Digital Life Design: Eric Schmidt bittet um Erlaubnis zum Datensammeln

Der künftige Google-Verwaltungsratschef kündigte mehr als 1000 neue Stellen in Europa an. Durch das Smartphone sieht er das Versprechen von Bill Gates eingelöst, der mit dem Slogan "Information at your Fingertips" das Informationszeitalter einläutete.

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Von
  • Detlef Borchers

Zum Abschluss der Münchener Konferenz Digital Life Design (DLD) trat der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt in seiner neuen Rolle als Google-Botschafter auf. Schmidt, der vom Hausherren Hubert Burda als sein persönlicher "Held" tituliert wurde, wiederholte in weiten Teilen seine Rede von der Berliner Funkausstellung im vorigen Jahr. Darüber hinaus kündigte er an, sein Unternehmen werde in diesem Jahr mehr als 1000 neue Stellen in Europa schaffen, darunter mehrere hundert im Forschungs- und Entwicklungszentrum in München. "Wir hatten ein sehr, sehr gutes Jahr", sagte Schmidt, "aus diesen Gründen werden wir weiter investieren."

Mit Blick auf Konkurrenten wie Facebook sagte Schmidt: "Die Internet-Suche wird weiter sehr wichtig bleiben." Google werde sein Kerngeschäft mit Online-Werbung stärken, sagte der Manager in einem anschließenden Gespräch mit Journalisten und nannte dabei neben der Videoportal-Tochter YouTube auch die Display-Werbung, also die Platzierung von Anzeigen mit Bildern oder Videos auf Web-Seiten.

"Endlich macht die Technik das, was wir wirklich von ihr erwarten", erklärte Schmidt, der die Ära des Smartphones als "Iconic Turn" unserer Zeit feiern möchte. Das Smartphone sei die Einlösung des uralten Versprechens von Bill Gates, der einstmals mit dem Slogan "Information at your Fingertips" das Informationszeitalter einläutete. Mit den Smartphones und der Übertragungstechnik LTE werde eine Zeit anbrechen, in der niemand mehr alleine sei, in der sich niemand mehr langweilen müsse. Ideale Vertreter dieser Zukunft seien moderne Kinder, die nur noch zwei Zustände kennten, schlafend oder online, postulierte Schmidt.

Schmidt betonte mehrfach, ohne Erlaubnis der Smartphone-Nutzer werde nichts von Google gespeichert, verlinkt oder analysiert. Die Schilderung der heilen Google-Welt, die von den andächtig lauschenden Teilnehmern der Konferenz goutiert wurde, unterschlägt, dass Google nicht nur Daten sammelt. Die Google-Tochter YouTube, die in jeder Minute 35 Stunden Videomaterial speichert, hat gerade Aufnahmen von Ehssan Dariani gelöscht, einem der Stars früherer DLD-Konferenzen.

"Wir vergessen alles und der Computer erinnert sich an alles – mit Ihrer Erlaubnis", sagte Schmidt. Er erinnerte an den erreichten Wohlstand in der Welt, in der besonders in Asien Millionen aus der Armut in die Mittelklasse aufsteigen konnten. "Wir müssen daran arbeiten, diese Mittelklasse nun in die digitale Welt zu bringen, in der wir leben." (anw)