Kernel-Log – Was 2.6.37 bringt (1): Grafik

Der Nouveau-Treiber beherrscht erstmals Power-Management und spricht den GeForce 320M an. Der Code für Intels Grafikkerne unterstützt die Video-Einheiten der in Kürze erwarteten Sandybridge-Prozessoren und einige Änderungen am Radeon-KMS-Treiber sollen dessen Performance verbessern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Vor einer Woche hat Linus Torvalds die dritte Vorabversion von Linux 2.6.37 veröffentlicht; sofern er sich trotz Thanksgiving und einer Reise nach Tokio an den üblichen Rhythmus hält, dürfte in Kürze die vierte Vorabversion von 2.6.37 folgen.

Die Fertigstellung der vermutlich Anfang Januar oder vielleicht schon Ende Dezember erwarteten Kernel-Version rückt damit langsam näher. Der jetzige Entwicklungsstand ähnelt der finalen Version allerdings schon stark, denn die Kernel-Hacker haben wie üblich am Anfang des Entwicklungszyklus alle größeren Neuerungen im Rahmen des Merge Window in den Hauptentwicklungszweig integriert. In der jetzigen Stabilisierungsphase fließen vorwiegend Fehlerkorrekturen, aber keine größeren Änderungen mehr ein, denn die könnten neue Fehler mit sich bringen.

Das Kernel-Log kann daher schon jetzt einen umfassenden Überblick über die größten Neuerungen der nächsten Kernel-Version geben. Wie üblich wird es die Informationen über mehrere Artikel verteilen, die sich nach und nach den verschiedenen Funktionsbereichen des Kernels widmet. Den Anfang der Serie "Was 2.6.37 bringt" machen die Änderungen rund um die Unterstützung für Grafikhardware; in den kommenden Wochen folgen Artikel zur Netzwerkunterstützung, zu Storage-Hardware, Dateisystemen, Architektur-Code, Treibern und einigen weiteren Funktionsbereichen.

Der Nouveau-Treiber unterstützt nun NVAF-Chips wie den auch MCP89 genannten GeForce 320M – ein Mainboard-Chipsatz mit integrierter Grafik, der etwa in einigen der aktuellen MacBooks steckt. Der Nouveau-Code spricht jetzt auch einige der Power-Management-Funktionen von GeForce-Grafikchips an; die Lüfterregelung aktiviert er aber weiterhin nicht, wodurch die Lüfter von Grafikkarten, die den Lüfter nicht autark regeln, stetig auf Höchstgeschwindigkeit laufen.

Der Code für Radeon-Grafikchips der Evergreen-Generation (HD 5000-Serie) bietet nun Blit-Unterstützung, was die Nutzung des Grafikspeichers jenseits der "PCI Aperture Size" ermöglicht sowie 2D- und 3D-Performance steigert. Letztere verbessert auch die auch für ältere Radeon-Grafikchips implementierte Writeback-Unterstützung.

Die Treiber für Intel-GPUs unterstützt nun den Ring Buffer der mit Grafikchip ausgestatteten Sandybridge-Prozessoren; Userland-Code kann darüber die Recheneinheiten zum De- und Encodieren von Video nutzen, welche die GPUs der Anfang nächsten Jahres erwarteten Intel-Prozessoren enthalten (1, 2). Der Intel-KMS-Treiber kann nun auch die Audio-Ausgabe via DisplayPort und HDMI aktivieren; gibt es bei der Erkennung der Audio-Fähigkeiten von via DP oder HDMI angeschlossenen Ausgabegeräten Probleme, kann man die Audio-Ausgabe nun auch manuell aktivieren (1, 2, 3) .

Für die GMA500-Grafik des Poulsbo-Chipsatzes von Intel bringt der Kernel nun einen minimalistischen Treiber zur Regelung der Bildschirmhelligkeit mit. Open-Source-Grafiktreiber oder einen universellen, für die gängigsten Mainstream-Distributionen einsetzbaren proprietären Grafiktreiber gibt es für diesen eher auf Embedded-Systeme ausgerichteten, aber auch in einigen Netbooks eingesetzten Chipsatz weiterhin nicht. Intel ist sich der Problematik durchaus bewusst und will sie langfristig beseitigen, wie der Kernel-Log-Author kürzlich von einem Intel-Mitarbeiter erfuhr – es blieb aber unklar, ob damit ein Treiber für die jetzigen oder Chipsätze gemeint ist oder ob nur zukünftige Chipsätze einen ordentlichen Linux-Treiber erhalten.