Infineon-Vorstandsmitglied tritt zurück

Im Zuge der Ermittlungen wegen Untreue und Steuerhinterziehung tritt Dr. Andreas von Zitzewitz als Vorstandsmitglied der Infineon Technologies AG zurück.

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  • dpa

Im Zuge der Ermittlungen wegen Untreue und Steuerhinterziehung ist Dr. Andreas von Zitzewitz als Vorstandsmitglied der Infineon Technologies AG zurückgetreten, dies teilte das Unternehmen am gestrigen Samstag mit. Dr. von Zitzewitz erkläre seinen Rücktritt, um das Unternehmen nicht mit den laufenden Untersuchungen zu belasten und sich voll auf das sich abzeichnende Verfahren zu konzentrieren, heißt es seitens Infineon.

Am vergangenen Freitag waren bei einer großangelegten Razzia die Münchener Konzernzentrale sowie 14 Büros und Privathäuser von Infineon-Vorständen und Geschäftspartnern in Deutschland und der Schweiz durchsucht und umfangreiche Befragungen durchgeführt worden. Dr. von Zitzewitz und der frühere Infineon-Manager Harald Eggers sollen von dem Betreiber der schweizerischen Sponsoring-Agentur BF Consulting, Udo Schneider, gemeinsam rund 300.000 Euro als Vermittlungsprovision für die Anwerbung von Sponsoring-Partnern bei Motorsportveranstaltungen erhalten und nicht versteuert haben.

Von Zitzewitz, sowie dem früheren Infineon-Manager Harald Eggers, der nun das Schweizer Technologieunternehmen Unaxis leitet, sowie dem Betreiber der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting Udo Schneider werden Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vorgeworfen, wie die Münchner Staatsanwaltschaft mitteilte. Der 2004 bei Infineon ausgeschiedene Eggers werde ebenfalls verdächtigt, Verträge gegen Zahlungen eingefädelt haben.

Auslöser für die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war eine Äußerung Schneiders vor dem Münchner Landgericht während der Verhandlung eines Rechtsstreits zwischen Schneiders Firma BF Consulting und Infineon. Dabei erwähnte er Zahlungen von 300 000 Euro an von Zitzewitz. Auf Grund dieser Bemerkung begann die Staatsanwaltschaft erste Ermittlungen. An der Großrazzia am Freitag waren etwa 100 Staatsanwälte, Polizeibeamte und Steuerfahnder beteiligt.

Die Ermittler gingen dem Verdacht nach, Infineon-Manager hätten Lieferanten gedrängt, zusammen mit dem Unternehmen Motorsport-Events zu sponsern, und dann aus den geflossenen Werbegeldern Vermittlungsprovisionen kassiert, die angeblich auch nicht versteuert wurden, berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Auch Ex- Infineon-Chef Schumacher werde als Zeuge geführt und sei am Freitag von den Ermittlern aufgesucht worden, heißt es.

Der Name Infineon lässt so manchen Kleinaktionär immer noch die Fäuste ballen: Vom Spitzenkurs von mehr als 90 Euro auf dem Höhepunkt der New-Economy-Blase im Jahr 2000 ist die Aktie unter 10 Euro abgeschmiert. Dabei ist der 1999 gegründete ehemalige Siemens-Ableger einer der führenden Anbieter im globalen Chip-Geschäft und sieht sich zum Beispiel als Weltmarktführer bei Halbleitern für herkömmliche Telekom-Infrastruktur.

Das Geschäft in der Branche - zum Beispiel mit Speicherchips, für die der zurückgetretene Andreas von Zitzewitz verantwortlich zeichnete - ist jedoch von extremen Schwankungen und Preisverfall geprägt. Im vergangenen Geschäftsjahr (30. September) erwirtschaftete Infineon mit mehr als sieben Milliarden Euro Umsatz gerade einmal 61 Millionen Euro Gewinn. Schon das wurde als Erfolg gefeiert: In den drei vorherigen Geschäftsjahren hatte Infineon Verluste von rund 2,5 Milliarden Euro angehäuft und tausende Jobs gestrichen.

In ruhigem Fahrwasser ist das Unternehmen auch jetzt noch nicht: Im zweiten Geschäftsquartal fiel wegen der Nachfrageschwäche bei Handy-Chips und Umbaukosten für die Kommunikationssparte wieder ein Verlust von 114 Millionen Euro an, der Umsatz schrumpfte um 12 Prozent. Es laufen weitere Sparprogramme. (dpa ()