Korruptionsskandal: Infineon prüft Schadenersatzansprüche

Infineon-Chef Wolfgang Ziebart übernimmt die Verantwortung für den Speicherchip-Bereich, den der zurückgetretene Andreas von Zitzewitz hatte, vorerst kommissarisch; dem Unternehmen waren die Vorwürfe gegen Zitzewitz schon seit längerem bekannt.

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Von
  • dpa

Nach dem Rücktritt von Vorstandsmitglied Andreas von Zitzewitz wegen Korruptionsvorwürfen prüft der Chip-Konzern Infineon mögliche Schadenersatzansprüche. "Wir prüfen, ob Infineon geschädigt wurde und werden dann entsprechende Maßnahmen einleiten", sagte ein Unternehmenssprecher am Montag in München. Ein Nachfolger für Zitzewitz ist bisher nicht gefunden. Infineon-Chef Wolfgang Ziebart übernimmt die Verantwortung für den Speicherchip-Bereich, die bisher Zitzewitz hatte, vorerst kommissarisch.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Zitzewitz und andere Manager wegen des Verdachts der Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung. Zitzewitz wird vorgeworfen, gegen Zahlung sechsstelliger Bestechungsgelder Sponsoring-Verträge im Motorsport-Bereich vermittelt zu haben. Nach einer umfangreichen Durchsuchungsaktion am Freitag bot Zitzewitz seinen Rücktritt an. Der Infineon-Aufsichtsrat nahm den Rücktritt an.

Dem Unternehmen waren die Vorwürfe gegen Zitzewitz schon seit längerem bekannt. Es habe bereits im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit dem Abgang von Ex-Chef Ulrich Schumacher Hinweise gegeben, sagte der Infineon-Sprecher. Diese habe der Konzern umgehend geprüft, aber keine Belege für ein Fehlverhalten Zitzewitzs gefunden.

Neue Nahrung erhielten die Spekulationen Anfang des Jahres, als der Betreiber der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting, Udo Schneider, vor dem Münchner Landgericht während der Verhandlung eines Rechtsstreits zwischen BF Consulting und Infineon die Zahlungen an Zitzewitz erwähnte. Auf Grund dieser Bemerkung begann die Staatsanwaltschaft erste Ermittlungen. An der Durchsuchung der Infineon-Zentrale und von 14 Büros und Privathäusern am Freitag beteiligten sich etwa 100 Staatsanwälte, Polizeibeamte und Steuerfahnder. Die Ermittlungen richten sich auch gegen Harald Eggers, der früher den Speicherbereich von Infineon leitete und heute den Schweizer Technologiekonzern Unaxis führt, sowie gegen BF Consulting-Chef Schneider. (dpa) / (jk)