Warnsystem gegen Sekundenschlaf

Im Fahrzeug entstehen schnell gefährliche Momente, wenn der Mensch hinterm Lenkrad unaufmerksam wird. Forscher wollen dies nun mit genauen Assistenzsystemen verhindern.

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Im Fahrzeug entstehen schnell gefährliche Momente, wenn der Mensch hinterm Lenkrad unaufmerksam wird. Forscher wollen dies nun mit genauen Assistenzsystemen verhindern.

Wer im Auto unterwegs ist, muss stets aufmerksam bleiben - jede Sekunde zählt beim Bremsen ebenso wie beim Ausweichen. Wer müde ist und kurz einnickt, gefährdet sich und andere. Folge sind schlimmstenfalls tödliche Unfälle. Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) in Ilmenau haben deshalb nun ein Assistenzsystem entwickelt, das mithilfe eines sogenannten Eyetrackers Sekundenschlaf vorbeugen soll - mit einer sehr hohen Genauigkeit.

Im Gegensatz zu bereits verfügbaren Systemen, die beispielsweise Pedalverhalten oder Lenkausschläge messen, lässt sich die Technik der IDMT-Forscher auch in älteren Wagen problemlos nachrüsten. Die Warnanlage besteht in ihrer aktuellen Version aus zwei Kameras und einer Steuerungseinheit, die nicht zu viel Platz wegnimmt. Ein PC oder Laptop sind nicht notwendig. Da das System Daten an Standardschnittstellen (unter anderem CAN) liefern kann, lässt sich der vorhandene Bordcomputer direkt ansteuern.

Der Eyetracker erfasst das Gesicht des Fahrers laufend dreidimensional und kann so erkennen, wenn sich die Augen länger als eine Sekunde schließen. Dann wird ein Alarm ausgelöst. Das Kameramodul selbst soll in seiner endgültigen Version nur halb so groß sein wie eine Streichholzschachtel. Es würde dann kaum sichtbar im Armaturenbrett sitzen. Die Genauigkeit lässt sich außerdem noch weiter steigern: Mit vier oder gar sechs einzelnen Bilderfassern könnten bis zu 200 Bilder pro Sekunde aufgezeichnet werden. Ein solches System würde sich auch für Augenoperationen eignen, glauben die IDMT-Wissenschaftler.

Das Fraunhofer-Projekt ist indes nicht der einzige Versuch, Sekundenschlaf mittels Kameratechnik zu verhindern. Die Siemens-Tochter Osram Opto Semiconductors hat eine für den Menschen unsichtbare infrarote Leuchtdiode entwickelt, die das Gesicht des Fahrers bestrahlt. Ein auf ihre Wellenlänge abgestimmtes Kamerasystem liefert dann bei Tag und bei Nacht ein hervorragendes Bild, das sich über eine Bilderkennungssoftware auswerten lässt. Wirkt der Fahrer müde, wird gewarnt. (bsc)