Evernote in Servernot [Update]

Der Notiz-Synchronisationsdienst Evernote scheint ins Schwitzen gekommen zu sein: Anwender berichten von Synchronisationsproblemen und verschwundenen Einträgen aus ihren Online-Notizbüchern. Schuld sei unter anderem der eigene Erfolg, so die Firma.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 59 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Wenn man Daten in der Cloud speichert, dann unter anderem deswegen, weil man überall darauf Zugriff haben und sich keine Gedanken um Backups machen will. So richtig der Schreck in die Knochen fährt den Nutzern aber dann, wenn die Cloud die Daten nicht mehr hergeben will. So geschehen für viele Nutzer des Notiz-und Dokumenten-Synchronisationsdienst Evernote: Er ist zeitweise aus dem Tritt geraten.

Wie einige Anwender berichteten, zerronnen ihnen frisch angelegte Notizen buchstäblich unter den Fingern, wenn der lokal installierte Client versuchte, sie mit dem Server zu synchronisieren. Öffneten sie ihren Online-Speicher über das Web-Interface von Evernote, gähnte ihnen nur ein leerer Zettelkasten entgegen. Bei anderen Nutzern hingegen schien der Synchronisationsdienst die ganze Zeit reibungslos zu funktionieren.

Die Status-Seite von Evernote erwähnt die Synchronisationsprobleme erstmals in einem Eintrag vom 5. Januar und spricht dabei von "Unterbrechungen bei Synchronisationsversuchen". Wie ein verlinkter Blog-Eintrag erläutert, hat man bei Evernote bei der Fehlersuche die eigene Server-Infrastruktur als Übeltäter ausgemacht, genauer die eingesetzten Load-Balancing-Server, die die Last der Synchronisationsanfragen geschickt auf die eigentlichen Server verteilen sollen.

Die Firma räumt ein, den Zeitpunkt verpasst zu haben, an dem die drei Jahre alten Load-Balancing-Server die Grenze ihrer Kapazität erreicht haben – Anfang der Woche waren die Rechner zu hundert Prozent ausgelastet, "schneller als erwartet", wie es von Evernote heißt. Die Firma führt dafür zwei Entwicklungen ins Feld: Zum einen habe man kürzlich begonnen, den gesamten Netzwerkverkehr auch für die Nutzer des Gratisangebots von Evernote per SSL zu sichern, was die Server zusätzlich belastet habe. Zum anderen macht man den eigenen Erfolg für die Panne mitverantwortlich: Insbesondere auf Mobilgeräten habe sich Evernote rapide verbreitet, die Zahl der Nutzer und damit der Synchronisationsanfragen sei in der jüngsten Vergangenheit sprunghaft angestiegen. Inzwischen habe man neue Load-Balancing-Server installiert.

Ein deutscher Sprecher von Evernote teilte heise online auf Nachfrage mit, dass es sich bei den verlorenen Notizen, von denen Anwender berichten, vermutlich ebenfalls um Auswirkungen der Synchronisierungsprobleme handle. Eine genauere Auskunft über die technischen Zusammenhänge und eine Antwort auf die Frage, ob Einträge nur vorübergehend oder dauerhaft verschwunden seien, seien aktuell nicht möglich. Bislang ist in Tests von heise online nach der Wiederherstellung der Verbindung zu den Evernote-Datenservern kein Datenverlust zu beklagen gewesen – sowohl im Web-Interface als auch in den mobilen und Desktop-Clients waren alle zuvor in Evernote gespeicherten Notizen und Dokumente wieder zugänglich.

[Update: Wie Evernote inzwischen mitteilte, war das Phänomen der zeitweise verschwundenen Notizen auf die Backup-Prozedur bei drei Servern zurückzuführen. Während des Backups hätte das Web-Interface keine Notizen angezeigt und dadurch sei der Eindruck entstanden, die Einträge hätten sich in Luft aufgelöst. Mittlerweile soll das Problem behoben sein.]

Ob das eigene Evernote-Konto von den Synchronisationsproblemen betroffen war oder aktuell immer noch ist, kann man übrigens über das Aktivitätsprotokoll herausfinden, das im Desktop-Client über den Menüpunkt "Hilfe" zu erreichen ist. (pek)