Seltene Erden: China entdeckt den Umweltschutz, Bitkom warnt vor höheren Gerätepreisen

Nach den Ausfuhrbeschränkungen erlässt China nun auch Umweltauflagen für die Förderung Seltener Erden. Da bislang kaum ein Hightech-Gerät ohne diese Rohstoffe produziert werden kann, erwartet der Branchenverband Bitkom Preissteigerungen und Lieferengpässe bei stark nachgefragten Geräten.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Nach den Ausfuhrbeschränkungen erlässt China auch "strenge" Umweltschutzauflagen für die Förderung Seltener Erden. Das Umweltministerium in Peking habe einen Entwurf mit schärferen Vorschriften für die Bergbauindustrie veröffentlicht, berichtet die Wirtschaftsnachrichtenagentur dpa-AFX unter Berufung auf die Tageszeitung China Daily. So sollen auch andere Grenzwerte für Abwässer beim Abbau dieser speziellen Rohstoffe gelten, die für Hightech-Produkte wie Handys, Laptops, Elektroautos oder Lasertechnik gebraucht werden. Die neuen Standards sollen von Februar an gelten und dürften die Ausfuhrpreise weiter erhöhen.

China beliefert den Weltmarkt mit über 95 Prozent der Seltenen Erden, die 17 chemische Elemente wie Europium, Lanthan und Neodym umfassen, hat aber seine Exporte stark gedrosselt. Die Ausfuhrquoten, die zu Preissteigerungen und Sorge über die weitere Versorgung wichtiger Industrien geführt hat, sind auch ein Thema beim Besuch von Chinas Vizepremier Li Keqiang in Berlin, der am Freitag von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) empfangen wird. Am Donnerstag hatte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) die Exportbeschränkungen kritisiert. Er forderte China auf, den Zugang zu Seltenen Erden nicht zu erschweren und die verhängten Maßnahmen zu überdenken.

China begründet die Drosselung der Exporte vor allem mit dem Umweltschutz und der bislang übermäßigen Ausbeutung der Rohstoffe. Der Umweltschutz sowie strategische und wirtschaftliche Erwägungen sind nach Angaben des Sektionschefs im Handelsministerium, Chao Ning, die Gründe, warum es sich China nicht mehr leisten könne, die Last der Versorgung für die Welt zu schultern, wie die China Daily zitiert. Obwohl die USA 15 Prozent der Weltreserven an Seltenen Erden besitzen würden, hätten sie die Förderung aus Kostengründen eingestellt und seien fast völlig von Lieferungen aus China abhängig.

Die chinesische Regierung sorgt sich auch darum, dass die eigenen Vorkommen an Seltenen Erden eines Tages erschöpft sein könnten. Das Land besitzt rund 30 Prozent der Weltreserven. Für dieses Jahr hat das Handelsministerium zunächst eine im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent niedrigere Quote für die erste Runde der Rohstoffexporte beschlossen. Je nach Zeitraum und Einbeziehung von Unternehmen, die nicht in chinesischer Hand sind, könnte der Rückgang aber bis zu 35 Prozent ausmachen. Üblicherweise gibt es noch eine weitere Runde mit neuen Quoten.

Der Branchenverband Bitkom warnt unterdessen vor einer Verteuerung von Hightech-Geräten. "Die Hersteller müssen sich mit steigenden Rohstoffpreisen und längeren Lieferzeiten auseinandersetzen", erklärte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer am Freitag. Es gebe kaum ein Hightech-Gerät, das ohne Seltene Erden hergestellt werden könne. "Die künstliche Verknappung kann zu Preissteigerungen und Lieferengpässen bei stark nachgefragten Geräten führen." Um die Rohstoffbasis zu sichern, fordert der Verband verstärkte Anstrengungen unter anderem im Recycling, spezielle Forschungsprogramme und Partnerschaften mit Förderländern nach dem Beispiel Japans.

"Seltene Erden sind für die deutsche Wirtschaft mindestens so wichtig wie Erdöl und Erze", verdeutlichte Scheer. Als Rohstoffquelle müsse deshalb verstärkt auch der Elektronikschrott herangezogen werden. "Wir müssen die Rohstoffkreisläufe schließen", betonte Scheer. "Das gelingt nur, wenn die Geräte einer professionellen Verwertung zugeführt werden können und nicht in den Hausmüll geworfen oder auf dunklen Wegen ins Ausland verschifft werden." Zweiter Bestandteil einer Strategie müsse die Bildung von Rohstoffpartnerschaften mit alternativen Förderländern sein. Darüber hinaus müsse die Forschung nach Alternativen gezielt vorangetrieben werden, heißt es beim Bitkom. (pmz)