Saarlands Bildungsminister fordert "Softhandy" gegen Verbreitung von Gewaltszenen

Während der bayerische Kultusminister Handys und Digitalgeräte an Schulen generell verbieten will, möchte sein saarländischer Kollege unter anderem, dass Handys mit einer Software gegen Gewalt- und Sexszenen ausgestattet werden.

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  • dpa

In der Debatte um Gewalt an Schulen hat der saarländische Bildungsminister Jürgen Schreier (CDU) die Hersteller von Mobiltelefonen zum Anbieten von ihm als "Softhandys" titulierten Mobiltelefonen aufgefordert, die keine Gewaltvideos verbreiten können. "Ich glaube, dass die großen Unternehmen der Branche hier eine Verantwortung für die junge Generation haben", sagte Schreier in einem dpa-Gespräch in Saarbrücken. Die "Softhandys" sollten beispielsweise keine Infrarot-Schnittstellen mehr haben.

"Es muss doch Möglichkeiten für Eltern geben, sich zu vergewissern, dass ihre Kinder solche Gewalt- und Sexszenen nicht besitzen", sagte Schreier. Eltern sollten über eine Art Gütesiegel erkennen können, dass ein Handy mit einer Software gegen Gewalt- und Sexszenen ausgestattet sei. Natürlich könne niemand verhindern, dass sie bei anderen gucken. "Das wird es immer geben, aber der Vervielfältigungseffekt und damit die Erreichbarkeit einer immer größeren Szene von Jugendlichen, die es eigentlich gar nicht machen würden, wird größer. Das ist das Problem."

Zudem fordert Schreier die Mobilfunkunternehmen auch auf, Verträge mit mehr Wahlmöglichkeiten zu gestalten. "Es muss klar erkennbar sein, dass ein Vertrag auch eine MMS-Funktion ausschließen kann", sagte Schreier. Damit können Handys auch Bilder und Videoclips verschicken. "Es kann nicht nur darum gehen, wie verdiene ich am meisten Geld", mahnte der Politiker. Die Unternehmen müssten ein Ethos entwickeln. Die Eltern und Großeltern könnten das vielfach gar nicht einschätzen.

"Attraktiv ist dieses Softhandy zunächst nicht, wenn man es an den vielen Funktionen misst", sagte der Bildungsminister. Es müsse daher so trendig gemacht werden, dass der junge Besitzer damit signalisiere: "Ich bin anders." "Es müssen sich mal Persönlichkeiten finden, dafür zu werben." Schreier hofft überdies auf einen Umkehrschub angesichts der laufenden Diskussion. "Es könnte ja auch ein pädagogischer Markt entstehen."

Der Politiker sprach sich gegen ein generelles Verbot von Mobiltelefonen an Schulen aus. Der bayerische Kultusminister hatte gerade nicht nur ein generelles Verbot der Handy-Nutzung an bayerischen Schulen angekündigt, sondern zusätzlich erklärt, dies auch auf andere Digitalgeräte wie MP3-Player ausdehnen zu wollen. Ein solches Verbot hält Schreier nicht generell für sinnvoll: "Es birgt die Gefahr, dass es nicht zu kontrollieren ist." Zudem sei für viele Eltern das Handy ein Stück Sicherheit und Gewissheit, dass sie wissen, wo ihre Kinder sind und wann sie heimkommen. "Ich bin dafür, dass der Handygebrauch im Schulgebäude und während des Unterrichts tabu ist." Schulen müssten sich dieser Frage stellen und mit den Eltern darüber diskutieren. (dpa) / (jk)