Stromausfall für Millionen Menschen in Europa

Am späten gestrigen Abend fiel in Teilen Deutschlands und Nachbarländern durch einen Fehler im deutschen Netz für etwa eine halbe Stunde der Strom aus. Einzelne Experten sahen Europa am Rande eines Blackouts.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1073 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

In Deutschland und angrenzenden westeuropäischen Ländern ist am Samstagabend gegen 22.10 Uhr der Strom für 30 bis 60 Minuten ausgefallen. Ursache war nach ersten Analysen eine Panne im deutschen Netz. Mehrere Millionen Menschen waren betroffen, Hunderttausende allein in Nordrhein-Westfalen, entlang des Rheins, in Bayern, Hessen und Thüringen. In Frankreich hatten mindestens fünf Millionen Menschen in auseinander liegenden Teilen des Landes und in der Hauptstadt Paris kurzzeitig keinen Strom. Ebenfalls ohne Elektrizität blieben hunderttausende Haushalte im belgischen Flandern, im Osten Österreichs und im Norden Italiens. Auch auf einige Regionen Spaniens und sogar Marokkos soll die Panne Auswirkungen gehabt haben.

Pierre Bornard, Vorstandsmitglied des französischen Zulieferers RTE, machte in einer ersten Stellungnahme eine Panne bei zwei Hochspannungsleitungen mit jeweils 400 000 Volt in Deutschland für den Stromausfall verantwortlich. Sie habe ein Energiedefizit im Netz ausgelöst, worauf die Überwachungscomputer Teile des Verbundsystems abgetrennt und abgeschaltet hätten, um dem Zusammenbruch der Spannung vorzubeugen. Seiner Meinung nach sei Europa nur knapp einem Total-Blackout entgangen. Bornard sprach in diesem Zusammenhang von einer Kettenreaktion und einem Kartenhaus-Phänomen. Auch ein Sprecher des Netzbetreibers RWE Rhein-Ruhr bestätigte eine zu geringe Kraftwerksleistung im Netz als Ursache.

Bisher sind keine Berichte über Verletzte oder größere Schäden bekannt geworden. Zahlreiche Fahrgäste mussten aus stecken gebliebenen Fahrstühlen befreit werden, Züge blieben auf offener Strecke stehen, Passagiere der Kölner Rheinseilbahn mussten in luftiger Höhe ausharren, die Feuerwehr sei durch Fehlalarme von Brandmeldern beschäftigt worden, hieß es in Fernseh- und Presseberichten. Über Schäden durch ausgefallene Computersysteme, Server und Internetverbindungen ist bisher nichts berichtet worden. (jes)