr tun, um unsere anspruchsvollen Breitbandziele zu erreichen", erklärte Neelie Kroes. Die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission drängt auf eine Einigung zur Vergabe von mehr Funkfrequenzen für mobile Breitbanddienste: "Denn die Nachfrage danach nimmt rasant zu.“

Die Niederlande und Dänemark stehen bei der Breitbandversorgung in Europa weiterhin an der Spitze, die Zuwachsraten gehen jedoch bei den Klassenbesten zurück. Deutschland rangiert mit einer Verbreitung von 31,3 Breitbandanschlüssen auf 100 Einwohner nach Luxemburg und Schweden auf dem fünften Platz und über dem EU-Schnitt von 25,6 Anschlüssen. Bei mobilen Breitbandanschlüssen liegt Deutschland dagegen mit 4,4 Anschüssen auf 100 Einwohner noch unter dem EU-Schnitt von 6,1. An der Spitze liegen hier Finnland (21,5 Prozent), Österreich (16,7 Prozent) und Schweden (14 Prozent).

DSL bleibt mit 100 Millionen Anschlüssen noch die Zugangstechnik der Wahl in Europa, aber der Marktanteil geht zurück. Insbesondere Glasfaseranschlüsse und das TV-Kabel mit DOCSIS 3.0 erweisen sich hier als Konkurrenz. Allerdings machen Glasfaseranschlüsse derzeit lediglich 1,7 Prozent der europäischen Breitbandanschlüsse aus, trotz starken Wachstums. (vbr)