Internet Engineering Task Force wird 25

Die IETF hat über 4500 grundlegende Protokolle auf der Basis des Internet Protokoll (TCP/IP) entwickelt, darunter etwa den Mailstandard SMTP.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 16 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von

Der zehnte Geburtstag der Wikipedia wurde in der vergangenen Woche ausgiebig gewürdigt; an die Organisation, die Dienste wie Wikipedia möglich gemacht hat, scheint hingegen fast niemand zu denken. Die Internet Engineering Task Force, die bis heute über 4500 grundlegende Protokolle auf der Basis des Internet Protokolls (TCP/IP) festlegte, vom Routingprotokoll BGP bis zum Mailstandard SMTP. Heute vor 25 Jahren diskutierten im kalifornischen San Diego die 21 Teilnehmer des vierten Treffens der Gateway Algorithms and Data Structure Task Force (GADS) die Satzung für die Internet Engineering Task Force (IETF). Den Entwicklern gilt dieses Treffen als Geburtsstunde der Standardisierungsorganisation.

Anders als bei der ISO oder der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) gibt es bei den inzwischen drei jährlichen Treffen der IETF keine Abstimmungen über neue Standardentwürfe: "Wir erkennen keine Könige, Präsidenten oder Wahlen an – wir glauben an groben Konsens und funktionierenden Code", lautet das Credo der IETF, die sich mit ihren Verfahren deutlich von anderen Standardisierungsorganisationen abhebt.

Ursprünglich getrieben von Forschern aus dem Umfeld der US-amerikanischen Defense Advance Research Project Agency (DARPA) und über Jahrzehnte klar US-dominiert, treffen sich die Entwickler ausgerechnet im Geburtstagsjahr kein einziges Mal im "Mutterland" und folgen erstmals offiziell der neuen Regel, je eines von drei Treffen in Nordamerika, Europa und Asien zu veranstalten. Geburtstag gefeiert wird im März in Prag, fürs Nordamerika-Treffen geht man ins Einreise-freundlichere Kanada und zum Abschluss des Jahres trifft man sich in Taipeh, sozusagen zur Demonstration von Unabhängigkeit gegenüber dem letzten Gastgeber im vergangenen Jahr, der Volksrepublik China.

Nach wie vor schicken große US-Unternehmen wie Cisco mehrere Dutzend Entwickler zur IETF. US-Behörden wie das National Institute für Standards and Technology (NIST) bedienen sich des IETF-Prozesses häufiger als Kollegen aus anderen Ländern. Der aktuelle IETF-Vorsitzende und Ko-Autor des Zertifikatsstandards X.509 (RFC 5280), Russ Housley, wird unter anderem von VeriSign und der National Security Agency (NSA) gesponsort.

Housley dankte in einer E-Mail zum heutigen Geburtstag den Teilnehmern, die mit ihrer Arbeit in den vergangenen 25 Jahren zum Erfolg der Organisation beigetragen haben."IETF-Standards unterstützen alle Aspekte des kontinuierlichen Wachstums und der Weiterentwicklung des Internet", schrieb Housley. Er unterstrich die Bedeutung des offenen Verfahrens und die kostenlose Verfügbarkeit der als "Request for Comment" (RFC) bezeichneten Standards. Berichte aus 25 Jahren IETF sammele man in den kommenden Monaten übrigens auf einer eigenen Seite, so Housely – na dann, Happy Birthday, IETF! (jes)